Unsere Medienöffentlichkeit ist offenbar eine degenerierte Kirche. Süchtig ist sie nach den Sünden der anderen, geizig gibt sie sich im Verzeihen. Sie führt gerne Sünder vor, klagt Beichten ein und verlangt Reue. Neben dem Kaloriensünder indes scheint es in unseren Tagen nur den Steuer-, vielleicht noch den Alkoholsünder zu geben. Der Rest ist die reine Engelschar.

An „Dopingbeichten“ herrscht 2013 kein Mangel, nicht nur Jenny Elvers-Elbertzhagen legte eine öffentliche „Alkoholbeichte“ ab, und „Steuersünder“ Uli Hoeneß hat den Behörden seine fiskalischen Verfehlungen „gebeichtet“. Hoeneß habe sich immerhin, erklärte der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans bei „Günther Jauch“ (ARD), „am Gemeinwesen versündigt“.

Die Allgegenwart religiöser Begrifflichkeit zeigt: Bedürfnisse, die von der Religion nicht gestillt werden – hier die Sehnsucht nach Bekenntnis, Vergebung und Umkehr –, wenden sich in ihr Gegenteil, trägt man sie auf den Marktplatz. Ist erst einmal die Talkshow zum Beichtstuhl geworden, findet keine Beichte mehr statt, sondern die Tribunalisierung einer fremden Schuld. Öffentliche Beichten sind keine Beichten, sondern Operationen am Sündenbock. Er wird in die Mitte einer Debatte gestellt, um die eigenen Versuchungen auf ihn abzuladen und abzufackeln, sie ihm stellvertretend auszutreiben. Gerne ist man Exorzist, bleiben nur die eigenen Hände sauber. Das „Gemeinwesen“ oder „der Staat“ oder das ominöse „Wir“ sind sehr eifersüchtige Götter. (Der ganze Text von Alexander Kissler steht hier im CICERO!)

» Auch lesenswert zum gleichen Thema auf der Achse: Danke, Uli!

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33 KOMMENTARE

  1. Ich glaube, bevor Hoeneß den Mund aufmacht endet er wie U. Barschel.
    Der Mann ist nicht dumm. Aber er verkehrt in höchsten Kreisen.

  2. Lieber vor den Türen anderer kehren als sich um die eigenen Baustellen zu kümmern! Oder: Mit dem Finger auf andere zeigen, obwohl man selbst den meisten Dreck am Stecken hat! Diese verlogene Moralvorstellung wird heutzutage nicht nur von vielen intensiv gelebt, sie wird auch noch in aller Öffentlichkeit gepredigt!

  3. Da sich das „Gemeinwesen“ heute auf die gesamte Menschheitsfamilie und vorzüglich unsere Feinde ausbreitet, ist jeder Euro, der nicht bei unseren Überlingen landet besser angelegt.

    Wenn der Staat zur Religion wird, wird er zur Tyrannei.

  4. Vor allem weiß unsere Polit“elite“ ganz genau, dass wir so ticken. Und die breite Öffentlichkeit lässt sich brav am Nasenring der Empörung hinter der Kampagne herziehen, während die eigentlichen Verbrechen ganz woanders passieren.

    Solange wir so ticken, geben wir Politik und Medien ein Werkzeug in die Hand, das sie gegen uns einsetzen können: zur Ablenkung, zum Einschüchtern vieler, zur Vernichtung Einzelner.

  5. Mit solchen Themen wollen sie doch nur von den wahren Problemen in Deutschland ablenken, deshalb wird alle paar Wochen eine neue Sau durchs Dorf getrieben!!!

  6. Na ja…das kann man sehen, wie man will. Jedenfalls hat Hoeness Mist gebaut. Und er hat sich nicht, wie im Eingang des Artikels suggestiert, als reuhmütiger Sünder selbst angezeigt, sondern um nach dem Scheitern des Steuerabkommens mit der Schweiz noch die letzte Ausfahrt zu kriegen. Insoweit sollte man die Dinge auch nicht Schönreden, bloss weil das so ins eigene Konzept passt.

    Nachdem sich zwischenzeitlich erstaunlich schnell viele „Freunde“ von ihm distanziert haben, liegt der Schluss nahe, dass da noch mehr kommen könnte.

  7. Als Daum wegen seiner Kokserei als Trainer in der Bundesliga erledigt war, hatte Hoeneß auch nicht gerade Mitleid.

    Machen wir uns nichts vor: Der FC Bayern ist ein großes Unternehmen. Da ist jemand in der Unternehmensführung, gegen den ein Haftbefehl besteht und der nur auf Kaution auf freiem Fuß ist, nicht tragbar. Hoeneß‘ Abgang von der Bühne ist nur noch eine Frage der Zeit.

  8. Die ganzen Shitstorms sind Ausdruck einer grossen Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Nach aussen muss man immer der erfolgreiche sein, dem alles gelingt, der Fernreisen machen kann usw. Im Innern sieht es häufig ganz anders aus, der ganze Luxus wird oft auf Pump finanziert, man verliert den Ueberblick und irgendwann kommt der Absturz. Um sein Selbstbewusstsein wieder aufzupolieren freut man sich diebisch, wenn man merkt, dass es dem Anderen, dem Nachbarn genauso geht. Die Freude wird um so grösser, je grösser das Ansehen, der gesellschaftliche Stand des gerade im Absturz befindlichen war. Jetzt kann man sein Selbstbewusstsein erst recht stärken indem man ihm am liebsten noch Tritte versetzt, damit er im Staub zu liegen kommt. Die psychischen Mechanismen sind immer die gleichen. Auch unsere Gesellschaft erzeugt immer wieder massenweise selbstwertgestörte Menschen, die am liebsten ihren ganzen Frust auf andere abladen würden. Anlässe sind dann die Abstürze Prominenter.
    Gleiches läuft im Islam ab, eine Ideologie, die den ganzen Menschen beherrscht. Die Vertreter merken aber schnell, dass in der modernen Welt sie mit ihrer mittelalterlichen Ideologie keine Chance haben und reagieren mit Gewalt auf alles, was ihrer Ideologie im Wege steht.
    Eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser menschlichen Abläufe ist sehr gut beim Milgram-Experiment zu sehen.

  9. Nicht schon wieder, hört auf den Hoeneß mit seiner Steuerphobie zu beweihräuchern, es gibt wichtigere Dinge.

  10. So ein Humbug. Wer auch nur etwas die Debatte dazu verfolgt, erkennt alles andere als eine „Hetzjagd“. Im Gegenteil, in jeder Sendung wird er in Schutz genommen und für seine Verdienste geehrt. Aber nachdem das dann nicht mehr zur eigenen Sicht passen würde, tut man eben so, als würde er „verfolgt“…

  11. #17 UelleGuel
    Auch in Deutschland kommt die Wahrheit langsam ans Licht:

    Einen „Tabubruch“ beging der deutsche Regierungsberater Kai Konrad in einem Interview mit der bundesdeutschen Tageszeitung Welt am Sonntag ( http://m.welt.de/article.do?id=wirtschaft%252Farticle115465647%252FRegierungsberater-sieht-Euro-Ende-in-fuenf-Jahren ). Konrad, Vorsitzender des Wissenschaftsbeirats beim Bundesfinanzministerium, sagte das Ende des Euros voraus. Nur mehr fünf Jahre gibt der erfahrene Ökonom der Eurozone in der derzeitigen Form.
    Gleichzeitig plädiert der Regierungsberater der schwarz-gelben Bundesregierung auch für ein Überdenken der Maastricht-Kritierien – etwa der Verschuldensobergrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Konrad möchte hier den Staaten mehr Gestaltungsraum geben, um flexibel auf wirtschaftspolitische Herausforderungen reagieren zu können. Er wünscht sich zudem ein Herausgehen des Bankensektors aus der Gläubigergemeinschaft gegenüber Staaten. Damit könnte das Risiko für die Banken minimiert werden, es läge dann bei anderen institutionellen Anlegern, die bei einer Finanzkrise nicht den gesamten Sektor in den Abgrund zögen.
    unzensuriert.at/content/0012532-Deutscher-Regierungsberater-sagt-Ende-des-Euro-voraus

  12. Hoeneß hat uns nur Geld “ nicht “ gezahlt, Steuern hat er genug bezahlt. Aber ALLE Politiker nehmen uns Geld “ weg „, siehe Diäten und Ehefrauen mit 5500 Brutto im Monat die der Steuerzahler abdrückt. Neben der Diät von 20.000,00 Euro im Monat für den Ehemann. Langsam schäme ich mich für diese Leute, ob Hoeneß oder Schmidt oder Wulff oder Özdemir etc. Schämen die sich Nicht?

  13. Wer seine Einnahmen unversteuert ins Ausland verschiebt ist ein Straftäter, der gegen die Interessen Deutschlands handelt.

    Hoeneß scheint das genau so zu sehen.
    Daher seine Selbstanzeige.

  14. Also, wenn wir überhaupt Steuern haben, dann müssen sie auch gerecht erhoben werden.

    D.h. entweder alle müssen entsprechend der Höhe ihres Einkommens Steuern zahlen oder aber überhaupt niemand.

    Aber wenn einige wie etwa Ulli Hoeness das „Privileg“ haben sollen, keine oder erheblich weniger Steuern zahlen zu müssen und dann schlussendlich die Mittelklasse die Steuerlast ganz oder überwiegend alleine „schultern“ soll, ist das einfach ungerecht!

    Wenn man was gegen Steuern hat, Steuern generell für eine „Zumutung“ hält, dann sollte man auch konsequenterweise für die grundsätzliche völlige Abschaffung der Steuererhebung für alle eintreten. Dass dann eben keiner mehr Steuern zahlen muss.

  15. von wegen „Scheinheilig“ Herr Hoeneß sollte 5 Jahre in den Knast gehen. Das wäre die gerechte Strafe

  16. Hoeneß hat versteuertes Einkommen in einem Nachbarstaat auf eine Bank gebracht und davon profitiert, dass dort keine Kapitalertragssteuer abgeführt wird. Was ist daran schlimm?
    Warum muss man in Deutschland überhaupt sein Einkommen mehrfach versteuern und das nur, weil der Staat nicht in der Lage ist, vernünftig mit dem Geld seines Souverän umzugehen?
    Die Politik wollte eine zwischenstaatliche Vereinbarung mit der Schweiz machen, wonach solche Zinsgewinne an der Quelle versteuert werden. Darauf hat Hoeneß gewartet und als die Politik auch das nicht auf die Reihe gebracht hat, hat er eine Selbstanzeige gemacht.
    Diese geheime Selbstanzeige wurde veröffentlicht, was allein schon eine Straftat darstellt.
    Ich frage mich, weshalb sich so viele über Hoeneß aufregen, statt das Steuersystem anzuklagen. Es ist doch eine Schweinerei, wenn wir den Banken Geld leihen, dafür kaum Zinsen bekommen, aber diese gleich wieder zu 1/4 versteuert werden. Zusätzlich kassiert der Staat von den Banken Steuern, die das geliehene Geld weiterverleihen und dafür kräftig Kreditzinsen kassieren.
    Ich hoffe, dass Ulli Hoeneß mit seinen guten Beziehungen endlich mal ein Umdenken erreicht. Aber all der Neid und die Entrüstungen über den Falschen werden dies wohl wieder verhindern.
    Übrigens geht es zwar um Hoeneß‘ Geld, aber hat er nicht einen Finanzberater, der ihm diese Art der Geldanlage vorgeschlagen und ermöglicht hat? Über diese Leute redet keiner, die sich mit Kunden wie Hoeneß eine goldene Nase verdienen, ihn dann aber im Regen stehen lassen.

  17. #26 Thomas_Paine

    Prof. Kirchhoff hatte ein gerechtes Steuersystem vorgeschlagen. Er wurde der Lächerlichkeit preisgegeben.
    Ich habe jedes Mal einen dicken Hals, wenn ich mein „Schmerzensgeld“ am Monatsende versteuert auf das Konto bekomme und dann erleben muß, wie ich jedes Mal, wenn ich dafür etwas kaufe oder eine Dienstleistung bezahle, dieses zum Teil dann mehrfach nochmals besteuert bekomme. Aber auch, wenn ich es für meine Altersvorsorge auf dem Konto liegen lasse, komme ich nicht ungeschoren davon und der Staat greift jährlich auch davon etwas ab, ohne mir eine vernünftige Gegenleistung zu gewähren.

  18. Herrn Kissler ist zu danken, den anderen Autoren die eine Lanze für U. Hoeneß gebrochen haben und auch der PI Red. daß sie auf diese raren aber trotzdem wichtigen Artikel hinweist. Wie man sieht hat diese „humanistisch“- SSozialistische Neidkampagne selbst bei vielen „Altgedienten“ PI- Kommentatoren gegriffen und sie in ihren Bann gezogen.
    Nochmal, Herr Hoeneß ist Leistungsträger, und die sollten das alles auch nicht um sonst tun. Unternehmertum ist mit viel Aufwand und auch Risiko verbunden. Und warum sollen diese nicht dafür belohnt werden und auch REICH sein. Ob mein Einkommen jetzt gerade über dem Existenzminimum dümpelt, oder ich im Monat noch dreitausend Kröten übrig habe stört mich weder, noch bringt es mich irgend wie weiter, wenn ich im Hinterkopf weiß, daß Herr Hoeneß REICH ist und 10 Mio. oder 100 Mio. auf einem Konto in der Schweiz oder in Buntland bei der Deutschen Bank hat. Ich würde mir höchstens die Frage stellen warum Herr Hoeneß sein Geld auf einem Schweizer Bankkonto hat und nicht bei der „Deutschen“ Bank in Buntland.
    Und wenn ich all die „humanistischen“ Studienabbrecher_innen der RotGrünen SSozialist_innen Front ansehe, die jetzt mit U. Hoeneß ein geeignetes Objekt für ihren vorgezogenen Wahlkampf gefunden haben, und mit Schaum vor dem Mund, einen neuen alten Feldzug gegen die REICHEN eröffnet haben, sich selber aber im Bundestag den Arsch wund sitzen, im Monat aber mit 14 000 €uronen + Spesen & Vergünstigungen beglücken und nach hause kutschieren lassen, dann überkommt mich das kalte kotzen.

    Neue alte deutsche Neidhammelei; sonst gar nichts !

    Im Westen nichts Neues…. :mrgreen:

  19. #30 7berjer (27. Apr 2013 00:09)

    Es ist nicht der Reichtum, der mich an Hoeneß stört. Es ist sein Charakter.

  20. Dem Autor dieser Zeilen sind übrigens der Fußball im Allgemeinen und Herr Hoeneß im Besonderen gleichgültig. Erprobtermaßen unfähig, einen Hydranten zu überdribbeln, und an der Beobachtung 90-minütiger Laufrituale mehrheitlich schlichter Gemüter mit proletoidem Hintergrund uninteressiert, scheinen mir nur die begleitenden Umstände der kollektiven Aufregung bemerkenswert.
    Der amerikanische Ökonom Thomas Sowell bringt den hinter der aktuellen Neiddebatte um Hoeneß steckenden Sachverhalt präzise auf den Punkt, wenn er feststellt: „Ich habe noch nie verstanden, warum es Gier genannt wird, das eigene, verdiente Geld behalten zu wollen, es aber keine Gier ist, sich das Geld anderer Leute aneignen zu wollen.“
    Ein Satz, den man allen Steinbrücks und der Phalanx der hauptberuflichen Desinformanten in den Hauptstrommedien ins Stammbuch schreiben sollte.

  21. Wenn jemand Steuern hinterzieht, finde ich das nicht ok. Auch Herr Hoeneß ist davon nicht ausgeschlossen. Jahreland fungierte er als Vorbild, Moralapostel oder wahlweise als gerngesehender Talkshowgast, der seine Meinung kundtat. Aber sein eigenes Vermögen schaffte er außer Landes, um es vor dem deutschen Fiskus zu „schützen“. Ja hallo? Der kleine Mann muss auch seine Steuern zahlen, und wenn er sie hinterzieht wird er auch bestraft. Vor dem Gesetz sind alle gleich, auch Herr Hoesneß hat sich an die Gesetze zu halten. Und mal ehrlich: Hoeneß wäre immmer noch Millionär, wenn er alles versteuert hätte. Ehrlichkeit und Anständigkeit ist leider bei solchen Personen wie ihm, kaum anzutreffen. Stattdessen ist er ein Heuchler und Lügner. Traurig, dass solche Leute in unserem Lande auch noch an entscheidenen Stellen sitzen, und sei es bei Bayern München.

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