[5]Am vergangenen Freitag erhielt Papst Franziskus den Karlspreis für seine angeblichen, leider nicht näher bekannten Verdienste um die europäische Einigung. Im Blick auf Europa ist dieser Papst bisher nur unangenehm aufgefallen, insbesondere durch seine oberlehrerhafte Art, völlig unbekannte Leute, die illegal an italienischen und griechischen Küsten anlanden, aus dem bloßen Augenschein pauschal zu „Flüchtlingen“ zu erklären und dann den Moralapostel zu spielen. Seine Rede zum Karlspreis ist intellektuell erstaunlich seicht. Sie ist ein streckenweise wirres Hin und Her zwischen verschiedensten Themen, einschließlich einem seltsamen Schwenk zur „verflüssigten Wirtschaft“, und strotzt nur so vor unsauberen, inhaltsleeren Phrasen. Hier die Satz für Satz-Analyse.
(Von R. Schmidt)
Sehr verehrte Gäste, herzlich heiße ich Sie willkommen und danke Ihnen, dass Sie da sind. Ein besonderer Dank gilt den Herren Marcel Philipp, Jürgen Linden, Martin Schulz, Jean-Claude Juncker und Donald Tusk für ihre freundlichen Worte.
Der Papst beginnt mit einem Dank an genau die Leute, die seit Jahren in der Verantwortung stehen und deshalb auch für das erbärmliche Erscheinungsbild verantwortlich sind, dass Europa und die „EU“ heute bieten. Selbstverständlich käme keiner dieser Typen auf die Idee, die Schuld und Mitschuld an diesem Erscheinungsbild bei sich selbst zu suchen. Leider kommt auch der Papst, Karlspreisträger und Spezialist für das Thema Schuld, nicht auf die Idee, diese Typen mal darauf anzusprechen, warum der Laden, den sie seit Jahren verantworten, Stück für Stück in die Brüche geht.
Ich möchte noch einmal meine Absicht bekräftigen, den ehrenvollen Preis, mit dem ich ausgezeichnet werde, Europa zu widmen: Wir wollen die Gelegenheit ergreifen, über dieses festliche Ereignis hinaus gemeinsam einen neuen kräftigen Schwung für diesen geliebten Kontinent zu wünschen.
Dem ist erstmal beizupflichten.
Die Kreativität, der Geist, die Fähigkeit, sich wieder aufzurichten und aus den eigenen Grenzen hinauszugehen, gehören zur Seele Europas. Im vergangenen Jahrhundert hat es der Menschheit bewiesen, dass ein neuer Anfang möglich war: Nach Jahren tragischer Auseinandersetzungen, die im furchtbarsten Krieg, an den man sich erinnert, gipfelten, entstand mit der Gnade Gottes etwas in der Geschichte noch nie dagewesenes Neues.
Im Grunde ist das alles richtig. „Noch nie dagewesenes Neues“ ist allerdings etwas übertrieben. Es hat in der Geschichte Europas zahllose Versuche gegeben, Europa zu einigen, nicht nur militärisch, sondern auch friedlich, und tatsächlich war Europa immer wieder für Jahrhunderte zumindest in großen Gebieten geeinigt.
Schutt und Asche konnten die Hoffnung und die Suche nach dem Anderen, die im Herzen der Gründerväter des europäischen Projekts brannten, nicht auslöschen. Sie legten das Fundament für ein Bollwerk des Friedens, ein Gebäude, das von Staaten aufgebaut ist, die sich nicht aus Zwang, sondern aus freier Entscheidung für das Gemeinwohl zusammenschlossen und dabei für immer darauf verzichtet haben, sich gegeneinander zu wenden. Nach vielen Teilungen fand Europa endlich sich selbst und begann sein Haus zu bauen.
Auch das kann man so unterschreiben. Zu Recht betont er, dass die „freie Entscheidung“ durch „Staaten“ erfolgte und nicht durch die Völker. Die hat man nämlich nie gefragt, sondern wie schon zu Zeiten der Donaumonarchie in der politischen Oberschicht alles unter sich ausgemacht.
Diese „Familie von Völkern“, die in der Zwischenzeit lobenswerterweise größer geworden ist, scheint in jüngster Zeit die Mauern dieses gemeinsamen Hauses, die mitunter in Abweichung von dem glänzenden Projektentwurf der Väter errichtet wurden, weniger als sein Eigen zu empfinden. Jenes Klima des Neuen, jener brennende Wunsch, die Einheit aufzubauen, scheinen immer mehr erloschen.
Ab jetzt gleitet der Papst leider ab und wird zum politischen Ideologen. Der „brennende Wunsch, die Einheit aufzubauen“, ist nicht erloschen. Es besteht heute in der „Familie von Völkern“ nur eine berechtigte Furcht davor, diese Einheit so aufzubauen, wie sich das die vom Papst begrüßten Typen Juncker, Schulz &Co vorstellen: als eine zentralistisch gesteuerte Einheit, in der die „Familie der Völker“ nach der Pfeife von Bürokraten in der Kommission zu tanzen hat und die demokratisch gewählten Parlamente nicht mehr gefragt werden. Raus aus der „EU“ heißt nicht raus aus der Idee einer europäischen Einigung!
Wir Kinder dieses Traumes sind versucht, unseren Egoismen nachzugeben, indem wir auf den eigenen Nutzen schauen und daran denken, bestimmte Zäune zu errichten.
Er selbst ist als Argentinier kein Kind dieses Traums. Der Rest ist Unsinn: Auf den eigenen Nutzen zu schauen, ist eine menschliche Selbstverständlichkeit und kein Egoismus. Dass Zäune in Europa errichtet werden, hat auch nichts mit Egoismus zu tun, sondern einfach damit, dass Brüssel nicht gewillt oder in der Lage ist, den vertraglich gemeinsam vereinbarten Schutz der Außengrenzen tatsächlich umzusetzen. Niemand müsste am Brenner einen Zaun bauen, wenn die italienische Regierung endlich ihre Marine einsetzen würde, um illegal einreisende Ausländer aus Afrika an der Überfahrt zu hindern. Niemand will einen Zaun am Brenner. Der Zaun am Brenner ist vielmehr ein Symbol des Scheiterns von Recht und Ordnung in der „EU“ derjenigen Typen, die vor dem Papst in der ersten Reihe sitzen. Das wäre ein Thema für eine Rede des Papstes gewesen!
Dennoch bin ich überzeugt, dass die Resignation und die Müdigkeit nicht zur Seele Europas gehören und dass auch die „Schwierigkeiten zu machtvollen Förderern der Einheit werden können“.
Resignation? Müdigkeit? Das ist vielleicht im Vatikan so oder in seiner Heimat Südamerika, wo man Siesta hält, aber nicht in Europa. Europa ist quicklebendig. Der Teilsatz in Gänsefüßchen ist grammatikalisch eine Herausforderung und inhaltlich eine Plattitüde.
Im Europäischen Parlament habe ich mir erlaubt, von Europa als Großmutter zu sprechen. Zu den Europaabgeordneten sagte ich, dass von verschiedenen Seiten der Gesamteindruck eines müden und gealterten Europa, das nicht fruchtbar und lebendig ist, zugenommen hat, wo die großen Ideale, welche Europa inspiriert haben, ihre Anziehungskraft verloren zu haben scheinen; ein heruntergekommenes Europa, das seine Fähigkeit, etwas hervorzubringen und zu schaffen, verloren zu haben scheint.
Welche großen Ideale meint er? Europa hat Hunderte von Idealen hervorgebracht, es bringt noch immer jeden Tag große Ideale hervor, auch wenn viele dieser Ideale Tagträume sind. Der Multikulturalismus ist ein großes Ideal – aber das Recht auf sein eigenes Land und ein Recht auf Schutz vor fremder Landnahme sind auch große Ideale. Und Europa hat die Fähigkeit, etwas hervorzubringen und zu schaffen, verloren? Hat sein Argentinien oder ganz Südamerika überhaupt jemals irgendetwas hervorgebracht oder geschaffen? Trotzdem würde er Südamerika vermutlich nicht als müde, unfruchtbare Großmutter bezeichnen.
Ein Europa, das versucht ist, eher Räume zu sichern und zu beherrschen, als Inklusions- und Transformationsprozesse hervorzubringen;
Europa hat immer Räume gesichert, es hat immer Räume beherrscht – vor hundert Jahren fast die ganze Welt. Und jedes Land sichert Räume und beherrscht Räume, auch Argentinien tut das. Räume zu sichern und Räume zu beherrschen ist die natürliche Aufgabe jeden Staates. Der Zusammenhang zwischen dem Sichern von Räumen und „Inklusion- und Transformationsprozessen“, was immer das konkret sein soll, bleibt unklar.
ein Europa, das sich „verschanzt“, anstatt Taten den Vorrang zu geben, welche neue Dynamiken in der Gesellschaft fördern – Dynamiken, die in der Lage sind, alle sozialen Handlungsträger (Gruppen und Personen) bei der Suche nach neuen Lösungen der gegenwärtigen Probleme einzubeziehen und dazu zu bewegen, auf dass sie bei wichtigen historischen Ereignissen Frucht bringen.
Jeden Tag trudeln Tausende von Ausländern aus aller Welt illegal in Europa ein, Europa nimmt sie alle auf, füttert sie auf Kosten der Eingeborenen jahrelang durch und baut ihnen Wohnungen in Blankenese – das soll „Verschanzen“ sein? Und die „neuen Dynamiken“ einer muslimischen Masseneinwanderung haben vor uns bereits Armenier und Griechen in Anatolien, die Buddhisten in Pakistan und die Hindus in Java kennengelernt, warum sollen wir Europäer uns jetzt denselben lebensgefährlichen Risiken dieser „neuen Dynamiken“ aussetzen? Und welche „neuen Lösungen der gegenwärtigen Probleme“ haben die nach Südamerika einwandernden Spanier denn damals den dort lebenden Indios mitgebracht? Und obendrein: „Bei wichtigen historischen Ereignissen Frucht bringen“ – die heute illegal nach Europa einreisenden Personen sind doch selber das „wichtige historische Ereignis“, wie sollen diese Leute bei sich selber „Frucht bringen“? Ein unglaubliches Geschwafel.
Ein Europa, dem es fern liegt, Räume zu schützen, sondern das zu einer Mutter wird, die Prozesse hervorbringt.
Wenn man keine Räume schützt, bringt man Prozesse hervor? Wie bitte? Übt sich der Papst hier in Formulierungen aus dem Beratersprech? Und warum soll Europa aufhören, zu schützen?
Was ist mit dir los, humanistisches Europa, du Verfechterin der Menschenrechte, der Demokratie und der Freiheit? Was ist mit dir los, Europa, du Heimat von Dichtern, Philosophen, Künstlern, Musikern, Literaten? Was ist mit dir los, Europa, du Mutter von Völkern und Nationen, Mutter großer Männer und Frauen, die die Würde ihrer Brüder und Schwestern zu verteidigen und dafür ihr Leben hinzugeben wussten?
Eine schöne Theatralik, aber komplett inhaltsleer. Was los ist mit Europa? Gar nichts ist los mit Europa. Soll Europa darauf verzichten, Regeln für die geordnete Einreise von Ausländern zu erstellen, nur weil Schiller „Das Lied von der Glocke“ gedichtet hat? Was hat das Lied von der Glocke mit der Einreise von Ausländern aus Afrika zu tun? Verzichtet Argentinien auf seine Visa-Bestimmungen, nur weil man dort den Tango erfunden hat? „Mutter, Brüder, Schwestern, das Leben hingeben“ – aufgeblasenes Pathos!
Der Schriftsteller Elie Wiesel, Überlebender der Nazi-Vernichtungslager, sagte, dass heute eine „Transfusion des Gedächtnisses“ grundlegend ist.
Oben hatten wir die „Inklusionen“ und „Transformationen“, jetzt kommen die „Transfusionen“ – alles verwaschenes Beratersprech.
Es ist notwendig, „Gedächtnis zu halten“, ein wenig von der Gegenwart Abstand zu nehmen, um der Stimme unserer Vorfahren zu lauschen. Das Gedächtnis wird uns nicht nur erlauben, nicht dieselben Fehler der Vergangenheit zu begehen (vgl. Evangelii gaudium, 108),
Richtig: Genau deshalb sollten wir keine Türken nach Europa hereinlassen, wie damals die Byzantiner die Türken nach Anatolien hereingelassen hat. Es sei denn, wie möchten am Ende die gleichen „neuen Dynamiken der Gesellschaft“ erleben, die die Armenier 1915 erlebt haben, nachdem sie vorher jahrzehntelang vergeblich versucht hatten, alle „sozialen Handlungsträger bei der Suche nach neuen Lösungen der gegenwärtigen Probleme einzubeziehen“.
sondern gibt uns auch Zutritt zu den Errungenschaften, die unseren Völkern geholfen haben, die historischen Kreuzungswege, denen sie begegneten, positiv zu beschreiten. Die Transfusion des Gedächtnisses befreit uns von der oft attraktiveren gegenwärtigen Tendenz, hastig auf dem Treibsand unmittelbarer Ergebnisse zu bauen, die „einen leichten politischen Ertrag schnell und kurzlebig erbringen [könnten], aber nicht die menschliche Fülle aufbauen“ (ebd., 224).
In jedem Schulaufsatz würde dieser Absatz rot angestrichen: unverständlich, unklar, schlecht.
Zu diesem Zweck wird es uns gut tun, die Gründerväter Europas in Erinnerung zu rufen. Sie verstanden es, in einem von den Wunden des Krieges gezeichneten Umfeld nach alternativen, innovativen Wegen zu suchen. Sie hatten die Kühnheit, nicht nur von der Idee Europa zu träumen, sondern wagten, die Modelle, die bloß Gewalt und Zerstörung hervorbrachten, radikal zu verändern. Sie wagten, nach vielseitigen Lösungen für die Probleme zu suchen, die nach und nach von allen anerkannt wurden.
Das hat er oben schon einmal gesagt.
Robert Schuman sagte bei dem Akt, den viele als die Geburtsstunde der ersten europäischen Gemeinschaft anerkennen: „Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen.“ Gerade jetzt, in dieser unserer zerrissenen und verwundeten Welt, ist es notwendig, zu dieser Solidarität der Tat zurückzukehren, zur selben konkreten Großzügigkeit, der auf den Zweiten Weltkrieg folgte, denn – wie Schuman weiter ausführte – „Der Friede der Welt kann nicht gewahrt werden ohne schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen.“
„Solidarität der Tat“, „schöpferische Anstrengungen, die der Größe der Bedrohung entsprechen“: Das kann alles Mögliche bedeuten – auch ein gemeinsamer Befreiungsschlag gegen die „EU“-Politik der islamischen Landnahme. Die Landnahme schafft ja gerade nicht „Frieden“, sondern brennende Städte in Europa, sie schafft „Unfrieden“ in einem vorher friedlichen und sicheren Paris, Brüssel, Stockholm und Köln. Den Absatz könnte genauso auch Lutz Bachmann auf einer Pegida-Demo vortragen.
Die Pläne der Gründerväter, jener Herolde des Friedens und Propheten der Zukunft, sind nicht überholt: Heute mehr denn je regen sie an, Brücken zu bauen und Mauern einzureißen. Sie scheinen einen eindringlichen Aufruf auszusprechen, sich nicht mit kosmetischen Überarbeitungen oder gewundenen Kompromissen zur Verbesserung mancher Verträge zufrieden zu geben, sondern mutig neue, tief verwurzelte Fundamente zu legen. Wie Alcide De Gasperi sagte: „Von der Sorge um das Gemeinwohl unserer europäischen Vaterländer, unseres Vaterlandes Europa gleichermaßen beseelt, müssen alle ohne Furcht eine konstruktive Arbeit wieder neu beginnen, die alle unsere Anstrengungen einer geduldigen und dauerhaften Zusammenarbeit erfordert.“
Nochmal für den Papst zum Mitschreiben: Wir würden auch heute noch in Europa sehr gerne Brücken bauen und Mauern niederreißen, wenn unsere Regierungen unsere Außengrenzen wirksam und ordnungsgemäß schützen würden. Wer sichere Außengrenzen hat, braucht keine Innengrenzen. Ist das denn so schwer zu begreifen?
Diese Übertragung des Gedächtnisses macht es uns möglich, uns von der Vergangenheit inspirieren zu lassen, um mutig dem vielschichtigen mehrpoligen Kontext unserer Tage zu begegnen und dabei entschlossen die Herausforderung anzunehmen, die Idee Europa zu „aktualisieren“ – eines Europa, das imstande ist, einen neuen, auf drei Fähigkeiten gegründeten Humanismus zur Welt zu bringen: Fähigkeit zur Integration, Fähigkeit zum Dialog und Fähigkeit, etwas hervorzubringen.
„Mehrpoliger Kontext“ – noch ein Begriff aus dem Beratersprech. Nach vielen blumigen Windungen, die man im Detail nicht nochmal lesen muss, findet der Papst nun wenigstens zu einer Art Gliederung seiner Rede: Integration, Dialog und die „Fähigkeit, etwas hervorzubringen“. Wir sind gespannt.
Fähigkeit zur Integration: Erich Przywara fordert uns mit seinem großartigen Werk Idee Europa heraus, sich die Stadt als eine Stätte des Zusammenlebens verschiedener Einrichtungen auf unterschiedlichen Ebenen vorzustellen. Er kannte jene reduktionistische Tendenz, die jedem Versuch, das gesellschaftliche Gefüge zu denken und davon zu träumen, innewohnt. Die vielen unserer Städte innewohnende Schönheit verdankt sich der Tatsache, dass es ihnen gelungen ist, die Unterschiede der Epochen, Nationen, Stile, Visionen in der Zeit zu bewahren.
Das ist unbestreitbar eine Stärke europäischer Städte, auch wenn man beim „Nationen“ deutlich regional differenzieren muss. In Westeuropa hat es in den Städten „Unterschiede der Nationen“ nämlich nur in Ausnahmefällen gegeben: im gewaltsam von Arabern eroberten und dann wieder zurückerkämpften Spanien und in den ehemals deutschen Städten westlich des Rheins, die eines Tages französisch landgenommen wurden. Überall sonst in Westeuropa sind die Städte geprägt durch jahrhundertelange nationale Kontinuität und Homogenität. Vermutlich aber geht es dem Papst mit diesem Einschub der „Nationen“ sowieso nicht um eine Erinnerung an die einstige Multinationalität der osteuropäischen Städte in der Habsburgerzeit, sondern – wir ahnen es bereits – um das brandaktuelle Thema der Integration von nichteuropäischen Nationen in europäische Städte.
Es genügt, auf das unschätzbare kulturelle Erbe Roms zu schauen, um noch einmal zu bekräftigen, dass der Reichtum und der Wert eines Volkes eben darin wurzelt, alle diese Ebenen in einem gesunden Miteinander auszudrücken zu wissen.
„Unterschiede der Epochen, Stile und Visionen“ trifft für Rom zu, Unterschiede der „Nationen“ nicht. In Rom wird seit 3000 Jahren nur Lateinisch-Italienisch gesprochen, es hat dort außer der lateinisch-italienischen nie eine andere Nation gegeben. Übrigens: „Wert eines Volkes“ hätte ein Lutz Bachmann ganz sicher nicht sagen dürfen.
Die Reduktionismen und alle Bestrebungen zur Vereinheitlichung – weit entfernt davon, Wert hervorzubringen – verurteilen unsere Völker zu einer grausamen Armut:
„Vereinheitlichung“ bringt also keinen Wert hervor – und das aus dem Munde eines Karlspreisträgers? Hat er nicht vorhin selbst vom „brennenden Wunsch der Einheit“ gesprochen? Und jetzt verurteilt „Vereinheitlichung“ die „Völker“ zu grausamer Armut?
jene der Exklusion. Und weit entfernt davon, Größe, Reichtum und Schönheit mit sich zu bringen, ruft die Exklusion Feigheit, Enge und Brutalität hervor. Weit entfernt davon, dem Geist Adel zu verleihen, bringt sie ihm Kleinlichkeit.
Wer nicht Latein kann: „Exclusio“ bedeutet Ausschluss. Ausschluss kann alles Mögliche sein, es ist ein wertneutraler Begriff. Es kann völlig richtig sein, etwa einen Verbrecher von der Gesellschaft „auszuschließen“. Das bedeutet nicht, dass die Gesellschaft durch den Ausschluss des Verbrechers „brutaler“ oder „enger“ wird. Der ganze Satz ist inhaltlicher Unsinn.
Die Wurzeln unserer Völker, die Wurzeln Europas festigten sich im Laufe seiner Geschichte. Dabei lernte es, die verschiedensten Kulturen, ohne sichtliche Verbindung untereinander, in immer neuen Synthesen zu integrieren. Die europäische Identität ist und war immer eine dynamische und multikulturelle Identität.
Wer es vergessen hat: Hier spricht ein Papst, der Chef des Christentums. „Verschiedenste Kulturen ohne sichtliche Verbindung zueinander“ – sein eigenes Christentum war genau diese „sichtliche Verbindung“ aller Völker in Europa und zwar schon seit dem frühen Mittelalter! Die „europäische Identität“ war bis zur Aufklärung immer eine ausdrücklich christliche Identität, und zwar in Frankreich, Spanien und England, im Deutschen Reich genauso wie in Polen und Litauen. Europa war immer mehrsprachlich, es war politisch immer differenziert – aber es war religiös-kulturell immer eine Einheit. Die europäische Identität war ganz sicher immer multinational, aber sie war nie multikulturell, sondern kulturell immer homogen, christlich-abendländisch. Wer hat dem Papst diese Rede geschrieben?
Die Politik weiß, dass sie vor dieser grundlegenden und nicht verschiebbaren Arbeit der Integration steht.
Wie schon zu ahnen war, geht es in diesem ganzen Abschnitt sowieso nur oberflächlich um die innereuropäische Integration, tatsächlich spricht der Papst zwischen den Zeilen über die Integration der Muslime. Denn man braucht keine „grundlegende Arbeit“, um einen Polen nach Europa zu integrieren, auch einen Finnen oder Portugiesen nicht. Die wissen alle, dass sie Europäer sind und stehen zum ganz großen Teil auch hinter der Idee der europäischen Einigung – allerdings nicht unbedingt einer Einigung durch diese „EU“. Der besonderen Erwähnung und „Arbeit“ wert ist Integration also nur, wenn es um die unübersehbar gescheiterte Integration der muslimischen Gastarbeiter und Asylanten geht – sofern diese überhaupt dauerhaft in Europa bleiben sollen.
Wir wissen: „Das Ganze ist mehr als der Teil, und es ist auch mehr als ihre einfache Summe.“ Dafür muss man immer arbeiten und „den Blick ausweiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt“ (Evangelii gaudium, 235).
Allgemeinplätze auf dem Niveau von Kalendersprüchen. Du fehlst uns, Benedikt XVI!
Wir sind aufgefordert, eine Integration zu fördern, die in der Solidarität die Art und Weise findet, wie die Dinge zu tun sind, wie Geschichte gestaltet werden soll.
Um diesen verschrobenen Satz in verständliche Worte zu übersetzen: Solidarität soll die Leitlinie der Integration sein (von wem in was?), solidarische Integration (Integration der Italiener nach Europa oder der muslimischen Gastarbeiter nach Europa?) soll die Geschichte gestalten.
Es geht um eine Solidarität, die nie mit Almosen verwechselt werden darf, sondern als Schaffung von Möglichkeiten zu sehen ist, damit alle Bewohner unserer – und vieler anderer – Städte ihr Leben in Würde entfalten können. Die Zeit lehrt uns gerade, dass die bloß geographische Eingliederung der Menschen nicht ausreicht, sondern dass die Herausforderung in einer starken kulturellen Integration besteht.
Er spricht von der „geographischer Eingliederung der Menschen“ – also geht es jetzt ganz konkret um die Integration der sogenannten „Flüchtlinge“. Was meint er mit „kultureller Integration“? Meint er als Chef des Christentums damit auch die Integration der „Flüchtlinge“ in das Christentum? Oder die kulturelle Integration in die europäische Kultur der Aufklärung? Oder genügt ihm als „kulturelle“ Integration, wenn zugereiste Personen sich an die Gesetze halten und niemandem das Handy klauen oder den Frauen der Eingeborenen nicht ungefragt den Finger in die Vagina schieben? Hier hätte man von einem Papst gern mehr Konkretes erfahren, was das aus Sicht eines Papstes denn genau sein soll, die „kulturelle Integration“.
Auf diese Weise wird die Gemeinschaft der europäischen Völker die Versuchung überwinden können, sich auf einseitige Paradigmen zurückzuziehen und sich auf „ideologische Kolonialisierungen“ einzulassen.
„Paradigmen“, „Kolonialisierungen“– schwere Worte. „Ideologische Kolonialisierungen“ – großer Gott!
So wird sie vielmehr die Größe der europäischen Seele wiederentdecken, die aus der Begegnung von Zivilisationen und Völkern entstanden ist, die viel weiter als die gegenwärtigen Grenzen der Europäischen Union geht und berufen ist, zum Vorbild für neue Synthesen und des Dialogs zu werden.
Aus welchen konkreten Begegnungen mit welchen konkreten Völkern, die jenseits der Grenzen der „EU“ leben, ist die „europäische Seele“ entstanden? Meint er die Russen? Sind die Russen nicht ein Teil der europäischen Kultur? Und welche „Begegnungen“ mit Russen sollen das gewesen sein? Waren die Begegnungen mit Russen, sofern es auf Ebene der einfachen Leute überhaupt welche gab, nicht überwiegend kriegerisch? Nein: die europäische Seele ist im alten Griechenland, im alten Rom, im mittelalterlichen Deutschen Reich, in Frankreich, in England, in Spanien, in Polen entstanden – heute alles Mitglieder der „EU“. Außerhalb der „EU“ ist nichts, was die „europäische Seele“ geprägt hat. Oder geht es ihm hier zwischen den Zeilen wieder um etwas ganz anderes? Wirbt er indirekt für einen „EU“-Beitritt der Türkei?
Das Gesicht Europas unterscheidet sich nämlich nicht dadurch, dass es sich anderen widersetzt, sondern dass es die Züge verschiedener Kulturen eingeprägt trägt und die Schönheit, die aus der Überwindung der Beziehungslosigkeit kommt.
Zum Glück für Europa haben wir uns im 15. Jahrhundert den Mongolen widersetzt (tatsächlich hatten wir nach der Niederlage echtes Glück!)), zum Glück haben wir uns im 16. und 17. Jahrhundert den Türken widersetzt. Sonst wäre das „Gesicht Europas“ nämlich nie entstanden. Und was dieser seltsame Ausdruck „Überwindung der Beziehungslosigkeit“ hier soll? War Europa, das vierhundert Jahre lang die ganze Welt beherrscht hat und intensivste Handelskontakte zu allen Erdteilen unterhielt, jemals irgendwie „beziehungslos“?
Ohne diese Fähigkeit zur Integration werden die einst von Konrad Adenauer gesprochenen Worte heute als Prophezeiung der Zukunft erklingen: „Die Zukunft der abendländischen Menschheit [ist] durch nichts, aber auch durch gar nichts, durch keine politische Spannung so sehr gefährdet wie durch die Gefahr der Vermassung, der Uniformierung des Denkens und Fühlens, kurz, der gesamten Lebensauffassung und durch die Flucht aus der Verantwortung, aus der Sorge für sich selbst.“
Immerhin stellt er zu Recht einen Zusammenhang her zwischen der offenbar gemeinten muslimischen „Integration“ (was das genau sein soll, hat er ja leider nicht gesagt) und der Zukunft der abendländischen Menschheit. Adenauers Zitat bezieht sich auf die gesellschaftliche „Vermassung“, einen komplett anderen Themenkontext, und hat hier eigentlich gar nichts zu suchen.
Die Fähigkeit zum Dialog:
Der zweite Abschnitt seiner Gliederung, wir können uns schon denken, was jetzt kommt, bleiben aber gespannt.
Wenn es ein Wort gibt, das wir bis zur Erschöpfung wiederholen müssen, dann lautet es Dialog. Wir sind aufgefordert, eine Kultur des Dialogs zu fördern, indem wir mit allen Mitteln Instanzen zu eröffnen suchen, damit dieser Dialog möglich wird und uns gestattet, das soziale Gefüge neu aufzubauen. Die Kultur des Dialogs impliziert einen echten Lernprozess sowie eine Askese, die uns hilft, den Anderen als ebenbürtigen Gesprächspartner anzuerkennen, und die uns erlaubt, den Fremden, den Migranten, den Angehörigen einer anderen Kultur als Subjekt zu betrachten, dem man als anerkanntem und geschätztem Gegenüber zuhört.
Endlich benennt er konkret, um was es in seiner Rede die ganze Zeit schon geht: die „Migranten“. Warum hat er das nicht schon oben genauso konkret gesagt? Wenigstens ist ihm das Publikum dankbar, weil es jetzt nicht mehr zwischen den Zeilen zuhören muss.
Es ist für uns heute dringlich, alle sozialen Handlungsträger einzubeziehen, um „eine Kultur, die den Dialog als Form der Begegnung bevorzugt,“ zu fördern, indem wir „die Suche nach Einvernehmen und Übereinkünften [vorantreiben], ohne sie jedoch von der Sorge um eine gerechte Gesellschaft zu trennen, die erinnerungsfähig ist und niemanden ausschließt“ (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 239).
Jede Menge Themen in einem einzigen Satz verpackt, das Publikum wird völlig überfrachtet. Gegen eine Kultur, die „den Dialog als Form der Begegnung bevorzugt“, ist nichts einzuwenden. Allerdings predigt er das den Bekehrten. Dass wir in Europa den Dialog als Form der Begegnung bevorzugen, sollte er lieber den Typen auf der Kölner Domplatte erzählen oder den Brandstiftern in einem brennenden französischen Banlieue. Aber das traut er sich nicht.
Der Frieden wird in dem Maß dauerhaft sein, wie wir unsere Kinder mit den Werkzeugen des Dialogs ausrüsten und sie den „guten Kampf“ der Begegnung und der Verhandlung lehren.
Auch diesen klugen Spruch sollte er den Eltern der Brandstifter in einem brennenden Banlieue über das Bett hängen.
Auf diese Weise werden wir ihnen eine Kultur als Erbe überlassen können, die Strategien zu umreißen weiß, die nicht zum Tod, sondern zum Leben, nicht zur Ausschließung, sondern zur Integration führen.
Die Europäer sind den „Migranten“ seit Jahrzehnten mit einer Kultur des Dialogs begegnet. Zum Dank hat man ihnen ihre Städte in Paris, London und Stockholm angezündet. Wenn die eine Seite auf Dialog setzt und die andere auf Gewalt, gewinnt in dieser Begegnung immer die Seite der Gewalt. Aber er ist Christ, und diese Erfahrung hat schon Jesus Christus am eigenen Leibe erlitten. Genau diese Erfahrung, dass die Gewalt immer stärker ist als der Dialog, ist die zentrale Erfahrung des Christentums.
Diese Kultur des Dialogs, die in alle schulischen Lehrpläne als übergreifende Achse der Fächer aufgenommen werden müsste,
Diese Kultur des einseitigen Dialogs ist seit Jahrzehnten bis zum Erbrechen Bestandteil aller Lehrpläne aller Schulen im heutigen Europa. Das kann er natürlich nicht wissen, weil er in Argentinien zur Schule gegangen ist.
wird dazu verhelfen, der jungen Generation eine andere Art der Konfliktlösung einzuprägen als jene, an die wir sie jetzt gewöhnen.
An welche „andere Art der Konfliktlösung“ gewöhnen „wir“ die junge Generation denn jetzt? Hat man die Lehrpläne der Schulen inzwischen auf eine Konfliktlösung durch Nicht-Dialog umgestellt? Und wer ist „wir“? Er selbst, Herr Juncker, Herr Schulz und Herr Tusk, die da alle gerade vor ihm sitzen?
Heute ist es dringend nötig, „Koalitionen“ schaffen zu können, die nicht mehr nur militärisch oder wirtschaftlich, sondern kulturell, erzieherisch, philosophisch und religiös sind. Koalitionen, die herausstellen, dass es bei vielen Auseinandersetzungen oft um die Macht wirtschaftlicher Gruppen geht. Es braucht Koalitionen, die fähig sind, das Volk vor der Benutzung durch unlautere Ziele zu verteidigen. Rüsten wir unsere Leute mit der Kultur des Dialogs und der Begegnung aus.
Erster Satz: Das Wort „Koalition“ ist immer ein strategisch-politischer Begriff, wie man das auf den Bereich der Philosophie, Kultur oder Religion übertragen soll, bleibt unerklärt. Zweiter Satz: Dass es bei Auseinandersetzungen auch um die Macht wirtschaftlicher Gruppen geht, ist eine Erkenntnis auf dem Niveau des ersten Semesters, wirkt hier völlig isoliert und bringt inhaltlich nicht weiter. Dritter Satz: Das hätte so wortwörtlich auch der Führer sagen können, von einem Papst hätte man hingegen gern erfahren, wie er das genau definiert, die „unlauteren Ziele“. Vierter Satz: Das tun wir schon seit Jahrzehnten, trotzdem hat man uns die Banlieues angezündet. Diese Aufforderung sollte er also weniger an „unsere Leute“, sondern die Leute der Brandstifter richten.
Die Fähigkeit, etwas hervorzubringen:
Jetzt sind wir mal gespannt, wie er dem größten Wirtschaftsraum der Welt, Europa, erklären möchte, dass er mehr hervorbringen soll.
Der Dialog und alles, was er mit sich bringt, erinnern uns daran, dass keiner sich darauf beschränken kann, Zuschauer oder bloßer Beobachter zu sein. Alle, vom Kleinsten bis zum Größten, bilden einen aktiven Part beim Aufbau einer integrierten und versöhnten Gesellschaft. Diese Kultur ist möglich, wenn alle an ihrer Ausgestaltung und ihrem Aufbau teilhaben. Die gegenwärtige Situation lässt keine bloßen Zaungäste der Kämpfe anderer zu. Sie ist im Gegenteil ein deutlicher Appell an die persönliche und soziale Verantwortung.
Leider sind wir Europäer derzeit Zaungäste von Kämpfen zwischen Migranten in unseren Städten und brennenden Migrantenvierteln in unserem eigenen Kontinent. Und wenn wir uns nicht mehr darauf beschränken wollen, „Zuschauer und bloße Beobachter“ zu sein, sondern diese „gegenwärtige Situation“ kritisieren, wirft uns als erstes seine Kirche eine falsche Gesinnung vor. Da er oben die Gelegenheit verpasst hat, uns zu erklären, was aus seiner Sicht genau eine „integrierte“ Gesellschaft sein soll, kann dieser Begriff je nach Interpretation auch für die kulturell homogene, friedliche, zivilisierte, sozial und politisch weitgehend versöhnte – und vielerorts intensiv katholische , sprich: integrierte Gesellschaft der 50er und frühen 60er Jahre stehen. Der Papst vergisst offenbar, dass Europa die von ihm gepredigte „integrierte und versöhnte Gesellschaft“ bereits hatte.
In diesem Sinne spielen unsere jungen Menschen eine dominierende Rolle. Sie sind nicht die Zukunft unserer Völker, sie sind ihre Gegenwart. Schon heute schmieden sie mit ihren Träumen und mit ihrem Leben den europäischen Geist. Wir können nicht an ein Morgen denken, ohne dass wir ihnen eine wirkliche Teilhabe als Träger der Veränderung und des Wandels anbieten. Wir können uns Europa nicht vorstellen, ohne dass wir sie einbeziehen und zu Protagonisten dieses Traums machen.
Das ist so alles richtig.
Kürzlich habe ich über diesen Aspekt nachgedacht, und ich habe mich gefragt: Wie können wir unsere jungen Menschen an diesem Aufbau teilhaben lassen, wenn wir ihnen die Arbeit vorenthalten? Wenn wir ihnen keine würdige Arbeiten geben, die ihnen erlauben, sich mit Hilfe ihrer Hände, ihrer Intelligenz und ihren Energien zu entwickeln? Wie können wir behaupten, ihnen die Bedeutung von Protagonisten zuzugestehen, wenn die Quoten der Arbeitslosigkeit und der Unterbeschäftigung von Millionen von jungen Europäern ansteigen? Wie können wir es vermeiden, unsere jungen Menschen zu verlieren, die auf der Suche nach Idealen und nach einem Zugehörigkeitsgefühl schließlich anderswohin gehen, weil wir ihnen hier in ihrem Land keine Gelegenheiten und keine Werte zu vermitteln vermögen?
Dass junge Leute keine Arbeit finden, ist vor allem ein südeuropäisches Problem. Dieses Problem hängt, Volkswirtschaft erstes Semester, mit der mangelnden Konkurrenzfähigkeit dieser Länder zusammen, die alle viel zu schlechte Produkte herstellen, diese schlechten Produkte aber wegen zu höher Löhne und einem zu starken Euro zu viel zu hohen Preisen anbieten – also kauft sie keiner. Die Hauptverantwortlichen für diese Politik einer brutalen Einheitswährung sitzen beim Papst während dieser Rede in der ersten Reihe.
„Die gerechte Verteilung der Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit ist keine bloße Philanthropie. Es ist eine moralische Pflicht“. Wenn wir unsere Gesellschaft anders konzipieren wollen, müssen wir würdige und lukrative Arbeitsplätze schaffen, besonders für unsere jungen Menschen.
Alles schön und gut, aber Wirtschaftswissenschaften sind nicht unbedingt die Kernkompetenz eines Papstes. Er sollte im eigenen Interesse lieber das Thema wechseln.
Das erfordert die Suche nach neuen Wirtschaftsmodellen, die in höherem Maße inklusiv und gerecht sind.
Wir wünschen dem Papst bei seiner Suche nach „neuen Wirtschaftsmodellen“ viel Erfolg. Lenin hat sie nicht gefunden, Mao hat sie nicht gefunden, Fidel Castro hat sie auch nicht gefunden, obwohl man all diesen Leuten wirklich glauben darf, dass sie ganz ernsthaft und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln danach gesucht haben.
Sie sollen nicht darauf ausgerichtet sein, nur einigen wenigen zu dienen, sondern vielmehr dem Wohl jedes Menschen und der Gesellschaft.
Das hätte so wortwörtlich auch von Stalin kommen können.
Und das verlangt den Übergang von einer „verflüssigten“ Wirtschaft zu einer sozialen Wirtschaft. Ich denke zum Beispiel an die soziale Marktwirtschaft, zu der auch meine Vorgänger ermutigt haben. Es ist nötig, von einer Wirtschaft, die auf den Verdienst und den Profit auf der Basis von Spekulation und Darlehen auf Zinsen zielt, zu einer sozialen Wirtschaft überzugehen, die in die Menschen investiert, indem sie Arbeitsplätze und Qualifikation schafft.
Ermutigt er hier zur „sozialen Marktwirtschaft“, in der ein Unternehmer ja auf „Profit“ und Zinsertrag zielt? Oder möchte er statt unserer sozialen Marktwirtschaft lieber eine „soziale Wirtschaft“, in der Gewinnstreben und Zins verboten sind? Und investiert ein Unternehmer in der sozialen Marktwirtschaft etwa nicht in Arbeitsplätze und Qualifikationen? In nahezu allen Unternehmen steigt mit dem Umsatz auch gleichzeitig die Zahl der Mitarbeiter, alle führenden Unternehmen investieren ständig in Aus- und Fortbildung. Hat er wirklich keine Ahnung vom modernen Wirtschaftsgeschehen der Gegenwart, oder tut er nur so?
Von einer „verflüssigten“ Wirtschaft,
Was für ein Gelaber!
die dazu neigt, Korruption als Mittel zur Erzielung von Gewinnen zu begünstigen,
Vielleicht gilt das für Südamerika – aber er spricht als Karlspreisträger in Europa, wo die Unternehmen gerade unter einem Bürokratiewust von Antikorruptions- und Compliance-Regeln erstickt werden.
müssen wir zu einer sozialen Wirtschaft gelangen, die den Zugang zum Land und zum Dach über dem Kopf garantiert.
Wer hat in Europa heutzutage denn keinen Zugang zu Land? Und wer braucht bei einem Bauernanteil von unter 1% in Westeuropa überhaupt noch Land? Will er eine neue Bodenreform, „Junkerland in Bauernhand“? Und das „Dach über dem Kopf“ in Form von Sozialwohnungen gibt es überall in Europa, der Staat zahlt Bedürftigen überall die Miete, sogar in Italien. Ist der Papst nicht ganz auf der Höhe der Zeit, oder war die Rede eigentlich für den Karlspreis von Südamerika gedacht?
Und dies mittels der Arbeit als dem Umfeld, in dem die Menschen und die Gemeinschaften »viele Dimensionen des Lebens ins Spiel (bringen können): die Kreativität, die Planung der Zukunft, die Entwicklung der Fähigkeiten, die Ausübung der Werte, die Kommunikation mit den anderen, eine Haltung der Anbetung.
Ja, Arbeit bedeutet naturgemäß: Kreativität, Planung der Zukunft, Entwicklung der Fähigkeiten, Ausübung der Werte, Kommunikation mit anderen und – wenn es denn sein muss – auch eine Haltung der Anbetung ins Spiel zu bringen. So what?
In der weltweiten sozialen Wirklichkeit von heute ist es daher über die begrenzten Interessen der Unternehmen und einer fragwürdigen wirtschaftlichen Rationalität hinaus notwendig, ‚dass als Priorität weiterhin das Ziel verfolgt wird, allen Zugang zur Arbeit zu verschaffen‘ « (Enzyklika Laudato si‘, 127).
Wir sind sehr gespannt, wie der Papst die wirtschaftliche Rationalität, dass ein Unternehmer erst Geld verdienen muss, um es dann – auch in Arbeiter – zu investieren, durch irgendeine andere, weniger „fragwürdige Rationalität“ ersetzen möchte. In Nordkorea arbeitet man übrigens auch an dem Thema.
Wenn wir eine menschenwürdige Zukunft anstreben wollen, wenn wir eine friedliche Zukunft für unsere Gesellschaft wünschen, können wir sie nur erreichen, indem wir auf die wahre Inklusion setzen: „die, welche die würdige, freie, kreative, beteiligte und solidarische Arbeit gibt“. Dieser Übergang (von einer „verflüssigten“ zu einer sozialen Wirtschaft) vermittelt nicht nur neue Perspektiven und konkrete Gelegenheiten zur Integration und Inklusion, sondern eröffnet uns von neuem die Fähigkeit von jenem Humanismus zu träumen, dessen Wiege und Quelle Europa einst war.
Der Absatz ist eine unglaubliche Aneinanderreihung von hohlen Phrasen und wirrem Zeug. Statt von „verflüssigter Wirtschaft“ zu predigen, hätte er sich auf Matthäus, Markus, Lukas und Johannes beschränken sollen, da kennt er sich wenigstens aus.
Am Wiederaufblühen eines zwar müden, aber immer noch an Energien und Kapazitäten reichen Europas kann und soll die Kirche mitwirken.
Die Kirche wirkt schon heute ständig mit, vor allem als politischer Lobbyverein für illegal einreisende Personen. Sie wirkt derzeit mehr mit, als für uns Europäer gut ist.
Ihre Aufgabe fällt mit ihrer Mission zusammen, der Verkündigung des Evangeliums. Diese zeigt sich heute mehr denn je vor allem dahin, dass wir dem Menschen mit seinen Verletzungen entgegenkommen, indem wir ihm die starke und zugleich schlichte Gegenwart Christi bringen, seine tröstende und ermutigende Barmherzigkeit.
Endlich kommt er zu einem Thema, von dem er wirklich etwas versteht. Man kann ihm nur zustimmen: die „schlichte Gegenwart Christi“ auch den unchristlichen Ungläubigen aus dem Nahen Osten zu bringen, genau das sollte die Aufgabe der Kirche sein. Leider verbietet die realexistierende Kirche von Papst Franziskus ihren Mitarbeitern jede „Mission“ und „Verkündigung des Evangeliums“ in Asylkasernen und widmet sich an vorderster Front dem Umbau von Kirchen in Moscheen.
Gott möchte unter den Menschen wohnen, aber das kann er nur mit Männern und Frauen erreichen, die – wie einst die großen Glaubensboten des Kontinents – von ihm angerührt sind und das Evangelium leben, ohne nach etwas anderem zu suchen.
Ja, so spricht ein Papst. Das Evangelium leben, ohne nach etwas anderem zu suchen. Das müsste nach diesen klaren Worten konsequenterweise auch für das „andere“ in Form des Korans gelten.
Nur eine Kirche, die reich an Zeugen ist, vermag von neuem das reine Wasser des Evangeliums auf die Wurzeln Europas zu geben. Dabei ist der Weg der Christen auf die volle Gemeinschaft hin ein großes Zeichen der Zeit, aber auch ein dringendes Erfordernis, um dem Ruf des Herrn zu entsprechen, dass alle eins sein sollen (vgl. Joh 17,21).
Solche Sätze hätte man gern mehr von ihm gehört.
Mit dem Verstand und mit dem Herz, mit Hoffnung und ohne leere Nostalgien, als Sohn, der in der Mutter Europa seine Lebens- und Glaubenswurzeln hat, träume ich von einem neuen europäischen Humanismus: „Es bedarf eines ständigen Weges der Humanisierung“, und dazu braucht es „Gedächtnis, Mut und eine gesunde menschliche Zukunftsvision“. Ich träume von einem jungen Europa, das fähig ist, noch Mutter zu sein: eine Mutter, die Leben hat, weil sie das Leben achtet und Hoffnung für das Leben bietet.
Gut gesprochen. „Das Leben achten“ ist eine klare Ansage gegen die Abtreibungs- und Euthanasie-Euphorie der politischen Klasse, die vor ihm in der ersten Reihe sitzt.
Ich träume von einem Europa, das sich um das Kind kümmert, das dem Armen brüderlich beisteht und ebenso dem, der Aufnahme suchend kommt, weil er nichts mehr hat und um Hilfe bittet.
Leider schon wieder der Schwenk zu seinem Lieblingsthema. Nochmal für den Papst zum Mitschreiben: Jemand, der „nichts mehr hat“, hat auch keine 10.000 Euro für einen Schlepper von Ghana nach Finnland. Und für jemanden, der „um Hilfe bittet“, sind die Welthungerhilfe und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen zuständig, das von den Regierungen der europäischen Länder (und allen anderen auch) mit genug Geld auszustatten ist, damit es diese Hilfe auch wirkungsvoll leisten kann.
Ich träume von einem Europa, das die Kranken und die alten Menschen anhört und ihnen Wertschätzung entgegenbringt, auf dass sie nicht zu unproduktiven Abfallsgegenständen herabgesetzt werden.
Dem kann man sich anschließen.
Ich träume von einem Europa, in dem das Migrantsein kein Verbrechen ist, sondern vielmehr eine Einladung zu einem größeren Einsatz mit der Würde der ganzen menschlichen Person.
Ja, da ist er schon wieder beim Thema. Und was für ein unglaublich dummer Unsinn ist dieser Satz! Nirgendwo in Europa ist das „Migrantsein“ an sich ein Verbrechen, davon muss man nicht träumen, das ist schon heute so. Im übrigen ist „Migrant“-sein auf der ganzen Welt gegen das Gesetz, wenn sich der „Migrant“ nicht an die Einreisebestimmungen gehalten hat. Selbst bei ihm daheim in Argentinien ist das so. Wir leben heute nicht mehr in der Steinzeit. Die Welt hat eine Rechtsordnung, an die sich auch „Migranten“ zu halten haben.
Ich träume von einem Europa, wo die jungen Menschen die reine Luft der Ehrlichkeit atmen, wo sie die Schönheit der Kultur und eines einfachen Lebens lieben, die nicht von den endlosen Bedürfnissen des Konsumismus beschmutzt ist; wo das Heiraten und der Kinderwunsch eine Verantwortung wie eine große Freude sind und kein Problem darstellen, weil es an einer hinreichend stabilen Arbeit fehlt. Ich träume von einem Europa der Familien mit einer echt wirksamen Politik, die mehr in die Gesichter als auf die Zahlen blickt und mehr auf die Geburt von Kindern als auf die Vermehrung der Güter achtet. Ich träume von einem Europa, das die Rechte des Einzelnen fördert und schützt, ohne die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft außer Acht zu lassen.
Das kann man so alles unterschreiben. Ob „Konsumismus“ eine gelungene Wortwahl ist, sei dahingestellt. Nach „Transfusionen“ und der „verflüssigten Wirtschaft“ ist das Publikum vermutlich schon etwas abgehärtet.
Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand.
Die Menschenrechte sind in der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen aufgeschrieben. Sie beinhalten zum Beispiel den Schutz vor Folter. Im modernen Europa sind die Menschenrechte alle gewährleistet. Die beliebige Wahl eines weltweiten Wohnsitzes gehört nicht zu den Menschenrechten, falls er an dieser Stelle – was anzunehmen ist – schon wieder indirekt auf die Thematik der illegal nach Europa einreisenden Personen anspielt. Ausgerechnet dem modernen Europa hier eine Missachtung oder auch nur Vernachlässigung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vorzuwerfen, ist, das muss man leider so sagen, weit mehr als eine völlig deplazierte, selbst für einen Papst unangemessene Überheblichkeit, es ist eine politische Frechheit.
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