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Das Dorf der Utopisten

Alles so schön bunt hier - wann platzen die Seifenblasen?

Nahe Hitzacker, im Wendland, wollen einige wohlmeinende und vermögende Linke ein Projektdorf für die Zukunft gestalten: für Jung und Alt und Einheimische und Flüchtlinge, jede Partei mit der Quote 100 ausgestattet. Die Reichen sollen für die Armen da sein und die Armen für die Reichen.

Jede Woche treffen sie sich alle im Kulturbahnhof in Hitzacker, also fast alle. Die fünf bereitwilligen Flüchtlingsfamilien, ursprünglich Afghanistan und Syrien zugeordnet, später die Syrer in „Iraker“ korrigiert, sind heute nicht da, sonst auch nicht, und daher weiß man auch erst seit kurzem, woher sie eigentlich kommen. Die ZEIT [1] erlaubt einen Einblick in die schwierige Suche nach dem WIR:

Christa: „Ich glaube, viele zahlen nicht, weil sie das Wir noch nicht fühlen.“

Hauke: „Was auf Kosten des Wir-Gefühls geht, sind die ewigen Diskussionen!“

Thomas: „Die Pseudo-Realitäten, die hier bewegt werden, kotzen mich an.“

Barbara: „Was du als Befindlichkeiten titulierst, ist für mich das Wichtigste: der Umgang miteinander.“

Käthe: „Mir ist dieses Dorf so wichtig. Dieser Abend fasst mich richtig an.“

Was bei Bier und Käsebrot im Kleinen praktiziert wird, mag mühselig erscheinen, bisweilen auch müßig. Aber während vielerorts der Dialog verkümmert, diskutieren und streiten sie hier, hören sich zu. Seit Monaten stecken die Genossen ungezählte Stunden in ihr Dorf, treffen sich Woche für Woche in Arbeitsgruppen, entwickeln neue Ideen.

Zwei der fünf fest eingeplanten Flüchtlingsfamilien haben mittlerweile abschlägige Bescheide erhalten, was dem WIR noch mehr schaden könnte. Ungerecht wie immer: Vater Karsai (Name von der ZEIT geändert) wollte eigentlich schon nach einem halben Jahr einziehen, der Sohn wollte eine Lehre beginnen, die Tochter ist auf dem Gymnasium und hat sich schon so auf die geplante Dorfbibliothek gefreut.

Und weil sie so mitgenommen sind von der befürchteten Abschiebung, können sie nicht zur Versammlung kommen und gerade auch nicht den Bauplan für ihre geplante Wohnung finden, den die ZEIT gerne vom Vater sehen will. So bleiben sie bei ihrer „kunstvoll geschnittenen Wassermelone“ sitzen und bei Tee und Gebäck, während anderswo die Linken solidarisch Bier trinken und Käsestangen knabbern. Aber die haben sich dafür was überlegt, wie das WIR wieder gedeihen kann, ein Spiel:

Um sich in die Lage der Flüchtlinge hineinzuversetzen, bekommt die Dorfgemeinschaft in dem Spiel verschiedene Szenarien vorgelegt, etwa dieses hier:

„Dein Name ist Kuki, und du kommst vom Planeten Mondo. Als deine Stadt vom Krieg zerstört wurde, hast du mit deiner Familie die Flucht ergriffen. Auf der Flucht ist deine Familie umgekommen. Nun bist du allein in Deutschland und sehr unglücklich. In Hitzacker-Dorf suchst du nach Trost und einem neuen Partner.“

Einer aus der Dorfgemeinschaft spielt also Kuki, ein anderer sich selbst, und es entspinnt sich ein Dialog über das schwierige Schicksal des Fremden. Die Dorfbewohner sollen lernen, Fragen zu stellen und zuzuhören. Was befremdlich klingt, soll eine Annäherung zwischen Flüchtlingen und Einheimischen ermöglichen – allerdings ohne teilnehmende Flüchtlinge. Immerhin: Es ist so etwas wie ein Anfang.

„Wird die Vision Wirklichkeit?“, fragt die ZEIT sich selbst und ihre Leser. Das Magazin begleitet das Dorf der Zukunft seit Anfang des Jahres beim Wachsen, auch wenn es nicht so richtig wachsen will. Macht nichts, nach diesem zweiten Artikel warten und freuen wir uns schon ganz doll auf den nächsten. Bier und Käsestangen bereitlegen, manchmal gelingt es sogar der ZEIT – wenn auch ungewollt -, höchst unterhaltsame Beiträge zu liefern. Dann, wenn sie so nah an der Wirklichkeit sind wie hier.

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Ehemaliger IS-Gefangener: „Terroristen sind mitten unter uns“

geschrieben von dago15 am in Asyl-Irrsinn,Terrorismus | 69 Kommentare
Der ehemalige IS-Gefangene Masoud Aqil beklagt die Naivität der deutschen Behörden gegenüber syrischen Terroristen.

Zahlreiche Terroristen haben in Syrien und Irak für den Islamischen Staat gefoltert und gemordet. Nach einer aktuellsten dpa-Meldung warnt ein ehemaliger Gefangener des IS [2], dass viele dieser Täter nun in Deutschland lebten. Grenzen frei – Mittendrin statt nur dabei!

Neun Monate verbrachte Masoud Aqil in Syrien in der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die IS-Kämpfer folterten und demütigten den Journalisten. Sie schleppten ihn von einem Kerker zum nächsten. Der junge Kurde musste Schmerzen ertragen und unbeschreibliche Grausamkeiten mit ansehen, bevor er im September 2015 bei einem Gefangenenaustausch freikam.

Heute lebt der 24-Jährige mit seiner Mutter in Deutschland – einem Land, von dem er sagt, seine Bevölkerung sei im Umgang mit der Gefahr durch eingesickerte Terroristen erstaunlich naiv. Um sie aufzurütteln, hat der Flüchtling jetzt mit Hilfe des deutschen Journalisten Peter Köpf ein Buch verfasst. Es heißt: „Mitten unter uns. Wie ich der Folter des IS entkam und er mich in Deutschland einholte“.

Die englischen Aufzeichnungen für das Buch habe er 2016 verfasst, sagt Aqil. Er verzieht das Gesicht. Damals wohnte der Syrer noch in einem Flüchtlingsheim. Er sagt, man habe ihn dort nicht gut behandelt, es gab keine Privatsphäre. Aqil hat inzwischen einen Job und eine kleine Wohnung gefunden.

Der junge Mann mit der dicken schwarzen Brille will eigentlich nicht klagen. Er will auch trotz der in Gefangenschaft erlittenen Qualen nicht, dass man in ihm in erster Linie ein Opfer sieht. Er will gegen den IS kämpfen, hier in Deutschland. Indem er die Menschen aufklärt und die Behörden informiert, wenn ihm wieder einmal jemand auffällt, der in sozialen Medien zur Gewalt gegen „Ungläubige“ aufruft oder mit Gräueltaten prahlt, die er in Syrien oder im Irak verübt haben soll.

„Das sind nicht so schlaue Typen“

Aqil lacht, wenn er beschreibt, dass einige der mutmaßlichen Terroristen und Kriegsverbrecher ihr Facebook-Profil mit der IS-Fahne schmücken und daneben einen Ort in Deutschland angeben, in dem sie untergekommen sind. Er sagt: „Das sind nicht so schlaue Typen.“ Aus seiner Zeit in Gefangenschaft weiß er: „Mehr als die Hälfte der Terroristen, die in Syrien für den IS kämpfen, sind Ausländer. Von den Syrern haben sich vor allem die Ungebildeten, die Armen und die Dorfbewohner dieser Gruppierung angeschlossen.“

Den deutschen Behörden rät er, die Identität jedes Asylbewerbers akribisch zu überprüfen. Er sagt, man solle „nicht alle verdächtigen in einen Topf werfen“. Doch wenn jemand ohne Papiere ankomme, seien Zweifel immer angebracht. Die Erklärung, jemand habe Pass, Personalausweis oder andere Dokumente „auf der Flucht verloren“, könne zwar in einzelnen Fällen richtig sein, sagt er. Oft sei dies aber ein Vorwand, um die wahre Identität zu verschleiern – etwa in der Absicht, sich einen Vorteil im Asylverfahren zu verschaffen.

So viele Gefährder wie nie zuvor

Als vor wenigen Wochen der Verfassungsschutzbericht für 2016 vorgelegt wurde, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU), es gebe mit 680 Gefährdern so viele wie nie zuvor. Ihnen wird jederzeit ein Anschlag zugetraut. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, sagte, es habe bislang insgesamt 930 Ausreisen von Islamisten ins Kriegsgebiet der Terrormiliz Islamischer Staat nach Syrien und den Irak gegeben. […]

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