[5]Cem Özdemir (Foto re.), bekanntester und engagiertester Verfechter nationalistisch-türkischer Interessen im Deutschen Bundestag, wurde von seinem Landeschef, Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (li.), böse abgewatscht, nur ein „angeblicher“ Türke zu sein, weil er den türkischen Premier nach dessen Auftritt am 24. Mai in Köln kritisiert hatte: „Ministerpräsident Erdogan sollte wissen, dass er hier auch als Repräsentant der Türkei spricht und nicht in eigener Sache einen Wahlkampf machen kann, der die Konflikte der Türkei nach Deutschland trägt und die Situation weiter aufheizt.”
(Von Verena B., Bonn)
Erdogan war daraufhin den türkischstämmigen Özdemir am Dienstag vor seiner AKP-Fraktion scharf angegangen und hatte den Grünen-Politiker indirekt zur unerwünschten Person erklärt. Ein „angeblicher Türke“ und Co-Vorsitzender einer deutschen Partei habe „sehr hässliche Dinge über seinen Köln-Besuch gesagt“, sagte Erdogan. „Insbesondere wegen Deiner Herkunft hast Du kein Recht, so über den Ministerpräsidenten eines Landes zu reden, dem Du zugehörig bist.“ Die Grünen-Politikerin Claudia Roth habe die Türkei auch häufig kritisiert, ihr sei aber „die Tür nie zugeschlagen“ worden. „Aber Du bist weiter gegangen“, sagte Erdogan an Özdemir gerichtet.
Diese Verbalattacke des türkischen Premiers konnte das Auswärtige Amt nicht hinnehmen und berief den türkischen Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu am Mittwochabend in Berlin ein, „um unser Befremden über Äußerungen aus der türkischen Regierung deutlich zu machen“. Wie die taz [6] berichtet, sei Erdogans Tirade gegen einen „wichtigen deutschen Politiker nicht förderlich für die deutsch-türkischen Beziehungen“.
Das Auswärtige Amt erklärte am Freitag, Özdemir habe sich „immer für ein gutes deutsch-türkisches Verhältnis eingesetzt – im Übrigen auch im Vorfeld des Besuchs von Ministerpräsident Erdogan“. Das hatte auch schon der CDU-Vize-Vorsitzende Armin Laschet gelobt.
BILD [7] berichtete:
Laschet dankt Özdemir in einem persönlichen Schreiben („Lieber Cem“) für dessen Äußerungen zu den Anwürfen des türkischen Ministerpräsidenten Reccep Tayyip Erdogan (60) gegen Kanzlerin Angela Merkel (59). Gleichzeitig forderte Laschet, dass sich Erdogan für seine Ausfälle vom vergangenen Samstag bei einem Wahlkampfauftritt in Köln entschuldigt.
„Du hast Klartext gesprochen. Dafür sind Dir alle Deutschen und sicher auch viele Türken dankbar“, heißt es in dem Brief, der BILD vorliegt. Und: „Es war sehr mutig von Dir, als Oppositionspolitiker die deutsche Bundeskanzlerin zu verteidigen. Als Christdemokrat möchte ich Dir dafür meinen Respekt aussprechen. Das dient dem Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft in Deutschland, die sich zu unserem Land bekennen.“
Die Kritik seines tiefgläubigen Landesvaters muss Özdemir schwer getroffen haben, hat er doch immer nur das Beste für sein liebes Heimatland gewollt, auch wenn er dessen Interessen nur im Land der Ungläubigen vertreten kann. „Wir wollen, dass Deutschland islamisch wird“ (auf eine Aussage von Susanne Zeller-Hirzel, letzte Überlebende der Weißen Rose; Widerstandsgruppe im 3.Reich), „Der deutsche Nachwuchs heißt jetzt Mustafa, Giovanni und Ali!“ (Özdemir auf dem Parteitag der Grünen 1998 in Bonn-Bad Godesberg, Quelle: FAZ.net, 20. November 2004), “Was unsere Urväter vor den Toren Wiens nicht geschafft haben, werden wir mit unserem Verstand schaffen!” (Quelle: Hürriyet vom 8.9.98 auf Türkisch, abgedruckt im Focus am 14.9.98) posaunte er frohlockend.
Und in einem Interview mit dem Tagesspiegel [8] auf die Frage, wie er sich die Zukunft vorstelle, gab er auch gleich die richtige Antwort: „In zwanzig Jahren haben wir eine Grüne Bundeskanzlerin und ich berate die türkische Regierung bei der Frage, wie sie ihre Probleme mit der deutschen Minderheit an der Mittelmeerküste in den Griff bekommt.”
Außerdem sorgte sein türkischer Kollege Arif Ünal für die Abschaffung der Eidesformel „Zum Wohle des deutschen Volkes“, die seinerzeit einstimmig im NRW-Landtag beschlossen wurde, denn heute geht es nicht mehr um das Wohl der Deutschen, sondern um die Interessen einer demokratiefeindlichen „Kultur“ und deren Herrscher. Mehr kann man nun wirklich nicht tun, Herr Erdogan!
Der Vorstand der Grünen in München hatte das Problem erkannt, als man dort seinerzeit feststellte: „Es geht nicht um Recht oder Unrecht in der Einwanderungsdebatte, uns geht es zuerst um die Zurückdrängung des deutschen Bevölkerungsanteils in diesem Land.”
Und Ex-Grünen-Chef und Außenminister Josef Joschka Fischer wusste, wie man die Welt rettet: „Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu ‘Ungleichgewichten’ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet.“
Fischer hatte auch noch einen ganz besonderen Tipp, sozusagen eine Form von Endlösung: „Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen.“ (1982, in der Zeitschrift PflasterStrand)
So, lieber Leser, dann wissen Sie Bescheid! Am besten, Sie machen Ihr Testament, bevor es zu spät ist!
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Im Jahre 1961 schloß die Bundesrepublik Deutschland mit der Türkei ein Anwerbeabkommen für Gastarbeiter ab. Die Initiative ging von der Türkei aus, die in einer großen ökonomischen und politischen Depression steckte. Sie wurde unterstützt durch flankierenden Druck aus den USA auf das wirtschaftlich prosperierende Deutschland, da man mitten im Kalten Krieg den Nato-Staat Türkei stärken wollte, um einen verläßlichen Verbündeten gegen die Sowjetunion zu haben. Obgleich schon im November 1973 die deutsche Regierung einen Anwerbestopp verfügte, da man weitere Gastarbeiter nicht mehr benötigte, sind bis heute rund 2 Millionen Menschen aus der Türkei nach Deutschland eingewandert. Durch Heiratsmigration, sog. „Importbräute“, durch Zusammenführungen von Familien und nicht zuletzt durch Geburten erhöht sich ihre Zahl fortlaufend bis heute.
(Von Eberhard Kleina, BPE)
In der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit gelten alle Einwanderer aus der Türkei erstens als Türken und zweitens als Moslems. Das findet den Beifall der türkischen Regierung in Ankara, da man hier auf die ethnische und religiöse Einheit des Staates setzt. Seit der Neugründung der Türkei 1924 unter Mustafa Kemal Atatürk besteht ein ausgeprägter türkischer Nationalismus. „Ich bin ein stolzer Türke“, ist die gängige Haltung. „Die Türkei den Türken“, steht bis heute auf der Titelseite der auflagenstarken überregionalen Zeitung Hürriyet. Die Griechen wurden aus der neuen Türkei vertrieben. Alle verbliebenen Nicht-Türken, etwa die Kurden, werden mit Argwohn beäugt oder gar bekämpft. Man setzt auf die ethnische Homogenität des Staatsvolkes, wodurch man den Bestand des Staates gesichert glaubt. Nicht-Türkisches gilt als Angriff auf die Einheit der Nation und als Separatismus. Das gilt auch für alles Nicht-Islamische. Während Atatürk den Islam aus der Öffentlichkeit verbannte, ihm die politische Einflußnahme entzog und eine Trennung zwischen Politik und Religion verfügte (Laizismus), wird seit 2003, dem Regierungsantritt des Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, sukzessive eine offene Re-Islamisierung der Türkei betrieben. Erdogan gehört der Partei der AKP an, die für eine islamisch-konservative Position steht. Der Islam spielt wieder eine große Rolle in der Politik, ein eindeutiger Rückschritt hinter die Religionspolitik Atatürks. Neben der ethnischen wird also jetzt auch großer Wert auf die religiöse Homogenität gelegt. „Ein Türke ist ein Moslem“, das gilt als Selbstverständlichkeit. Gemeint ist: Ein Türke ist sunnitischer Moslem, da in der Türkei der sunnitische Islam vorherrscht.
Aus diesem Rahmen fallen als Glaubensgemeinschaften natürlich die türkischen Christen heraus, aber ebenso die türkischen Aleviten. Daß es in der Türkei Christen gibt, ist in Deutschland zwar nicht gerade gesichertes Allgemeinwissen, aber doch nicht ganz unbekannt, von Aleviten hingegen hat kaum einer hier gehört. In den deutschen Medien tauchen sie so gut wie nie auf. Dabei stellen sie einen erheblichen Bevölkerungsanteil, nach Schätzungen, da amtliche Zahlen nicht existieren, sind 15 bis 20% aller Bewohner der Türkei Aleviten, also ca. 15 Millionen. Ebenso wie die Christen wurden und werden sie bis heute diskriminiert, unterdrückt, bisweilen gar verfolgt. Ein zäh gepflegtes türkisches Vorurteil ist der Inzestvorwurf. Auch in der jüngeren türkischen Geschichte war dies oft der Anlaß für Pogrome gegen Aleviten. Ausgangspunkt des Inzestverdachtes ist das gemeinsam verrichtete Gebet von Männern und Frauen, wobei Sauf- und Sexorgien stattfinden würden. Bis heute sind Aleviten in der Türkei nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt.
Als Konsequenz haben viele Aleviten (und Christen) ihre türkische Heimat Richtung Westen verlassen. In Amerika und in europäischen Ländern ist eine starke alevitische Diaspora entstanden. In Deutschland leben rund 600.000. Man ist auch hier auf Expertenschätzungen angewiesen, da sich nicht alle Aleviten zu erkennen geben, eine Folge erlebter Diskriminierung. Manche Schätzungen gehen gar von bis zu 800.000 aus. Damit sind die Aleviten unter den gesamten türkischen Einwanderern überproportional stark vertreten. Am 6. März 2009 feierte die alevitische Gemeinde Deutschland in Berlin ihr 20jähriges Jubiläum.
Für die türkischen Islamverbände in Deutschland gelten sie natürlich, gemäß der regierungsamtlichen Leitlinie aus Ankara, als Muslime. Je größer die Zahl der eingewanderten Türken ist, ein um so größeres Gewicht erhalten diese Verbände in der Öffentlichkeit. Sie erheben den Anspruch, für alle Türken zu sprechen, selbst wenn es in Wirklichkeit höchstens zehn Prozent der hier lebenden Türken sind, die sich ihren Islamverbänden verbunden wissen. Auch für den deutschen Staat gelten Aleviten als Muslime, denn sie sind in der Islam-Konferenz vertreten, die im Jahre 2006 der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble einberief. Eigentlich soll diese der Integration dienen, aber alle vertretenen Islamverbände nutzen sie regelmäßig, immer neue Forderungen an den deutschen Staat zu stellen, um eine Islamisierung Deutschlands voranzutreiben. Von einer Integrationsanstrengung der Einwanderer ist, wenn überhaupt, nur am Rande die Rede. Angemerkt sei an dieser Stelle, daß es schon merkwürdig ist, daß es eine Islam-Konferenz, nicht aber eine Atheisten-, eine Buddhisten- oder Hindu-Konferenz gibt. Bei diesen Gruppen gibt es offenbar keine Probleme mit der Integration, im Unterschied zu den Moslems, zumindest bei einem beträchtlichen Anteil unter ihnen, und das mit wachsender Tendenz, insbesondere unter den Jugendlichen. Nach der deutsch-türkischen Soziologin Necla Kelek ist das Experiment deutsche Islam-Konferenz „bisher erfolgreich gescheitert“, wie sie in ihrem Buch „Himmelsreise“ schreibt (Seite 239). Eine Besserung ist nicht in Sicht. Ali Ertan Toprak, 2. Vorsitzender der alevitischen Gemeinde in Deutschland, schreibt: „Die Naivität und Uneinsichtigkeit, mit der Gesellschaft und Politik an das Thema Islamisierung, insbesondere unter Jugendlichen herangegangen sind, können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten.“ (EZW-Texte, Nr. 211/2010, S. 15)
Wer sind nun die Aleviten? Sind es tatsächlich sunnitische Muslime, wie der türkische Staat sie vereinnahmt? Oder verkörpern sie den wahren, echten Islam, wie manche Aleviten überzeugt betonen? Oder haben wir es gar mit einer eigenständigen nicht-muslimischen Religionsgemeinschaft zu tun?
Herkunft und Geschichte
Aleviten sind nicht zu verwechseln mit den fast gleichnamigen Alawiten. Diese sind eindeutig eine schiitisch-islamische Nebenströmung, bekannt durch den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Obwohl die Alawiten nur eine religiös-ethnische Minderheit in Syrien sind, haben sie seit vielen Jahrzehnten eine starke Stellung im Staat. Beide Namen sind eine Ableitung von dem Namen Ali. Die eine Gruppe bezeichnet sich in türkischer Lautformung als Aleviten, die andere in arabischer Lautformung als Alawiten.
Ali ibn Abi Talib war der vierte Kalif, also der vierte Nachfolger Mohammeds. Die Gefolgsleute Alis erkannten die drei vorangegangenen Kalifen Abu Bakr, Umar und Uthman nicht als rechtmäßig an, weil sie der Meinung waren, ein Kalif müsse aus der Familie Mohammeds stammen. Nur Ali und seine Nachkommen seien rechtmäßige Nachfolger Mohammeds, da Ali der Vetter, Adoptivsohn und gleichzeitig Schwiegersohn Mohammeds war. In Wirklichkeit ging es nur um die Frage: In wessen Händen liegt die Führungsmacht über den sich durch Eroberungsfeldzüge explosionsartig ausbreitenden Islam?
Am 10. 10. 680 n. Chr. wurde die Machtfrage in der Schlacht bei Kerbela entschieden, was in Wahrheit wohl mehr ein Gefecht war. Die Partei des Ali ibn Abi Talib unterlag, weil Alis Sohn Hussein fiel. Es kam daraufhin zur Spaltung des Islam in Sunniten, die siegreiche Mehrheitspartei, und Schiiten, die unterlegene Minderheitspartei. Bis heute besteht zwischen beiden islamischen Hauptkonfessionen eine tiefe Feindschaft, nur zähneknirschend steht einer dem anderen das Islamisch-Sein zu. Auch die Aleviten sahen sich als Verlierer, da sie mit den Schiiten und Alawiten in der Mohammed-Nachfolge einer Meinung waren. Fortan mußten sie sich mit einer feindlichen sunnitischen Mehrheitsgesellschaft arrangieren. Für das Bewußtsein der Aleviten als Glaubensgemeinschaft spielt die Niederlage von Kerbela bis heute eine große Rolle. Die Aleviten hatten sicherlich in der Ali-Verehrung einen Berührungspunkt mit den schiitischen Alawiten, haben dann aber religionsgeschichtlich eine völlig andere Entwicklung genommen als diese. Es gibt daher so gut wie keine Gemeinsamkeiten.
Die Aleviten tauchten im 13./14. Jahrhundert auf im Rahmen des Zuges turkmenischer Stämme nach Westen. Ihr Siedlungsgebiet und Mutterland liegt in der heutigen Türkei, vornehmlich im östlichen Anatolien, wo auch die Kurden leben. Zwei Drittel der Aleviten sind heute ethnische Türken, sprechen also türkisch, und ein Drittel sind Kurden und sprechen kurdisch. Über Jahrhunderte hin wurden sie hier unterdrückt und immer wieder massiv verfolgt.
Im 16. Jahrhundert kam es unter osmanisch-sunnitischer Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Türkei zu mehreren Aufständen der Aleviten, die aber immer blutig niedergeschlagen wurden. Man kämpfte um Gerechtigkeit und Glaubensfreiheit gegenüber den Osmanen. Angesichts der Niederlagen tauchten viele Aleviten in die vom Koran legitimierte Taqiya (Verschleierung, Verhüllung) ab, was bedeutete, daß sich die meisten nach außen hin als sunnitische Moslems gaben, um unbehelligt leben zu können, andere assimilierten sich. Im 19. Jahrhundert kam die Bezeichnung „Aleviten“ auf, vorher nannte man sie wegen ihrer roten Kopfbedeckung „Rotköpfe“ (Kizilbas), nach der Kopfbedeckung des schiitischen Safawiden-Ordens. Als zwischen 1915 und 1918 die Türken den Genozid an den Armeniern verübten, haben Aleviten Tausenden von Armeniern das Leben gerettet, weil sie sie versteckten oder ihre Kinder zu Aleviten erklärten.
Mit der Gründung der modernen Türkei unter Atatürk ergab sich zunächst wegen des jetzt durchgesetzten Laizismus und wegen der Hinwendung des neuen türkischen Staates zur westlichen Kultur eine positive Lage. Dies änderte sich wieder mit der bereits erwähnten Re-Islamisierung der Türkei, die sich schon vor Erdogan anbahnte. Alevitische Schulkinder haben beispielsweise gezwungenermaßen am islamisch-sunnitischen Religionsunterricht teilzunehmen und alevitische Cem-Häuser, wo Versammlungen stattfinden, sind bis auf wenige Ausnahmen verboten, wie ja auch christliche Kirchen.
Schlaglichtartig wurde die Lage der Aleviten bereits 1993 deutlich, als am 3. Juli ein alevitisches Kulturfestival in der türkischen Stadt Sivas von einem aufgebrachten sunnitischen Mob angegriffen wurde. Zahlreiche Gäste, unter ihnen viele Künstler, suchten in einem Hotel Zuflucht, das aber von der fanatisierten Menge in Brand gesteckt wurde. Vereinzelt sollen Polizisten dabei behilflich gewesen sein, herbeigerufene Militäreinheiten sollen sich wieder zurückgezogen haben. Die Feuerwehr griff erst spät ein, nicht zuletzt, weil die Menschenmenge sie nicht an den Brand heranließ. Insgesamt acht Stunden dauerte die Tragödie. Am Ende waren 37 Tote zu beklagen. Die „Deutsch-Türkische Nachrichten“ vom 24. 7. 2012 mutmaßten sogar, daß die alevitischen Opfer zunächst vorher erschossen und dann im Hotel verbrannt worden seien.
Daß sich die Lage der Aleviten trotz der seit Oktober 2005 laufenden Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei nicht wirklich gebessert hat, wurde am 11. 11. 2007 deutlich, als die Gräber der Sivas-Opfer geschändet wurden. Wenige Tage darauf kam es zu einem weiteren Übergriff. Die Gedenkstätte, eine Gedenkmauer für die Toten, wurde komplett zerstört.
Das Sivas-Massaker hatte natürlich eine verstärkte alevitische Auswanderung aus der Türkei zur Folge, und es kam zudem unter den Auslands-Aleviten zu einer Rückbesinnung auf die eigenen kulturellen und religiösen Wurzeln. Es entstanden viele alevitische Kulturvereine und Gemeinden, auch in Deutschland, da der Verfolgungsdruck des türkischen Staates hier nicht wirksam ist.
Was glauben Aleviten?
Es sind verschiedene Strömungen und Einflüsse, die das Alevitentum ausmachen: Die turkmenischen Vorfahren der Aleviten hingen dem Schamanentum an. Es gibt aber auch Impulse aus dem Christentum, dem Buddhismus und Manichäismus, jenem Glauben, der eine Synthese von frühem Christentum und der altpersischen Religion Zarathustras sein wollte. Unübersehbar sind auch die islamischen Wurzeln. Es sind somit viele Quellen, aus denen man geschöpft hat. Ihre Sonderentwicklung verdanken die Aleviten besonders dem mittelalterlichen sufistischen Bektaschi-Orden, der auf Haci Bektas Veli (ca. 1209 – 1295) zurückgeht. Sufis, oft in Orden organisiert, sind im Islam eine mystisch-ekstatische Strömung, zu denen viele Fakir- und Derwisch-Orden gehören. Bekannt sind die tanzenden Derwische. Sufis versuchen eine persönliche Begegnung zu Allah zu erfahren, die Seele soll Stufe um Stufe nach oben geführt werden, bis zu dem ersehnten Ziel der vollkommenen Vereinigung mit Allah. Laut Koran ist Allah aber der unerreichbar Hocherhabene, weshalb immer eine gewisse Spannung zwischen Sufis und dem orthodoxen Islam bestand. Diesen mittelalterlichen islamischen Mystikern wird bis heute von Aleviten eine große Verehrung entgegengebracht. Neben Haci Bektas Veli ist eine zweite Leitfigur des Alevitentums hervorzuheben: Pir Sultan Abdan, der im 15./16. Jahrhundert lebte.
Das Alevitentum ist keine geoffenbarte Schriftreligion, es ist eher vergleichbar mit Naturreligionen. Eine heilige Schrift wie die Bibel existiert nicht. In den ersten Jahrhunderten des Alevitentums finden wir eigentlich nur mündliche Überlieferungen. Das heißt aber nicht, daß gar keine schriftlichen Quellen vorliegen. Diese existieren in Form von Gedichten und zum Teil gesungenen Balladen mystischer Volksdichter (asik), die irgendwann schriftlich abgefaßt wurden.
Die allgemeinen Kennzeichen des Alevitentums sind: Es gibt
keinen Propheten,
keine dogmatische Lehre,
keinen universellen Anspruch, d.h. keinen Missionsbefehl, das Alevitentum ist nur auf die eigene Gemeinschaft bezogen,
keinen Glauben an das Jüngste Gericht (Eschatologie),
keinen absoluten transzendenten Schöpfergott, der den Menschen und der Natur gegenübersteht,
keine Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen.
Da Aleviten in der Türkei in einer islamisch-sunnitischen Mehrheit seit alters her als Muslime vereinnahmt werden, grenzt man sich heute, soweit man im Westen lebt und eine Taqiya (Verschleierung) nicht mehr nötig ist, um so deutlicher vom Islam ab:
Die fünf Grundgebote, die sog. Fünf Säulen des orthodoxen Islam werden abgelehnt, nämlich das Glaubensbekenntnis, das täglich fünfmalige Gebet in Richtung Mekka, das Fasten im Monat Ramadan, die Armenabgabe und die Pilgerfahrt nach Mekka.
Das islamische Gottesgesetz der Scharia wird zurückgewiesen.
Der Genuß von Alkohol ist nicht verboten, auch gibt es kein Bilderverbot.
Frauen tragen keine Kopftücher.
Polygamie wird abgelehnt, man kennt nur die Monogamie.
Es gibt keine Moscheen, dafür aber Cem-Häuser („cem“ bedeutet auf türkisch „Versammlung“).
Es gibt keine Geschlechtertrennung bei den rituellen Zeremonien in den Cem-Häusern, Männer und Frauen feiern gemeinsam.
Schon angesichts dieser islam-negativen Merkmale ist ersichtlich, daß wir es im Alevitentum nicht mit einer Konfession zu tun haben, die dem Islam zugerechnet werden kann. Das zeigt sich auch, wenn man positiv die wichtigsten konstitutiven Kriterien betrachtet:
Das alevitische Glaubensbekenntnis ist eine Erweiterung des orthodoxen islamischen Bekenntnisses gewissermaßen zu einer göttlichen Trinität. Es lautet: „Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet (und als Erweiterung), und Ali ist der Vertraute Allahs.“ Dies ist auch das Bekenntnis der Schiiten, wird vom sunnitischen Mehrheits-Islam aber als Häresie abgelehnt.
Die alevitische Gottesvorstellung geht nicht von einem transzendenten Schöpfergott aus wie im Islam und im Juden- und Christentum. Wenn Aleviten von der Gottheit sprechen, dann sprechen sie von dem „Einen“ und „Einzigen“, der als heilige Kraft und lebensspendende Energie geglaubt wird. Sie glauben durchaus an einen persönlichen Gott, der aber zugleich als pantheistisch gedacht wird. Das heißt: Alles ist göttlich, die gesamte Natur. Und sogar im eigenen Selbst kann der Alevit das Göttliche finden. Es gibt keinen Schöpfer und kein Geschöpf. Ahmet Terkivatan schreibt: „Wenn also ‚Gottheit’ der Name oder das Zeichen für das All, für den Kosmos im ganzen ist, dann wissen wir nichts über den Anfang und das Ende des Kosmos, dann bin ich der Anfang und das Ende von allen Dingen.“ ( Seite 115) Haci Bektas Veli, der Begründer des Bektaschi-Ordens, von dem, wie oben gesagt, die alevitische Glaubensgemeinschaft bedeutende Impulse empfing, betonte: „Was du auch suchst, suche es in dir selbst.“ (Ali Ertan Toprak, EZW-Texte Nr. 211/2010, S. 9)
Eine Lehre vom Bösen, von der Hölle und einem göttliche Richter gibt es nicht. Es gibt für Aleviten nur den Himmel und die Erde, ein ewiges Verlorensein ist unbekannt.
Herzstück des alevitischen Glaubens ist die Mystik. Durch mystische Ekstase ist die Einheit von allem Seienden mit der Gottheit erfahrbar. Bei den Cem-Zeremonien wird die Allgottheit von allen Teilnehmern, Männern und Frauen gemeinsam, durchlebt und das „Wir-Gefühl“ gefestigt. Man sitzt sich in Kreisform gegenüber, Gesicht zu Gesicht. Jeder kann dem anderen ins Gesicht schauen nach dem Leitwort: „Hand in Hand, und die Hand zur Gottheit.“ Das Gesicht eines Cem-Teilnehmers wird als
Gesicht der Gottheit gesehen. Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit oder der soziale Status der Teilnehmer spielen keine Rolle. Da das Gesicht des Mitmenschen das Gesicht der Gottheit ist, ist Peinigung, Ausgrenzung, Unterdrückung oder gar Töten des anderen nicht möglich.
Das Leben erwächst aus dem Tod. Dabei vergeht nicht alles. Nur das Körperliche ist vergänglich. Das Bleibende, das Unsterbliche ist die Seele. Sie soll zur Vollkommenheit aufsteigen. Das ist das Lebensziel des Aleviten. Dazu muß der Gläubige die vier Tore und vierzig Stufen durchschreiten, also im Laufe seines Lebens vier spirituelle Stadien durchleben, um zum perfekten, guten Menschen zu werden, der im Einvernehmen mit der Gottheit, mit der Umwelt und mit sich selbst steht. Er soll alles Gute erstreben und alles Verwerfliche vermeiden. Mit anderen Worten: Der Mensch muß sich selbst erlösen. Dafür ist jeder einzelne selbst verantwortlich. Weit verbreitet unter Aleviten ist die Seelenwanderungslehre (Reinkarnation), wie sie aus dem Buddhismus bekannt ist. Da die Seele unsterblich ist, kann sie in angemessenen Zeitabständen in einen anderen menschlichen Körper übergehen. Der Mensch wird so oft geboren, bis er es endlich zum perfekt guten Menschen geschafft hat.
Ali hat im Alevitentum die Rolle eines Erlösers (mehdi), aber auch andere historische Persönlichkeiten wie Seyh Bedrettin oder Pir Sultan Abdal. Es gibt mehrere Retter und Erlöser, und zwar im Sinne von Vorbildern und Wegweisern für den Weg des Gläubigen zur Vollkommenheit.
Der Ali-Kult steht im Zentrum des Alevitentums, ist aber nicht derselbe wie bei den Schiiten. Ali und besonders sein Schwert sind das Symbol für Aufklärung, Weisheit, Offenheit, Fortschritt, Liebe, Barmherzigkeit und Erlösung. Seyh Bedrettin ist ein Erlöser, der für Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit steht.
Unter allen Lebewesen hat der Mensch eine besondere Stellung. Daher ist in der Ethik, die am Menschlichen orientiert ist, das Liebesgebot von herausragender Stellung, wie wir es aus dem Neuen Testament kennen. Aleviten bringen deswegen dem „Propheten“ Jesus Christus einen großen Respekt entgegen und eine tiefe Sympathie. Im Tischgebet können Aleviten Jesus sogar anbeten und Dank sagen für die Speise, eine Erinnerung an die Speisungswunder des Neuen Testamentes.
Alevit ist nicht der, der die alevitische Lehre nur für wahr hält, sondern der, der einen inneren Bezug dazu hat. Dazu Ismail Kaplan: „Wer den Cem-Gottesdienst als Hauptgebet anerkennt und daran teilnimmt, gilt als Alevit.“ (EZW-Texte Nr. 211/2010, S. 29) Das Cem ist das zentrale Versammlungs- bzw. Gemeinschaftsritual. Es steht unter der Leitung eines Dede („Geistlichen“), der für die Talips (Laien) zugleich Leiter auf dem Pfad zur Vollkommenheit ist. Im Cem erlebt man eine gerechte und friedliche Gemeinschaft, dieses Kollektiverleben ist auch Mittelpunkt des alevitischen Alltagslebens, man lebt ein solidarisches Miteinander.
Als Fazit gilt festzuhalten: Das Alevitentum ist eine eigenständige Glaubensgemeinschaft, auf keinen Fall eine islamische Konfession, daher ja auch seine Ablehnung durch den offiziellen Islam. Es ist eine eigenständige synkretistische Religion, in der viele verschiedene Einflüsse zusammengekommen sind. Alevitentum ist am besten zu umschreiben als ein Glaube, der humanistisch ausgerichtet ist, der Wert legt auf Aufklärung durch Bildung und Erziehung sowie Rationalität. Weiterhin gelten die Ideale der Nächstenliebe, Naturverbundenheit, Toleranz, Weltoffenheit, Hilfsbereitschaft. Alevitischer Glaube begrüßt die Menschenrechte, der Mensch ist das höchste Geschöpf des Universums. Ungläubige sind für ihn nicht jene, die nicht an einen Schöpfergott glauben, sondern – modern formuliert – die „die allgemeinen Menschenrechte mißachten und so den Menschen peinigen, seine Würde nicht beachten, Kriege führen und die Natur ausbeuten.“ (Ahmet Terkivatan, EZW-Texte Nr.211/2010, S. 118)
Aleviten und Integration
Aleviten gelten insgesamt als besonders gut integrierbare Einwanderer. Man fragt sich, wieso sie überhaupt an der deutschen Islam-Konferenz teilnehmen. Hätten alle eingewanderten Muslime, egal welcher Nationalität, eine ähnliche Haltung und Überzeugung wie die Aleviten, käme die deutsche Mehrheitsgesellschaft gut mit ihnen zurecht, wäre eine Islam-Konferenz überflüssig. Für die Aleviten fängt die Integration schon bei den Kindern an, denn alevitische Eltern legen im allgemeinen Wert auf eine gute Schulbildung, was man von vielen muslimischen Eltern nicht sagen kann. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das Bildungsstreben alevitischer Eltern liegt nahe bei dem deutscher Eltern. Seit 1998 gibt es in Hamburg alevitischen Religionsunterricht.
Aleviten sind keine Muslime, für die das Korangebot gilt: „O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden …. und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der ist von ihnen“ (Sure 5,51; siehe auch 3,28; 9,23). Juden und Christen sind laut Koran Ungläubige wie auch alle anderen Nicht-Muslime. Ungläubige aber sind „schlimmer als das Vieh bei Allah“ (Sure 8,55). Allein diese Aussagen und dazu noch die vielen Tötungs- und Unterwerfungsverse des Koran hinsichtlich der Ungläubigen, die minderwertige Stellung der Frau, die vielen antijüdischen Koranstellen, stehen einer Integration von Muslimen entgegen und das um so mehr, je näher sie am Koran sind und je ausgeprägter ihr Glaube ist. Schließlich gilt der Koran als das ewig gültige und unveränderliche Wort Allahs. Warum sollten sie sich auch integrieren, da die islamische Gemeinschaft doch „die beste Gemeinde“ ist, „die für die Menschen erstand“ (Sure 3,110). „Der Islam herrscht, er wird nicht beherrscht“, lautet ein Ausspruch Mohammeds nach einem Buhari-Hadith. Die friedlichen Koranverse fallen nach dem Auslegungsprinzip der Abrogation (Aufhebung früherer Verse) unter den Tisch. Sie dienen nur dazu, den Islam als tolerant erscheinen zu lassen, was er aber nicht ist. Man sieht es auch an den weltweiten katastrophalen Christenverfolgungen, die nicht nur, aber weit überwiegend in islamischen Ländern stattfinden. Allein bei säkularisierten islamischen Einwanderern besteht die Aussicht auf Integration, aber besonders in der dritten und vierten Einwanderergeneration ist auch bei ihnen eine deutliche Re-Islamisierung festzustellen, und das nicht nur bei türkischen Muslimen, auch bei denen aus den arabischen und anderen islamischen Ländern.
Das alles trifft auf Aleviten in keiner Weise zu, ganz im Gegenteil. Sie sind dankbar für die Freiheiten des demokratischen Staates und schon deswegen an Integration interessiert, da sie den Islam als Unterdrückungsideologie ausgiebig kennengelernt haben. Es verwundert daher nicht, daß die Aleviten in Bayern am 7. 5. 2013 eine gemeinsame Presseerklärung zur Distanzierung von der Scharia abgegeben haben. Darin heißt es:
1) Die Scharia ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar.
2) Wir lehnen anachronistische Glaubenssätze ab.
3) Wir setzen uns für die demokratischen und freiheitlichen Werte sowie für die Gleichstellung der Geschlechter ein.
4) Die Kooperation und Unterstützung der öffentlichen Stellen mit Anhängern der Scharia leistet keinen Beitrag zur Integration und zum friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Religions- und Glaubensgemeinschaften in unserer Gesellschaft.
Die Unterzeichner dieser Erklärung bekennen sich uneingeschränkt zum
Grundgesetz und distanzieren sich mit aller Deutlichkeit von der Scharia.
Ingolstadt, 7. 5. 2013
Unterschrieben haben diese Erklärung 18 alevitische Gemeinden und Kulturvereine sowie zwei Einzelpersonen.
Interessant ist, daß kein einziges öffentliches Medium in Deutschland diese Erklärung abgedruckt oder gesendet hat. Allein die „Preußische Allgemeine Zeitung“ hat berichtet. Diesen Umstand kann man sich eigentlich nur so erklären, daß die bundesdeutschen Medien und die bundesdeutsche Politik die Islamverbände nicht verärgern wollten. Hier geht man lieber auf immer neue Forderungen ein, in der Hoffnung, den islamischen Einwanderern eine Brücke zur Integration zu bauen. Soweit dem Verfasser dieser Zeilen bekannt, haben auch die Kirchen in Deutschland nicht auf die Erklärung der Aleviten in Bayern reagiert. Sowohl Medien, wie Politik und Kirchen befürchten ganz offensichtlich die Gefahr eines Zerwürfnisses mit den Muslimen in Deutschland. Dieser Gefahr will man sich auf keinen Fall aussetzen, daher verschweigt und umgeht man lieber dieses gesellschaftlich-religiöse „Minenfeld“. Die Probleme mit den eingewanderten Moslems werden dadurch nicht geringer.
Alevitentum und christlicher Glaube
Christen haben keinen Grund, den Aleviten aus dem Weg zu gehen oder sie als Menschen abzulehnen, Gleiches gilt auch für die Muslime. Christen sehen in jedem Menschen Gottes Ebenbild. Man sollte aber nicht bei Gesprächen vorschnell eine Gleichsetzung beider Religionen anstreben, auch wenn in einer Zeit des interreligiösen Dialogs gern Gemeinsamkeiten überdeutlich hervorgehoben oder, wenn nötig, gar konstruiert werden (beispielsweise: Allah ist identisch mit Gott in der Bibel) und man Unterschiede möglichst klein ansetzt. Die Unterschiede zwischen Christen und Aleviten sind allzu deutlich, und es ist nur ehrlich, diese auch zu benennen. Im folgenden seien einige wesentliche Hinweise darauf gegeben, aber auch Hinweise auf Gemeinsamkeiten.
Die Glaubensgrundlage für Christen ist die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes, egal welcher Konfession sie zugehörig sind und welche Unterschiede im einzelnen hier bestehen. Das alevitische Glaubensbekenntnis, das aus dem islamischen Bekenntnis herausgewachsen ist, können Christen aller Konfessionen auf keinen Fall übernehmen. Das alevitische Bekenntnis hat seinen Ausgangspunkt im Allah des Koran. Dieser Allah verflucht den, der an den gekreuzigten Jesus glaubt (Sure 4,157) und lehnt vehement die Trinität Gottes in der Bibel ab (Sure 4,171; 5,72; 19,35 u.a.), was für Christen aber schlechterdings unverzichtbare Glaubensgrundlagen sind. Nach Sure 3,54 und 8,31 bezeichnet sich Allah gar als der Listigste, was nach der Bibel aber nur auf den Satan zutrifft (Gen. 3,1; Eph. 6,11) Nach dem Maßstab der Bibel ist der Allah des Koran der Feind Gottes (1.Joh. 2,22f).
Dementsprechend ist Mohammed nach biblischen Kriterien ein falscher Prophet. Und Ali ist für Christen nicht der Erlöser, das ist nur Jesus Christus. Auch wenn die Gottesvorstellung der Aleviten nicht unbedingt deckungsgleich mit Allah im Koran gedacht ist und als pantheistisch verstanden wird, verbietet sich dennoch eine In-eins-Setzung. Für Christen ist Gott der drei-einige Gott, der Vater, der Sohn, der Heilige Geist. Gott ist Schöpfer, Richter und Erlöser, durch Jesus Christus sogar Vater und Liebe, einen pantheistischen Gott kennen Christen nicht. Wie sie die alevitische „Trinität“ nicht nachvollziehen können, so auch nicht ihre Mystik.
Nach christlichem Glauben gibt es sehr wohl die Hölle als Zustand ewigen Verlorenseins. Das optimistische alevitische Menschenbild, wonach der Mensch sich selbst erlösen und zu einem perfekten Menschen hochentwickeln kann, ist nicht Teil des christlichen Glaubens. Nach der Bibel ist der Mensch grundsätzlich von Gott getrennt, er geht seit dem Sündenfall andere Wege als sein Schöpfer will. Somit ist er „böse von Jugend auf“ (Gen. 8,21), so daß da keiner ist, „der gerecht ist, auch nicht einer.“ (Röm. 3,10) Die Trennung von Gott ist die eigentliche Sünde, die dann immer wieder in sündiges Verhalten einmündet. Die entsetzlichen Massenmorde aller Diktaturen des 20. Jahrhunderts sowie die anhaltenden Massenmorde an Christen weltweit heute sprechen eine deutliche Sprache gegen die Annahme, daß die Menschen in der Lage sind, sich selbst zu ethisch perfekt guten Wesen entwickeln zu können. Der gute Kern des Menschen, den auch der Humanismus annimmt, existiert nicht, realistisch ist eher, vom egoistischen Wesenskern zu sprechen.
Der Mensch kann grundsätzlich die Sünde nicht mehr selbst überwinden, immer wieder fällt er in sie zurück. Wie auch der beste Chirurg keine Operation an seinem eigenen Herzen vornehmen kann, kann der Mensch nicht mehr selbst die Trennung von seinem Schöpfer rückgängig machen und sich selbst ein neues Herz einpflanzen, das heißt wesensmäßig zu einem neuen Menschen machen. Hier gibt es kein mystisches Einswerden mit Gott, keine Seelenwanderung, um das Ziel der Selbsterlösung schließlich zu erreichen. Nur ein Erlöser als Gegenüber des Menschen hilft, ein Erlöser, der Mensch geworden ist, der die Trennung zwischen Mensch und Gott dadurch aufgehoben hat, daß er am Kreuz auf Golgatha für uns alle gestorben ist, unsere Sünde auf sich genommen und durch seine Auferstehung den Tod überwunden hat. So einen Erlöser gibt es in keiner anderen Religion. Dieser Erlöser macht den, der sich im Glauben ihm voll anvertraut innerlich zu einem neuen Menschen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2. Kor. 5,17) Der Mensch, der Jesus im Glauben nachfolgt, wird dennoch immer wieder in die Sünde zurückfallen. Wer aber wie der verlorene Sohn zum Vater zurückkehrt und bereut (Luk. 15, 11ff), den nimmt Gott wieder an, er hat jetzt schon die Gewißheit ewigen Lebens. Jesus sagte: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh. 5,24)
Neben diesen fundamentalen Unterschieden teilen Christen jedoch weitgehend die alevitische Ethik der Toleranz, Gewaltlosigkeit und Nächstenliebe. Sie anerkennen auch die alevitische Haltung zur Stellung der Frau, die als dem Mann gleichberechtigt gilt, stimmen weiter überein, daß die Ehe nur in Form einer Monogamie möglich ist. Sie anerkennen die Ablehnung der islamischen Scharia. Und sie registrieren mit großem Interesse, welche Nähe Aleviten zu Jesus haben, zu dem sie sogar beten können. Sie sehen aber auch, daß Jesus für Aleviten eben nicht der alleinige Heiland und Erlöser ist. Für Christen ist aber nur Jesus Christus der einzige Weg zur Sündenvergebung und in die Ewigkeit. Die Aussage Jesu „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ (Joh. 14,6) ist für Christen unverhandelbar. Christen können Aleviten aber im Gespräch Jesus bekannt machen, daß er als Heiland auch sie liebt und für sie gestorben ist. Der Apostel Paulus nutzte als Anknüpfungspunkt für ein Glaubensgespräch mit den heidnischen Athenern eine Inschrift auf einem Altar: „Dem unbekannten Gott.“ Und er betonte: „Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.“ (Apg. 17, 23). In Abwandlung können Christen im Gespräch mit Aleviten an den ihnen nur teilweise bekannten Jesus anknüpfen und darauf hinweisen, daß in ihm „verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kol. 2,3) Auch Aleviten haben ein Anrecht darauf, die Erlösungsbotschaft Jesu Christi kennenzulernen. Als vom Islam verfolgte Minderheit sollten sie uns in Deutschland willkommen sein. Wir sollten das Gespräch mit ihnen suchen.
Verwendete Literatur:
1) Die Bibel, nach der Übersetzung Martin Luthers, revidierte Fassung von 1984, Stuttgart 1985
2) Der Koran, aus dem Arabischen übersetzt von Max Henning, Einleitung und Anmerkungen von Annemarie Schimmel, Reclam 4206, Stuttgart 1991
3) Wilfried Dettling, Das wichtigste Buch, das es zu lesen gilt, ist der Mensch; EZW-Texte 211/2010, S. 77ff
4) Hans-Georg Gerhardt, Aleviten und Alawiten, 1.1. 2013 (keine weiteren Angaben)
5) Ismail Kaplan, Glaubensgrundlagen und Identitätsfindung im Alevitentum; EZW-Texte S. 29ff
6) Aynur Kücük, Cemalettin Özer, Das (aufgeklärte) Islamverständnis der Aleviten; EZW-Texte S.119ff
7) Martin Sökefeld, Die Geschichte der alevitischen Bewegung in Deutschland; EZW-Texte S. 18ff
8) Ahmet Terkivatan, Was ist das Alevitentum tatsächlich? EZW-Texte S. 99ff
9) Klaus Thimm, Im Dialog mit den Aleviten; EZW-Texte S. 163ff
10) Ali Ertan Toprak, Aleviten und ihre Integration in Deutschland; EZW-Texte S. 9ff
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[23]Erst sechs Moscheen hat die hochverschuldete, viertgrößte Stadt des Bergischen Landes in Nordrhein-Westfalen, Remscheid, vorzuweisen. Moscheen sind ein Zeichen multikultureller und religiöser Vielfalt und dienen auch zur Förderung des „Fremdenverkehrs“. Der Ortsteil Stachelhausen in Remscheid hat noch keine Moschee, also muss die staatlich-türkische Religionsbehörde DITIB eine bauen. Doch woher das Geld für solche Kolonisationsprojekte nehmen, wenn der größte Moscheebauverein Deutschlands knapp bei Kasse ist und die Mitglieder der Moscheegemeinde, in der für den Bau gesammelt wird, arm sind, weil viele der ihr angehörenden Muslime über wenig oder gar kein Einkommen verfügen und von Nichtmuslimen finanziert werden müssen? Richtig: Die vertrottelten Christen helfen!
(Von Verena B., Bonn)
Besonders eifrig bemüht um die Implantierung des Islams im christlichen Abendland sind bekanntermaßen die Evangelischen KriechKirchenkreise. In ihren Kirchen ist scheinbar nicht mehr viel los, viele Christen sind unter anderem auch wegen der Islam-Speichelleckerei der Kirchenoberen ausgetreten, also haben diese viel Zeit, sich um andere „Religionen“ zu kümmern. So hatte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, Hartmut Demski (Foto oben), die famose Idee, anlässlich des diesjährigen Jahresempfangs die rund 140 geladenen Gäste um Spenden für das geplante muslimische Gotteshaus zu bitten. [24]
Demski hatte sich bereits große Verdienste erworben, als er das im März 2012 zu Ehren von PRO NRW gegründete linke Bündnis „Remscheid tolerant“ [25] durch den Beitritt des Kirchenkreises aktiv unterstützte. Dieses Bündnis musste systemkonform ins Leben gerufen werden, da PRO NRW im selben Monat in Remscheid eine Großdemonstration gegen den Neubau der DITIB-Moschee durchführte. Das Bündnis organisierte aus diesem Anlass zwei „Sternenmärsche“ [26] und wurde bei seinen Protesten begeistert von den fundamentalistischen Demokratiefeinden der Grauen Wölfe unterstützt [27].
Offenbar hatte sich der evangelische Geistliche zuvor intensiv über die Religion des Friedens informiert, den Heiligen Koran studiert und erfreut zur Kenntnis genommen, dass Juden und Christen gleichzusetzen sind mit Affen und Schweinen und der Lohn derer, die gegen Allah und seine Gesandten Krieg führen, darin bestehen soll, dass sie umgebracht oder gekreuzigt werden oder dass ihnen wechselweise Hand und Fuß abgehauen wird. Noch vor ein paar Jahren wäre „in ihm dieser Gedanke (eines Spendenaufrufs) nicht gereift“, gestand er am 30. Oktober dem Remscheider General-Anzeiger. Dessen linker SchmierenQualitätsjournalist Axel Richter (der geäußert haben soll, er würde, ebenso wie Remscheids OB Beate Wilding, alles dafür tun, dass PRO NRW nicht in den Rat der Stadt käme) berichtet weiter über das Gesülze von Demski:
„Der Islam ist längst in Remscheid angekommen. Wir sollten Menschen, die beten wollen, nicht in Hinterhöfen verstecken.“ Dazu passte das Thema, das der Kirchenkreis über seinen Empfang am Vorabend des Reformationstages gesetzt hatte. Toleranz hieß es, und zwei Referenten näherten sich ihm aus muslimischer wie christlicher Position.
Der im Libanon geborene Prof. Mouhanad Khorchide ist Islamwissenschaftler an der Universität Münster und einer der führenden islamischen Theologen in Deutschland. Er spricht sich dagegen aus, dass die Muslime die Aussagen der Rechtsgelehrten unhinterfragt als göttliche Wahrheit für alle Zeiten übernehmen. Dabei haben auch sie nur den Koran interpretiert. Die Muslime hätten Götter aus ihnen gemacht. Seiner Ansicht nach steht die Scharia im Widerspruch zum Islam. Die politischen Herrscher hätten seit den Anfängen des Islams das Bild eines Gottes konstruiert, dem Gehorsam über alles geht, um einen Geist der Unterwerfung zu etablieren. Gott dürfe aber nicht auf einen Richtergott reduziert werden. Mit diesem Klischee müsse man aufräumen. Nur wenn man die Scharia als juristisches Werk verstehe, stehe sie im Widerspruch zum Islam, denn dann schiebe sich der Rechtsgelehrte mit seinen Interpretationen des Korans zwischen Gott und den Menschen und verhindere die direkte, persönliche Beziehung zu Gott.
Scharia bedeutete: der Weg zu Gott. Das ist der Weg des Herzens. Es geht um Prinzipien wie Gerechtigkeit, es geht um innere Läuterung, nicht um einzelne Gesetze, kleinliche Vorschriften. Gott darf nicht auf einen Richtergott reduziert werden.
Die junge Generation von Muslimen nähme ihre Religion ernster als die Elterngeneration. Sie wollen verstehen. Sie hinterfragen. Daher bekäme er viel Zustimmung bei seinen Studenten.
Korchide möchte den Islam gerne von dem herkömmlichen Scharia-Verständnis verstehen und weiterentwickeln. In seiner Rede auf dem Jahrestag sagte er: „Es geht um das gegenseitige Anerkennen und darum, den anderen als Bereicherung anzunehmen.“
Diese Forderung nach einem „moderaten“ Islam steht indes ganz und gar nicht im Einklang zu den Richtlinien der fundamentalistischen Islamverbände und der DITIB, deren Vorsitzender Sadi Arslan in einem Gespräch mit der Hürriyet seinerzeit eindeutig klarstellte: „Die Quellen des Islams sind der Koran und die Sunna des Propheten.“
Der zweite Referent, Professor Dr. Martin Ohst, ist Kirchenhistoriker und lehrt an der Uni Wuppertal. Er führte unter anderem aus: „Die Reformation hat der Gesellschaft Toleranz beigebracht. Die Menschen müssen lernen, konstruktiv miteinander zu leben.“
Der große Einfluss und die Macht der fundamentalistischen islamischen Verbände werden indes Sorge dafür tragen, dass Bemühungen mit Blick auf eine „Reformation“ des Islams im Keim erstickt werden. „Islam ist Islam, basta“, sagt Ministerpräsident Erdogan. Das ist eine klare Aussage, die in künftigen Diskussionen um Moscheen immer wieder in Erinnerung gerufen werden sollte!
Der PRO-NRW-Kreisverband Remscheid hat umgehend auf die kriecherische Spendenaktion des Superintendenten reagiert und wird die Bürger schon Anfang der kommenden Woche mit einer groß angelegten Flugblattkampagne aufklären.
Kontakt:
Evangelischer Kirchenkreis Lennep
Superintendent Hartmut Demski
Haus der Kirche
Geschwister-Scholl-Straße 1a
42897 Remscheid-Lennep
Tel.: 02191-968111
Email: sup@kklennep.de [28]
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