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Für die Eigenen oder doch die Anderen?

Von AP | Der bekannte Youtuber Timm Kellner hat Ende September seine Liste „Für die Eigenen“ gestartet. Die Reaktionen reichten von Unterstützung bis offenem Widerspruch. Was „Für die Eigenen“ erreichen soll, ist immer noch nicht klar. Ein Diskussionsbeitrag.

„Legt euch zurück und genießt die Show“, lautet Kellners Standard-Satz nach seinem Intro. Was danach kommt, hat in der Tat häufig mit richtig guter Show zu tun. Der Ex-Polizeikommissar schaut mit seinen Zuschauern meist andere Videos an und kommentiert diese genüsslich. Sein Lieblingsobjekt ist natürlich die Mutti aller Probleme, Angela Merkel. Kellner reißt die Augen auf, schlägt seine Hände ins Gesicht oder lacht lauthals drauf los.

Youtube-Comedy über Gutmenschen

Auch andere Gutmenschen sind vor seiner Analyse nicht sicher. Sein meistgesehenes Video, fast eine halbe Millionen mal auf Youtube, behandelt einen Beitrag des ARD-Morgenmagazins über eine SPD-Ratsherrin in Keufbeuren [1]. Dort hatten die Wähler bei einem Bürgerbescheid gegen den Bau einer Moschee auf Gemeindegelände gestimmt und die Dame sichtlich traurig gemacht.  Timm Kellners Stärke liegt genau darin, Beiträge der Mainstreammedien mit wenigen gut gewählten Worten als das erscheinen zu lassen, was sie sind: groteske Zeitdokumente!  Seine Mimik stimmt und seine Rhetorik wechselt sich mit gut getimten schweren langen Pausen ab.

Einer der erfolgreichsten patriotischen Youtuber

Der Erfolg gibt ihm Recht. Mit Abonnentenzahlen auf Youtube von rund 100.000, Spitzenwerten beim Videoaufruf von wie erwähnt 500.000 und regelmäßigen Zuschauerzahlen von plus-minus 100.000 pro Video gehört er zweifelslos zur Champions League deutschsprachiger patriotischer Youtuber.

Nun hat Kellner Ende September angekündigt, die Liste für die Eigenen [2] zu Gründen. Dies ist zuerst einmal eine hervorragende Idee. Denn Kellner liefert patriotische Unterhaltung und erreicht so mutmaßlich auch viele, denen trockene Aktivismus-Videos zu langweilig sind. Es ist wahrscheinlich, dass er Zuschauersegmente erreicht, die bisher nicht in der APO 2018 eingebunden sind.

Von Youtube-Zuschauern zu Aktivisten

Die Strategie, diese Personen zu vernetzen und zum Aktivismus zu motivieren, ist für eine patriotische Wende in Deutschland elementar wichtig. Nichts anderes betreibt Martin Sellner von der IB Österreich aktuell sehr erfolgreich mit seiner Kampagne gegen den UN-Migrationspakt.

Kellner plant aktuell ein Engagement für Obdachlose. Dies klingt ähnlich wie das bereits vorhandene Engagement „Der Kältebus“ von Guido Reil [3], ist aber dennoch ehrenhaft und sinnvoll. Mit einer guten Strategie könnte Kellner eine weitere schlagkräftige APO-Organisation in Deutschland aufbauen.

Weitere Parteigründung ist unrealistisch

Fragezeichen kamen dagegen vielen Zuschauern bei der Frage, ob Kellner womöglich eine neue Partei gründen will. Dies lässt er nämlich ganz bewusst offen. Die Parallelen zu Sahra Wagenknechts Bewegung „Aufstehen“, der auch unterstellt wird, eine neue Partei gründen zu wollen, sind nicht von der Hand zu weisen.

Was Kellner nicht gut beantwortet ist die Frage, warum es eine neue Partei bedarf. Die AfD bildet die patriotische Bewegung in ihrer Breite vollstens ab. Sie läuft weder Gefahr, zu einer zweiten NPD zu werden, noch, die CDU links zu überholen. Darüber hinaus sind Parteigründungen Ereignisse, die nur einige Male im Jahrhundert erfolgreich sind, wie bei den Grünen und der AfD.

Tausende Male gehen sie schief, wie die ALFA-Tiere um Bernd Lucke berichten können oder auch Frauke Petry, die mit ihrer Partei ihr blaues Wunder erlebt.  Die größte Gefahr bei weiteren Parteigründungen ist es, dass Ressourcen gespalten statt addiert werden und  Wählerstimmen unter die Fünf-Prozent-Hürde gedrückt werden, anstatt in Parlamenten patriotische Politik zu machen. Im schlimmsten Falle würde Kellner damit nicht den Eigenen, sondern den Anderen helfen.

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