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Der Euro-Islamische Komplex

Von DR. HANS-PETER RADDATZ | Nachfolgend werden Gründe vorgestellt, wieso es keinen Sinn macht, die sattsam bekannten Themen des sogenannten „Islamdialogs“ endlos weiter wiederzukäuen, sondern zur Kenntnis zu nehmen, dass es sich um eine langfristig angelegte Strategie handelt, die Europa in einer epochalen Kultur-Revolution von oben islamisiert. Da sich hier die Ideologien und Dogmen der technischen Moderne und des Islam verbinden, werden sie in ihrer Radikalität vorhersagbar und erübrigen jede weitere Kritik, die immer gleiche Aspekte ergebnislos wiederholt, während der Kontinent seine Kultur-Identität verliert.

Wenngleich etwas aufwendig, lohnt es sich, den Hintergrund des Vorgangs zu erläutern, denn die Muster bieten gerade durch ihre Stupidität die Chance für eine Darstellungsform, die die Radikalität des Trends angemessen offenlegt.  Seit einem halben Jahrhundert wälzt die Gebetsmühle dieses Scheindialogs die  Bestände proislamischer Stereotypen vor sich her. Mit vielen Anregungen zu Toleranz für Muslime und Respekt bzw. „Hochachtung“ (Kath. Kirche) vor dem „Frieden des Islam“ fing sie einst an, wehrte indes schon frühe Hinweise aus den Wissenschaften auf konträre  Erfahrungen der Geschichte und Gegenwart als Polemik, Schüren von Ängsten oder „Brandstiftung“ ab. Fünfzig Jahre später hat sich die Ausgrenzung alles Alten, Bürgerlichen, Christlichen und Deutschen zum weitaus aggressiveren Diffamierungs-Quartett Fremdenfeindlichkeit, Volksverhetzung. Antisemitismus  und Islamophobie verhärtet.

Nichts Radikaleres im Islam gibt als den Hass auf die Juden

Um die Wirkung abzusichern, wird anhand des Holocaust immer wieder die Folie des Antisemitismus betont, dies eher irregulär, weil es nichts Radikaleres im Islam gibt als den auf Koran und Tradition basierenden Hass auf die Juden (und Christen), bestätigt durch deren rigorose Beseitigung im Schleichgenozid des historischen Djihad. In dieser Glaubenspflicht, die im täglichen Mehrfachgebet erinnert und im “Islamdialog“-als Anstrengung im Glauben geführt wird, ist der muslimische Mann der irdische Statthalter der überirdischen Macht  Allahs, dessen „Anstrengung“ sich besonders irdisch auch auf alle Frauen erstreckt.

Wer die gewalthaltige Konstellation beschreibt oder gar kritisiert, erweist sich in diesem Objektiv totalitärer Umkehrung als Schädling des Systems. Mit den bevorzugten Begriffen „Islamophobie, Antisemitismus, Rechtsradikalismus und „Rassismus“ bekommt er/sie verbale Judensterne angeheftet, die konkrete Signalwirkung auf die Djihad-Aktivisten der Euro-Islamisierung ausüben (s.u.).

Dabei hatte Deutschland im fraglichen  Zeitraum zwei Drittel aller Immigranten in die EU – bei einem Fünftel deren Bevölkerung – aufgenommen. Während also die Forderungen nach Toleranz und Respekt übererfüllt wurden, indem die Moscheen von 20 auf 2000 und der Muslimanteil an der Bevölkerung von 0,1 auf etwa 12 Prozent gestiegen waren, hatten die sich verschärfenden  Begriffe des Scheindialogs und dessen Gebetsmühle zu einer staatlich legitimierten Kampfmaschine verwandelt, die an die links-rechten Extremismen anknüpfte.

Alle Kerninstitutionen des „demokratischen“ Staates auf die Rechte Allahs verpflichtet

[1]Dies so nachhaltig, dass alle Kerninstitutionen des „demokratischen“ Staates –  Parteien, Medien, Universitäten, Stiftungen, Justiz, Kirchen, Kunst – auf die Rechte Allahs (Scharia) festgelegt und verpflichtet sind, dem „Frieden des Islam“ zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen. Der erhielt mit dem Kraftakt der Millionen-Invasion seit 2015 einen neo-völkischen Impuls, der  mit der EU-Zustimmung zur Euro-Expansion der Muslimbruderschaft (Manifest von Mekka) und des Bundesverfassungsgerichts zu den „imperativen Glaubenssätzen der Muslime“ (Kopftuchurteil) – beide 2005 – am Volk vorbei grundgelegt wurde.

Unter diesen Umständen versteht sich, dass niemand reüssiert, der sich nicht zu dieser von den globalen Konzern-„Playern“ lukrativ geförderten Fusion bekennt. Demgemäß werden umso höhere Laufbahnen erreicht und mit allerlei Preisen behängt, je effizienter er/sie in der scheindemokratischen  Nachfolge der rotbraunen Klassen- und Rassen-Traditionen Allahs Interessen vertritt. Während die Steuerlast der Einheimischen anwächst, steigern die Entlassungs-Aktionen der Konzerne die Gewinne und Börsenkurse, die aber keineswegs die bürgerseitigen Kürzungen der staatlichen Sozialbudgets vermeiden, weil die Mehreinnahmen in die üppige Alimentierung des Volksaustauschs fließen.

Das KRIEG-Akronym: Klima, Reform, Islam, Erziehung, Gender

In dem monströsen Szenario spiegelt sich nicht weniger als die Asymmetrie des archaischen Macht-Masse-Modus wider, des unveränderbaren, evolutionären Herrschaftsprinzips aller Gesellschaftsformen, der Wenigen über die Vielen,  der Erleuchteten und Auserwählten über die Untertanen, nun vorliegend der „zu uns Kommenden“ über die „hier länger Lebenden“ (O-Ton Deutschland). Hier entfaltet sich eine elitäre Kultur-Revolution, ein Krieg gegen das Altvolk, der auf mehreren Ebenen mit dem Islam als Hauptaspekt läuft und mit dem KRIEG-Akronym verdeutlicht wird: Klima, Reform, Islam, Erziehung, Gender.

Vom simplen Feindbild über Euro- bzw. Christozentrismus und obskure Quellen,  zu denen der antikulturellen „Logik“ zufolge auch die gesamte, von der Kritik genutzten Islamliteratur gehört, bis hin zu den Turbo-Diffamierungen, fehlt kaum ein Begriff, zu dem es keine Entsprechung in der Propaganda des Bolschewismus und Nazismus gegen das demokratische Bürgertum gibt. Sie taucht ebenso in diversen Varianten der „Volkshygiene“ wie Auswanderung, Abtreibung und Sterbehilfe auf, die den „Fachkräften“ der Immigration den „Lebensraum“ für den Euro-Djihad schaffen, um in täglichen Übergriffen der Glaubensanstrengung, der Gewalt allgemein und Vergewaltigung speziell, ihren „Glauben“ zu praktizieren, wobei auch Allahs Sterbehilfe nicht zu kurz kommt.

Auf der Basis ihrer radikalen Tradition begünstigt die technische Moderne den Trend in der audiovisuellen Kommunikation, die in medialer Verstärkung der sozialen Netzwerke mit Computer, TV und Smartphone die herrschenden Lehren von Toleranz und Respekt weiter verbreiten und die Djihad-Täter als  „Männer“, „Deutsche“  oder einfach als „Täter“ anonymisieren. Dass diese Ausrüstung die Indoktrination weitaus intensiver und schneller bewirkt als die Volksempfänger und Volkserzieher Hitlers und Stalins und eine neue Dimension der massenhaften Denk- und Verhaltenslenkung erreicht, liegt auf der Hand.

Historiker Wolfgang Benz verkündete, „nichts vom Islam zu wissen“

[2]Das wirkt ebenso konsequent auf die Wissenschaft, die durch das Bekenntnis zum „Frieden des Islam“ umgepolt wird, sich aber dank der  Fördermittel die Maulkörbe eilfertig umhängt, zumal das intellektuelle Niveau im Rahmen der Gleichschaltung ohnehin absinkt. Die Spiralen des Denkschwunds produzierten im Verlauf des Halbjahrhunderts ganze Generationen von „Vordenkern“ mit  trendwürdigen Urgesteinen wie Hans Küng,  Mathias Rohe, Reinhard Schulze, Angelika Neuwirth etc., die im Kaffeesatz interkultureller „Facetten“ nach Juwelen der euro-islamischen Einheit suchten. Als Vorstufen zum Ideal  systemischer Ignoranz lehrten sie ihre Nachfolger, immer weniger über die Lebensmitte des Islam zu wissen und die „hier länger“ und bald vielleicht auch zu lang Lebenden in völliger Unschuld Allahs „Barmherzigkeit“ auszuliefern.

Dieses Ideal generationenübergreifend erreicht zu haben, blieb Wolfgang Benz vorbehalten, der zwischen Antisemitismus und Islamophobie schillernd die Notwendigkeit  des Islam und in gleichem Zuge verkündete, „nichts vom Islam zu wissen“. Diesem scheinbaren Widerspruch kommt große Bedeutung zu, weil das Nichtwissen der Gewalt des Djihad einen Freibrief erteilt. Indem ein solcher Ideal-Ignorant, obwohl er nichts weiß, vermeintliche Abweichler öffentlich als „Islamfeinde“ ausruft, gibt er sie zum Abschuss frei und wird mit dem gläubigen Muslim identisch, der jederzeit den Djihad eröffnen kann bzw. muss, wenn ihn die Gemeinschaft nicht beschließt (T. Nagel, Was ist der Islam?, 268ff.) [2].

Neuer Sonderweg deutscher Gewaltformen

Indem sich in einem konkreten Fall auf Anfrage auch die Geschäftsführung seines Verlages (Wochenschau-Verlag) mit der Ignoranz des Autors solidarisch erklärte und damit ebenso ignorant die möglichen Djihad-Folgen in Kauf nahm, ließ sich die Ausbreitung der „religionsfreien“ Ideologie in der aktuellen Praxis „live“ studieren. Selbst wenn dem nicht so wäre, rückt die Wahrscheinlichkeit eines neuen Sonderwegs deutscher Gewaltformen näher, solange die Fixierung der Akteure ihn vorzeichnet. Sie sorgen dafür, dass die politischen Abweichler, ökonomisch Überflüssigen sowie ethisch und biologisch „Artfremden“ sich verflüchtigen und in einer Renaissance völkischer Zwangsbesiedlung den „Artgleichen“ in Gestalt kulturferner Immigranten Platz machen.

Da der Trend mit der Diffamierung der Wissenschaft und Wertevorstellungen die „alten“ Strukturen und Bürger-Interessen verdrängte, schuf er unter Ägide der EU den Raum für neo-sozialistische, sich „interkulturell“ gebende Kräfte, die schon in den 1970er Jahren mit verdeckten Organisationen wie der PAEAC (Parliamentary Association for the Euro-Arab Cooperation) begannen. Da nicht sein kann, was aus Sicht machtgläubiger Untertanen nicht sein darf, schoben sie gut belegte Kritik daran in die bewährte Ecke der „Verschwörungstheorie“.

Parallelen zwischen Djihad und radikaler Moderne

[3]Dieses Patentrezept wurde allerdings seinerseits gestört, u.a. durch Bücher des Verfassers dieses Beitrags und Tilman Nagel über den real existierenden Islam sowie des Autorenpaars David und Gisèle Littman (Bat Ye’or), die die gezielte,  konzertierte EU-US-Täuschungsstrategie offenlegten. Wer noch zweifelt, mag Philippe de Villiers konsultieren, der aktuell aus bislang geheimen Dokumenten die Genese der EU als „Lügengewebe“ der US-Politik freilegt: „Die Europäische Gemeinschaft  ist nicht geschaffen, um den Interessen der Völker Europas zu dienen, sondern diese und ihre  Souveränität in einer Bürokratie verschwinden zu lassen – einer wurzellosen übernationalen Staatsform …“ (J’ai tiré sur le fil du mensonge et tout est venu, Paris 2019 – Ich habe (nur) einen Faden des Lügengewebes gezogen und alles wurde offenbar – d.Verf.).

Mithin wird verständlich, wieso die fünfzigjährige Kritik an der Islamisierung nicht nur routinemäßig verpufft, sondern in dem Maße Teil des „liberalen“ Systems selbst ist, solange sie die Machtmechanismen nicht erkennt und benennt. Daher sollte die Systemprognose sie ergänzen, die auf die bestmögliche Datenbasis überhaupt zugreifen kann. Sie besteht in den unabweisbaren Parallelen zwischen  Djihad und radikaler Moderne, deren Praxis über vergleichbare Stationen abläuft: Bedrohung, Haft, Inquisition, Tod.   

Derzeit befindet sich das System zwischen den ersten beiden Phasen in einem Interimszustand, der durch die arbeits- und konsumtechnische Auspressung der Bürger infolge der Privatisierung des Gemeinwohls (Gesundheit, Telekom, Strom, Verkehr etc.) sowie durch die Dekadenz der Bildung und des Rechts gekennzeichnet ist. Hier liefern die Blogs  eine europaweite Fülle von Beispielen des täglichen Geschehens aus allen Institutionen, die den irrational wirkenden,  aber in der Kulturfeindlichkeit logischen „Fortschritt“ von der Demokratie in die Diktatur sowie von der Zivilisation in Formen archaischen Verhltens bestätigen.

Zusammen mit der Geschichte ist dies der Stoff für Darstellungen, die sich auf die verlässlichen Gewalt-Muster in Islam und Moderne stützen und plausible Perspektiven für die weitere Radikalisierung des Trends entwickeln können.


PI-NEWS-Autor Dr. Hans-Peter Raddatz (* 18. August 1941 in Koblenz) gilt neben Prof. Tilman Nagel als einer der profiliertesten Orientalisten in Deutschland. Der Volkswirtschafter, Berater und Publizist ist durch seine islamkritischen Schriften über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Von Allah zum Terror? [4] Der Djihad und die Deformierung des Westens“ (2002) und „Allah und die Juden [5] – Die islamische Renaissance des Antisemitismus“ (2007).

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Hans-Peter Raddatz kritisiert ZDF-Pläne für „Wort zum Freitag“

geschrieben von PI am in Interview | Kommentare sind deaktiviert

Die Entscheidung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, ab Mai einen festen Sendeplatz für ein „Wort zum Freitag“ für Moslems einzuführen (wir berichteten) [6], ist beim Orientalisten Prof. Hans-Peter Raddatz auf Unverständnis gestoßen: „Indem wir die eigentlichen Grundfragen verdecken und dafür Nebenpunkte wie so ein solches ‚Wort zum Sonntag‘ im Grunde ja missbrauchen. Solange wir also die Grundfragen nicht klären und solche Nebenpunkte in den Vordergrund stellen, machen wir uns selbst etwas vor.“

Und weiter:

„Wir bauen eine Illusion auf sozusagen. Wir behaupten, integrativ hier tätig zu sein, was im Grunde nicht möglich ist, solange eben das Bekenntnis der Muslime zum demokratischen Rechtsstaat nicht verbindlich vorliegt“

sagte Raddatz in einem Interview mit dem Deutschlandradio [7] (hier als mp3 [8]).

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Hans Peter Raddatz zum Türkei-Besuch von Papst Benedikt XVI.

geschrieben von PI am in Katholische Kirche,Türkei | Kommentare sind deaktiviert

In einem Interview mit dem Deutschlandfunk [9] hat sich Hans Peter Raddatz heute zum Türkei-Besuch von Papst Benedikt XVI. und zur dortigen Situation der orthodoxen Christen geäußert. Der Orientalist kritisiert darin unter anderem die weit verbreitete Phobie der Türkei vor einem vernünftigen, emanzipierten und kompetenten Dialog, der sich auch nicht scheut, unangenehme Wahrheiten anzusprechen.

Laut Raddatz müssen vor allem die liberalen Moslems unterstützt werden, denn es ist wichtig, dass die Türkei sich wegen ihrer geografischen Nähe zum Iran und dem starken Einfluss der saudischen Moslembrüder nicht vom Westen abwendet.

Was kann der Papst mit seiner Mission in der Türkei erreichen? Die Frage geht an den Türkei-Experten und Islam-Wissenschaftler Hans-Peter Raddatz, den ich jetzt am Telefon begrüße. Schönen guten Tag!

Hans-Peter Raddatz: Schönen guten Tag!

Herr Raddatz, im Vatikan hat es offenbar Überlegungen gegeben, die Reise des Papstes zu verschieben, auch aus Sicherheitsgründen. Wäre das eine sinnvolle Option gewesen?

Raddatz: Schwer zu beurteilen, weil wir natürlich letzte Informationen über die Sicherheitslage nicht haben. Auf der anderen Seite war es sicher auch wünschenswert, die Reise durchzuführen soweit möglich, und das ist jetzt der Fall.

Der Papst hat ja mehrfach Erklärungen abgegeben, wie seine Islam-Äußerungen zu verstehen gewesen sind, nämlich als Zitat innerhalb einer Vorlesung, von dem er sich dann auch distanziert hat. Hochrangige Muslime haben diese Erklärung akzeptiert. Wie sieht es da aus Ihrer Sicht in der Bevölkerung aus?

Raddatz: Na ja, in der Bevölkerung besteht gar nicht die Möglichkeit und das Wissen, auf die Vorlesung angemessen einzugehen. Das konnte man an den etwas undifferenzierten Reaktionen sehen. Und was ja überhaupt gar nicht berücksichtigt wurde waren Abschwächungen, die der Papst schon während der Vorlesung gemacht hat, indem er diese Äußerung dieses byzantinischen Kaisers selbst als schroff bezeichnet hat und im Grunde das Ganze zurückgeführt hat auf die Forderung, dass Religionen überhaupt auf Gewalt verzichten sollten. All das ist ja nicht berücksichtigt worden, und das war natürlich entsprechend bedauerlich.

Sollte der Papst das Thema bei seinem Besuch jetzt in der Türkei noch einmal ansprechen, sich direkt an die türkische Bevölkerung wenden aus Ihrer Sicht?

Raddatz: Das ist sicher eher Anlass zu neuen Missverständnissen und Schwierigkeiten. Ich würde aus rein diplomatischen Gründen schon darauf verzichten. Die praktischen Erfahrungen, die der Papst jetzt konkret gemacht hat, würden ihn sicher auch eher zur Vorsicht mahnen.

Ministerpräsident Erdogan hat zuvor angekündigt, dass er den Papst nicht treffen wird, und hat Termingründe dafür angegeben. Der Vatikan hat argumentiert, das sei von Anfang an klar gewesen. Im Mittelpunkt des Treffens stehe ohnehin das Zusammenkommen mit der christlich-orthodoxen Kirche. Jetzt kam es doch zu einem kurzen Treffen mit Erdogan. Ist die ganze Geschichte dennoch als Affront zu interpretieren?

Raddatz: Wir dürfen nicht vergessen, dass Erdogan eine islamistische Regierung vertritt, die einen klaren Contra-Kurs gegen das Christentum fährt. Auch der eben erwähnte Leiter der türkischen Religionsbehörde, Bardakoglu, hat ja nicht weniger behauptet, als dass Kritik am Islam den Weltfrieden stört und das auch ganz bewusst auf den Papst bezogen. Wir dürfen hier nicht vergessen, in welcher Tradition Herr Erdogan steht und welche Absichten auch die mit ihm verbundenen Organisationen, unter anderem auch solche in Deutschland, verfolgen. Die sind alles andere als auf den Ausgleich ausgerichtet.

Würden Sie denn sagen, dass die Reaktion des Vatikan, des Papstes, dann in einem angemessenen Verhältnis steht, geschickt ist, ein geschicktes Krisenmanagement betrieben worden ist?

Raddatz: Ja, das würde ich so sehen. Im Übrigen hat der Papst sich nicht von seinen eigenen Äußerungen distanziert, wenn ich das korrigieren darf, und er hat sich auch nicht entschuldigt, sondern er hat sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass es in der vorliegenden Form missverstanden worden ist, denn auch die von Ihnen oder in Ihrem Bericht angesprochenen Imame, die ihrerseits darauf reagiert haben in dem berühmten Manifest der 38, wie man so schön sagt, sind auf den Punkt nicht eingegangen, nämlich die Forderung, dass alle Religionen auf Gewalt verzichten sollten. Ich finde, da sollte der Dialog ansetzen.

Er hat noch mal klargestellt, dass es sich nicht um seine Worte gehandelt hat, sondern um ein Zitat.

Raddatz: Richtig.

Ein Zweck der Reise des Papstes sollte ja auch sein, die Lage der Christen in der Türkei zu verbessern.

Raddatz: Ja.

Kann der Papst auf diesem Feld etwas erreichen jetzt vor diesem Hintergrund?

Raddatz: Das ist eine gute Frage, denn auch hier ist die türkische Reaktion etwas eigentümlich, wenn man berücksichtigt, auf welch winzigen Prozentsatz das Christentum in der Türkei abgesunken ist, im 20. Jahrhundert von 24 auf 0,2 Prozent. Auch der nämliche Bardakoglu wieder, der Leiter der Religionsbehörde, hat ja im letzten Jahr beispielsweise aufgrund des ihn offenbar sehr erschreckenden Umstandes, dass 368 Türken vom Islam zum Christentum übergetreten sind, sich dazu veranlasst gefühlt, in allen 70.000 Moscheen der Türkei Warnungen vor dem Angriff des Christentums auf die Sicherheit des türkischen Staates verbreiten zu lassen. Sie können daran schon erkennen, dass es eine weit verbreitete Phobie geradezu gibt vor einem vernünftigen, vor einem emanzipierten und kompetenten Dialog.

Die Religionsfreiheit ist auch ein Aspekt, der eine wichtige Rolle spielt bei den Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei.

Raddatz: Allerdings.

Sie würden also auch sagen, dass dort, in der Türkei, Einiges noch im Argen liegt?

Raddatz: Da gibt es eine Menge Nachholbedarf und Gott sei Dank gibt es auf der anderen Seite natürlich auch Türken, die liberal denken und die genau das auch mit anstreben, aber die wir leider Gottes bisher nicht hinreichend unterstützt haben. Auch hier haben wir selbst Nachholbedarf, und es ist dringend wünschenswert, dass wir hier zu einer aufgeklärten und gelassenen Gesprächsform zurückkehren.

Seit gestern sind die Beitrittsgespräche in einer tiefen Krise. Der Zypern-Streit ist weiterhin nicht beigelegt. Sehen Sie die Gefahr, dass die Türkei sich abwendet vom Westen, wenn dort jetzt auf die Bremse getreten wird?

Raddatz: Das ist eine sehr, sehr wichtige Frage und mündet auch in die globale Situation, denn die Türkei kann ihrerseits auch nicht isoliert gesehen werden. Sie steht in engem Kontakt zu Russland, zum Iran, insbesondere zu den saudi-arabischen Moslem-Brüdern. Das sind connections sozusagen, die man auf gar keinen Fall unberücksichtigt lassen darf und die ihrerseits stark auf die Türkei in den nächsten Jahren einwirken werden. Wir sind also alle miteinander gehalten, wenn wir Wert darauf legen, die Türken an Europa heranzubringen, dann auch eben aufgrund des immer wieder anzusprechenden offenen und kompetenten Dialogs, der auch nicht sich scheut, unangenehme Wahrheiten anzusprechen, mit den Türken zu einem Auskommen zu kommen, denn letztendlich sind sie tatsächlich der einzige Staat im gesamten islamischen Raum, der den Versuch gemacht hat, sich zu säkularisieren, aber leider nach Atatürk das so genannte follow up, also die konkreten Maßnahmen, um diesen Anfang weiter zu entwickeln, nicht richtig verfolgt hat, so dass wir ihnen eigentlich dabei helfen müssten. Die EU hat meines Erachtens hier zu undifferenziert immer wieder nur Reformen angefordert, aber die Türken dabei nicht hinreichend unterstützt.

Aber kann das ein Grund sein, bei der Wichtigkeit der Türkei geopolitisch gesehen keine Konsequenzen zu ziehen, wenn wichtige Voraussetzungen nicht erfüllt werden?

Raddatz: Das ist ganz sicher nicht der Grund, das zu tun. Da haben Sie vollkommen Recht. Auf der anderen Seite ist nicht nur die Rolle der Türkei im globalen Rahmen zu sehen, sondern darüber hinaus selbstverständlich auch die Rolle der USA und die ständig schwächer werdenden Verbindungen Europas zu den Amerikanern, die natürlich mit der bekannten Politik der letzten Jahre Richtung Islam zu tun hat. Also alles in allem befindet sich auch der Westen in einer schwierigen Situation, die gefährdet ist durch ein Auseinanderdriften der Amerikaner und der Europäer. Und die radikalen Muslime sind im Moment sehr gezielt und sehr geschickt dabei, diesen Keil weiter zwischen diese beginnende Trennung hineinzutreiben. Man kann da wirklich nur Sorgen haben. Und deswegen müssen wir, oder sind wir alle gemeinsam aufgefordert, diese beginnende Trennung wieder zu schließen und uns gemeinsam an einen Tisch zu setzen und uns darüber zu unterhalten, wie wir dieses Interesse gemeinsam verfolgen können und dabei natürlich auch die liberalen Muslime ins Boot zu nehmen.

Der Türkei-Experte und Islam-Wissenschaftler Hans-Peter Raddatz war das. Besten Dank für das Gespräch.

Raddatz: Nichts zu danken. Wiederhören.

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Hans Peter Raddatz übt scharfe Kritik am Dialog mit Muslimen

geschrieben von PI am in Islam | Kommentare sind deaktiviert

Der Orientalist Hans Peter Raddatz (Foto) hat den gegenwärtigen Dialog DiaLÜG mit Muslimen in Deutschland scharf kritisiert. Von einem wirklichen Gespräch könne man, so Raddatz am vergangenen Mittwoch [10] beim 61. Buß- und Bettagsgespräch des Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg (bei Köln), gerade in der Politik nicht sprechen. Um islamische Positionen zu vertreten, beeinflussten vielmehr Muslime über Begriffe wie Respekt, Friede und Toleranz das westliche Verhalten.

Wenn Politiker in Europa ihre Bürger aufforderten, mehr Respekt vor den Gefühlen der Muslime zu zeigen, setzten sie das eigene Weltbild einem muslimischen Deutungsdiktat aus, sagte Raddatz. Nach seiner Einschätzung habe sich der westliche Dialog bereits sehr einer islamischen Denkweise angenähert. Das zeigten unter anderem die Reaktionen auf den Vortrag von Papst Benedikt XVI. in Regensburg. Kritische Positionen, wie sie in westlichen Demokratien üblich seien, würden nicht zugelassen. Nach Meinung von Raddatz führt eine Anlehnung an islamische Denkweisen dazu, dass sich westliche Identität, Demokratie und Rechtsstaat zu einem Weltbild formen, das sich allmählich islamisch korrigiert. Letztlich stünden die moderne Autonomie des Denkens, aber auch die Religionsfreiheit auf dem Spiel.

Hans Peter Raddatz, einer der wenigen deutschen Islamexperten mit Durchblick.

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