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Sprengung einer Vorlesung – Hamburger Nazis zeigen ihre hässliche Fratze

Als 1934 an der Uni Hamburg die Hochschulprofessorin Agathe Lasch eine ihrer Vorlesungen zum Thema „Niederdeutsche Sprache“ halten wollte, könnte das so ausgesehen haben:

Der Hörsaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. In den Gängen und auf der Tribüne stehen meist junge Leute, nicht alle sind Studenten. Der Studentenbund der Nationalsozialisten hatte die Vorlesung im Vorfeld bekannt gemacht. Seine Anhänger waren dem Aufruf gefolgt und zahlreich erschienen, um zu zeigen, dass sie in der Überzahl sind.

Als die zierliche Frau ihren Vortrag beginnen will, beginnen die Jungen im Saal zu skandieren: „Es gibt kein Recht auf Judenpropaganda! Es gibt kein Recht auf Judenpropaganda!“ Im rhythmischen Klatschen berauschen sich die jungen Leute an ihrer Machtdemonstration. Eine Zeitlang bleibt Lasch am Rednerpult stehen, wartet ab. Dem Mob reicht das nicht. Er fühlt sich sicher, denn die Polizei ist zwar anwesend, aber nicht in dem Saal, sondern davor. Im Saal ist dagegen die Sturmabteilung der Partei, die ihre braunen SA-Flaggen entrollt.

Die Zuhörer beginnen nun, die Vortragende mit Gegenständen zu bewerfen, manche versuchen sie vom Rednerpult wegzudrängen. Als sie sich auf einen leeren Platz zwischen den Studenten setzt, um abzuwarten, versuchen SA-Leute zu ihr durchzudringen. Studenten, die dafür keinen Platz machen, werden beschimpft und bedroht. Schließlich wird Lasch von der Polizei angeboten, sie vom Gelände der Uni zu bringen, Agathe Lasch nimmt das Angebot an.

In einer Stellungnahme der Nationalsozialisten zu Frau Lasch wird betont, dass sie ihren Verpflichtungen nachzukommen habe. Allerdings müsse „die Universität“ es auch „aushalten“, dass sich gesellschaftliche Konflikte des deutschen Volkes in ihren Mauern widerspiegeln, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten deutschen Geschichte und der jüdischen Einflüsse darauf.

Soweit die konstruierte Vorlesung der Agatha Lasch im Jahre 1934 an der Uni Hamburg, dem Jahr, in dem sie endgültig ihren Lehrstuhl für Niederdeutsche Philologie räumen musste. Ihr zu Ehren ist heute ein Hörsaal mit ihrem Namen benannt.

Der Agathe-Lasch-Platz in Hamburg, benannt nach der jüdischen Hochschulprofessorin.

In diesem Hörsaal wollte Bernd Lucke am gestrigen Mittwoch eine Vorlesung zum Thema „Makroökonomik“ halten. Wie sich das abspielte, können Sie im FOCUS [1] nachlesen. Sollten Ihnen Ähnlichkeiten zu früher auffallen, so sind die kein Zufall, sondern systembedingte Zwangsläufigkeiten.

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