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Habliks pc-Wörterbuch 3.0 – Heute: Nahost-Konflikt!

[1]Der aktuelle große Knall im Juli 2014 zwischen Israel und Palästina entzündete sich an der Entführung und Ermordung dreier junger Israelis – Eyal Yifrach (19), Gilad Sha’er (16) und Naftali Frenkel (16) – durch Palästinenser (siehe auch im Artikel „Benjamin Idriz“). Im „Gegenzug“ ermordeten und verbrannten israelische Jugendliche einen Palästinenser namens Mohammed Abu Chdeir (16). Was war der grundsätzliche Unterschied im Umgang mit diesen beiden Verbrechen? Die Israelis haben sich sofort auf die Suche nach den Mördern des jungen Palästinensers gemacht und werden die drei geständigen Täter – insgesamt wurden sechs Israelis verhaftet, die man nun vor Gericht als Terrororganisation behandelt – im Gefängnis verrotten lassen. Einen Tag vor der Ermordung Mohammeds haben dieselben Täter womöglich versucht, den neunjährigen Palästinenser Mussa Zalum zu entführen.

(Von Martin Hablik*)

Die palästinensische Regierung tat indes einen Dreck, um die Mörder der drei jungen Israelis zu erwischen. Die werden in Gaza höchstens gesucht, um ihnen für ihr Verbrechen die Eier zu lutschen. Als Palästinenser hat man in Israel die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Israeli, ein Israeli in Gaza hingegen ist eine wandelnde Zielscheibe. Dieses zivilisatorische Gefälle ist leicht zu erkennen, nur für unsere Presse eben nicht. Also erfüllt die israelische Regierung wieder einmal unter großem Geschrei des Rests der Welt den Job, der für jede andere Regierung als selbstverständlich angesehen wird: Sie schützt ihre Bürger vor Terroristen, weil Länder wie Palästina dazu zwar fähig, jedoch nicht willens sind, und reißt der Hamas den Arsch auf, weil das die einzige Sprache ist, die Terroristen verstehen. Der einzige Hebel, den man bei der Hamas ansetzen kann, ist der, ihre Macht in Gaza zu gefährden.

Während der gegenwärtigen dritten Intifada zwischen Israel und Palästina vermittelte Ägypten einen Waffenstillstand. Israel Konservative sahen darin in Zeichen von Schwäche, doch man einigte sich darauf, das Angebot anzunehmen. Unilateral, versteht sich, denn die Hamas feuerte fröhlich weiter ihre Raketen ab. Wieso? Sind die Palästinenser nicht die armen Unterdrückten, die nichts als Frieden wollen? Wieso lehnt die Hamas einen Waffenstillstand ab? Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen und Sie, werten Leser, zu langweilen: Friede zwischen Hamas und Israel oder gar Palästina und Israel steht nicht im Parteiprogramm der Hamas. Dort stehen vielmehr der Tod der Juden und die Vernichtung Israels. Kein Friede, keine Verhandlungen, keine Bedingungen. Tote Zivilisten sind allein das Mittel zum Zweck, politischen Druck aufzubauen – tote Kinder sind dabei willkommen und gewollt. Jedes Opfer muss hinter der Charta der Hamas zurückstehen, die wiederum direkt auf der Ideologie des (politischen) Islam aufbaut. Für westliche Politiker ist Politik basierend auf religiösem Wahn kaum nachvollziehbar, für Islamisten ist sie absolut logisch und konsequent – deswegen hört man aus dem Westen auch so viel unglaublich dummes Zeug über den Nahost-Konflikt. Die Pressemaschine legt genau die gleiche Platte auf, die sie auch vor zwei Jahren gespielt hat, die gleichen öden Lügen werden wiederholt.

Auch der unvermeidliche Alibi-Jude darf nicht fehlen: Einer der stets willkommenen Israel-Kritiker ist Gideon Levy, leicht linkslastiger israelischer Journalist, von manchen als Held gefeiert, von anderen als Propagandasprachrohr der Hamas. Vor allem aber sehr gern gesehen in der politkorrekten Presse. Gehen wir mal ein (typisches und repräsentatives) Interview mit ihm durch: „Sie sind Helden [gemeint sind die Piloten der israelischen Luftwaffe], die die Schwächsten bekämpfen, hilflose Menschen ohne Luftwaffe und ohne Flugabwehrsystem. Manche haben nicht einmal einen Drachen, den sie steigen lassen können.“

Palästina hat also keine Luftwaffe und kein Raketenschutzschild „Iron Dome“ wie Israel. Natürlich nicht, weil nämlich die ganze Kohle – und davon haben die Palästinenser beträchtlich viel, allein von der EU bekommen sie Jährlich rund 500 Millionen Euro, mehr dazu im Kapitel „Antisemitismus“ – für Waffenkäufe, persönlichen Luxus der Hamas-Führer und finanzielle Unterstützung von Terroristen draufgeht. Würde Palästina sich diese Ausgaben sparen, und nicht dauern Raketen nach Israel rüberfeuern, müsste es von dem Geld auch keine Bunker oder eigene Raketenabwehrsysteme bauen, denn dann hätten die Israelis auch keinen Grund, Gaza zu bombardieren. Gaza würde keinerlei Militär brauchen, denn eingebettet in Israel wäre es in dieser Region sicherer als irgendwo anders in dieser Ecke der Welt. Wenn die Hamas sich nicht wie ein Haufen gefährlicher Psychos aufführen würde, dann könnte sie die Israelis um einiges bitten, von Hilfe bei der Energieversorgung über den Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur bis hin zu medizinischer Hilfe, und diese Bitten würden ihnen nicht abgeschlagen. Was glauben Sie denn, wo unzählige verletzte Palästinenser medizinisch versorgt werden? In Gaza? Nein, die werden in Israel behandelt und zwar kostenlos. Oder 2007, als die Hamas anfing, ihren politischen Gegner, die Partei „Fatah“, zu massakrieren (keine Sorge, die beiden haben sich inzwischen wieder lieb), flohen die führenden Köpfe der Fatah nach Israel, wo man ihnen politisches Asyl gewährte. Und man kümmerte sich um palästinensische Zivilisten, welche in die Schusslinie zwischen Hamas und Fatah geraten waren, deren Verletzungen in Gaza nie hätten adäquat versorgt werden können (Kamelkacke ist nun mal kein Allheilmittel) und denen der Wundbrand schon den Arsch wegfaulen ließ – ebenfalls kostenlos.

Wer hat das Al-Schifra-Krankenhaus in Gaza mit aufgebaut? Die Israelis. Wer errichtete auch während der dritten Intifada wieder mit absoluter Selbstverständlichkeit Feldlager für verletzte Palästinenser? Etwa die Hamas? Nein, es waren wieder die Israelis. In jedem stinkenden Käseblatt der deutschen Journaille kann man von so und so vielen verletzten Palästinensern lesen (verletzte oder tote Israelis werden nicht erwähnt, die haben auch keinen im Minutentakt aktualisierten „Bodycounter“), die „noch in Krankenhäusern behandelt werden“, man liest jedoch kein Wort darüber, dass diese Krankenhäuser in Israel stehen, während etliche Hospitäler in Gaza als Raketenabschussrampen dienen und die Patienten darin als Schutzschilde. Dafür wird der türkische Regierungschef Erdogan mit „jetzt hat der terroristische Staat Israel mit seinen Gräueltaten in Gaza Hitler übertroffen“ als eine Stimme der Vernunft zitiert.

Man könnte mit derart viel Geld, das Palästina jährlich zur Verfügung gestellt wird, etwas sinnvolles machen, wie zum Beispiel Eisen- oder Autobahnen bauen, das beschissene Verkehrsnetz nutzbar machen und eine autonome Energieversorgung auf die Beine stellen, die Wirtschaft ausbauen, eine eigene Währung schaffen. All diese Dinge sind jedoch nachrangig, zuerst muss natürlich der Terror finanziert werden. Das mit den Drachen erscheint ein wenig kryptisch, aber ich bin sicher, die Hamas hilft auch hier mit der einen oder anderen Rakete aus, wenn die Kleinen etwas steigen lassen wollen.

„Am Montagabend zogen in Jaffa bei Tel Aviv Hunderte Rechte unbehelligt durch die Straßen und skandierten »Tod den Arabern!«“.

Gleich Hunderte. Ich bin beeindruckt. In Gaza gibt es 80.000 Mitglieder der Hamas, die täglich nicht nur „Tod den Juden!“ rufen, sondern diesen auch sofort und begeistert praktizieren würden, hätten sie nur die entsprechenden Mittel dazu. Mehr als 1.000 von der Sorte haben die Israelis übrigens kürzlich erst wieder freigelassen (siehe oben).

Im selben Artikel erfahren wir auch, dass zwei Drittel der Israelis den Gaza-Krieg befürworten. Whoa, soviel Militanz aber auch. Könnten das dieselben zwei Drittel sein, die sich seit Jahren mehrmals am Tag in Schutzbunker verkriechen müssen, weil die Hamas mal wieder ausflippt, und die diesen Scheiß einfach nicht mehr ertragen wollen?

Das Verhältnis von Zivilbevölkerung und Militär (Israel Defense Forces, IDF) sieht in Israel ganz anders aus als in den meisten westlichen Ländern. Westliche Soldaten verteidigen ihre Freiheit tausend Meilen von ihrer Heimat entfernt, kriechen dabei durch gottverlassene Wüsten und erhalten Instruktionen aus der Heimat von Politikern, die sich den Luxus erlauben können, endlos darüber zu diskutieren, ob man einen Taliban abknallen darf, der sich gerade an einer Bergziege vergeht oder ob man warten muss, bis er fertig ist, um seine Persönlichkeitsrechte nicht zu verletzen. In Israel sitzen alle im selben Boot: Den Zivilisten fliegen die feindlichen Raketen ebenso um die Ohren wie Politikern und Soldaten.

Die Zivilbevölkerung identifiziert sich viel besser mit dem Militär, weil faktisch jeder Erwachsene einberufen wird, egal ob Mann oder Frau. Vom Militärdienst befreit sind nur israelische Araber, egal ob Moslem oder Christ, die früher ausgenommenen ultraorthodoxen Juden sind es inzwischen nicht mehr. Die Soldaten wissen, wofür sie kämpfen, nämlich für das, was sie jeden Tag sehen, die eigene Familie, Freunde, den Nachbarn, der immer ihre Einfahrt zuparkt, und unbekannte Gesichter auf der Straße. Die Zivilisten wissen, wo ihre Heimat, ihre Freiheit und ihr Leben verteidigt werden, nämlich vor der eigenen Haustür und nicht am Hindukusch. Die Soldaten, deren Einsätze sie teilweise aus dem eigenen Fenster beobachten können, sind die einzigen, die zwischen ihnen und einer Rotte Terroristen stehen, die durch Tunnel von Gaza nach Israel kommen, um irgendein Kibbuz niederzumetzeln . Das gigantische Tunnelsystem, das die Hamas über viele Jahre hinweg unter Gaza aufgebaut hat, wird im Kapitel „Gaza-Hilfsflotte“ näher behandelt. Dieses Netzwerk ist eines der Hauptziele der israelischen Einsätze, um die feindlichen Nachschubwege für Waffen und Munition abzuschneiden, vor allem jedoch, um zu verhindern, dass die Hamas eine ganze Armee ungesehen nach Israel marschieren lässt. Das bereitet der Hamas im Moment deutlich mehr Kopfschmerzen als verreckende Palästinenser.

Die Israelis stehen hinter der IDF und es gibt in Israel auch viel weniger Arschlöcher, die auf ihre Landesfahne pissen oder die eigenen Soldaten anspucken, als hier in Deutschland, weil man dort schon morgen vielleicht selbst mit denen in den Kampf zieht. Deutschland pisst auf seine Soldaten, weil es deren Kämpfe nicht sieht. Wir können uns den Luxus erlauben, die Verantwortung für die Drecksarbeit soweit von uns zu schieben, dass Kriege (wohlgemerkt, in der öffentlichen Debatte wird sogar schon dieses Wort vermieden), in denen unsere Soldaten sterben, vollkommen abstrakt werden und jede Realität verlieren, die Israelis haben diese Scheiße jedoch direkt vor der Haustür. Sie können da gar nichts ignorieren.

Gideon Levy kann es Militanz nennen, so oft er will, das Verhalten der Israelis ist nichts als Vernunft und Selbsterhaltung. Natürlich steht die Bevölkerung im Kampf gegen einen Feind, der Israel von der Landkarte fegen will, hinter der Armee, von der sie faktisch selbst ein Teil ist. Und natürlich hat man nach drei Intifadas langsam die Schnauze voll und versucht nun, der Hamas so gründlich die Zähne zu ziehen, dass man für ein paar Jahre wieder Ruhe hat. Ebenso natürlich geisterten 50 israelische Reservisten durch die deutsche Presse, die am 23. Juli in einem Protestbrief, veröffentlicht von der „Washington Post“, die Militarisierung der israelischen Bevölkerung ablehnten. Unter ihnen ist die 34-jährige Chen Tamir, die in Jaffa, einem Ort nahe Tel Aviv, lebt, wo sie sich in der Kunstszene herumtreibt. Dort kann sie die Freiheit ausleben, ein Idiot zu sein, die täglich vom Militär gegen die Hamas verteidigt wird. Wie fast alle Linken, teilt auch sie den wundervollen Wahn totaler Erleuchtung: „Ich habe das Gefühl, dass ich normal bin und alle anderen verrückt.“ Das sehen alle Geisterfahrer so. Und man kritisiert Tamir auch noch, statt sie für ihre Weigerung, als Reservistin zur Verfügung zu stehen, heilig zu sprechen. Dabei will sie doch nur ein Ende der Blockade Gazas, diese kleine Forderung der Hamas erfüllen, die dann endlich den ewigen Frieden in die Region bringen wird. Für alle, die es vergessen haben: Es gab schon einmal ein Ende der Blockade Gazas, von 2005 bis 2007. Die Folge war allerdings kein Frieden sondern ein endloser Raketenhagel auf Israel, der erst durch eine erneute Blockade wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auch innerhalb Gazas gab es keinen Frieden, Fatah und Hamas massakrierten sich gegenseitig im Kampf um die Vorherrschaft in den Gebieten, aus denen sich die Israelis vollständig zurückgezogen hatten (siehe oben) – Hunderte von Palästinensern starben in Feuergefechten, die man in Gaza unter „Wahlkampf“ versteht. Seither hat sich nichts verändert. Wieso sollte also ein Ende der Blockade von Waffenlieferungen nach Gaza diesmal plötzlich Frieden für irgendjemanden bringen? Das alles ist erst wenige Jahre her, wie bekifft müssen die Leute sein, die immer wieder diesen Vorschlag auf den Tisch legen?

Um nun endlich Gideon Levys zweiten Hirnfurz zu beantworten: Israels militarisierte Gesellschaft ist der einzige Grund dafür, dass Israel überhaupt noch existiert. Israel hat keinen, absolut keinen, politischen Einfluss darauf, ob die Hamas ihre Raketen abfeuert oder nicht. Die einzige politische Option bestünde darin, Israel aufzulösen und alle Juden nach New York oder Schleswig-Holstein umzusiedeln. Abstellen kann Israel den Beschuss nur militärisch – und auch das nur kurzfristig. […]


*Auszug aus Martin Habliks Neuauflage [2] des politisch korrekten Wörterbuchs „Holocaust ohne rückwärts einparken – Das politisch korrekte Wörterbuch 3.0“. 561 Seiten. Preis: EUR 2,68. Hier Teil 1 [3] und hier Teil 2 [4] der Kostproben aus dem Buch.

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