- PI-NEWS - https://www.pi-news.net -

Ene, mene, meck, und BILD ist weg

Von PETER BARTELS | Ein Abschiedsbrief wie für’s Poesiealbum … Eine Vorstands-Erkenntnis, wie einst bei Paulus … Ist die „Alternativlose“ endlich weg? … Säuft der Hundertprozentige doch wieder Hochprozentiges? Alles leider … Die Chefredakteurin von BILD – PI-NEWS berichtete bereits [1] – merkelt nicht mehr …

Dabei wollte doch Kai Diekmann mit „Hänsel & Gretel“ endlich schaffen, was er selbst 15 Jahre nicht geschafft hat: Tanit Koch und Julian Reichelt sollten den BILD-Karren wieder aus dem Dreck ziehen, in den er ihn bis weit über die Radnaben gebuddelt hatte. Tanit als erste BILD-Papier-Kommandeuse, Julian als BILD-Online-Capo. Natürlich wollte Totengräber Kaischi mit dieser Blendgranate hauptsächlich davon ablenken, dass er unmittelbar vor seiner dritten Auflagen-Schallmauer stand: 4 Millionen, 3 Millionen, 2 Millionen.

Und es klappte. Magazine wie SPIEGEL oder STERN, die früher jedes Auflagen-Hüsteln von BILD barmend zur Schwindsucht keuchten … Blätter wie die süddeutsche Alpen Pravda, FAZ oder ZEIT … sie alle litten und leiden längst selbst an galoppierender Schwundsucht. Und so zogen sich die „Blöd“-Verächter die Decke über den Kopf, lobten stattdessen pflichtschuldigst die „innovative“ Frauen-Quote bei BILD und BamS. Und der Totengräber atmete durch, grapschte sich den nächsten hochdotierten Schranzen-Job – diesmal beim US-Taxi-Giganten Uber.

Doch Hänsel & Gretel verrannten sich bald im Wald der Wirklichkeit. Zwar hatten beide BILD im Sandkasten gelernt – in der „Springer-Akademie“, die früher bescheiden Journalistenschule hieß. Da lernten die Volontäre einst, dass BILD eine Zeitung für die Masse, die Mehrheit ist. In der neuen „Akademie“ erfuhren die „Studenten“ nun, was Merkels Mainstream lesen wollten. Auf keinen Fall wollten sie lesen von „Flüchtlingen“, die zum Kassieren nach Germoney kamen, oder Fickificki. Merkels Mainstream wollte lesen, dass Putin und Trump die Apokalypse sind. Also sah auch BILD die Welt bald durch grün/rote Brillengläser.

In einem legendären, von Diekmann inzenierten „Dreier“ für den KRESS-Report, durfte Julian Reichelt dem wohlwollenden Diekmann huldigen, dass er als „eigentlich Linker“ bei BILD sein darf. Und Tanit Koch himmelte den Kaischi an, „weil sie ihm ALLES verdankt“. Sogar zwei Jahre Vorzimmerdame.

Schon bald raunte der Flurfunk: Hü oder Hott – wohin denn jetzt? Wenn der Kutscher auf dem Bock einst „Hü!“ rief, wußten die Ochsen: Er will nach links. Kommandierte er „Hott!“ wollte er nach rechts. So ging es auch bei BILD eine Weile hin und her. Bis Bibel-Leser Döpfner ein Machtwort verkündete. Er ernannte Reichelt zum „Chefredakteur der Chefredakteure“. Damit war der embedded Kriegsberichterstatter Julian – der einst heldenhaft beim Tee unter syrischen Arkarden den fernen Geschützdonner erlitt, wie die syrischen Verpisser auf dem Kudamm in Berlin – auch Tanits Oberkommandierender.

Und frei nach dem Motto: Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern … schrieb er nun ganze Wandzeitungen in Tanits BILD. Plötzlich sogar auch mal für Trump und gegen Merkel. Sogar markante GroKo-Gegner wie Ralf Schuler durften, wie gerade eben, auf BILD-ONLINE Merkels GroKo-Genossen Nikolaus Blome in Grund und Boden argumentieren/schreiben. Was Nick-Esel Nikolausi natürlich nicht hinderte, auch für das Tanitle einen kritischen Kommentar zur GroKo zu kritteln, als hätte er bei Schuler abgeschrieben.

Vorbei. Freitag früh schniefte sich Tanit im Stil eines Poesialbums aus Redaktion und Verlag:

„Wenn zwei Menschen professionell (sie meinte beruflich!) nicht harmonieren, läßt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte … Hinzu kam die Erkenntnis, dass sich BILD nicht durch Kompromisse auszeichnet, sondern durch Klarheit …“

„Die Liebserklärung gelingt mir (‚nach 13 großartigen Jahren‘…) deshalb nicht in aller Kürze: Mein Herz schlägt BILD-rot, es schlägt für Euch … Euren ausgeprägten Sinn für Unsinn“ … „BILD ist einzigartig. Einzigartig ist auch die Position … für die ich … allen voran Kai Diekmann, unendlich dankbar bin.“… „Ich lächle, während ich diese Zeilen schreibe … mit Euch zu arbeiten sollte vergnügungssteuerpflichtig sein …“

BILD – keine Kompromisse? Nur Klarheit? Der Quatsch wird immer quätscher bis er quietscht: BILD war i m m e r Kompromiss. Wie auch anders? 52 Prozent der Käufer waren Sozis, der Rest CDU, FDP und ein „Rest“, über den man schon damals nicht sprach, wie Franz Josef Strauß. Aber BILD war immer „klar“ konservativ – ob Rot oder Schwarz . Denn BILD war die Mehrheit der Deutschen. Sogar 1 zu 1! Erfolgreiche Chefredakteure wie Peter Boenisch, Günter Prinz oder „Rambo & Django“ haben sich darum auch jeden Tag gequält: Worüber reden die Menschen, was will die Mehrheit morgen lesen? Das, Mädel, ist der kleine, gewaltige Unterschied: IHR habt bei Kaischi nur gelernt: Wie können wir Merkel und Mainstream gefallen. Und dabei habt Ihr vergessen, dass weder Merkel noch Mainstream Zeitungen kaufen, BILD schon gar nicht.

Tanit Koch enthüllt, wo ihr Herz schlug: Beim „ausgeprägten Sinn für Unsinn“. Niedlich, nur warum sollen Leser für diesen Unsinn täglich umgerechnet fast 2 Mark bezahlen? Und warum trifft Friedes Wachturm Mathias erst jetzt der Blitz der Erleuchtung, wie einst den Paulus auf dem Weg nach Damaskus?

„Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion … hat in der Praxis nicht funktioniert, weil dies nicht zu BILD passt. BILD braucht ganz klare Verhältnisse.“

Das hat schon vor „148 Jahren“ bei Rambo & Django nicht „funktioniert“. Und die beiden waren wirklich erfolgreich, verkauften 5 Millionen Bild-Zeitungen. Täglich. Hänsel & Gretel haben in knapp zwei Jahren gut 600.000 Käufer vertrieben, hat noch schlappe 1,3 Millionen. Und wer die angeblich 300.000 BILD-Online-Leser abzieht weiß, warum Tanit Koch in Wahrheit zum Poesiealbum griff …

Die letzte Schallmauer nach unten, die allerletzte Million ist ganz, ganz nah. Und Tanit hat alles, „wirklich alles“ bei Kai Diekmann gelernt.

Ene, mene meck, denn BILD ist weg. Daran ändert auch Döpfners Julian „Steiner“ nix mehr.


Ex-BILD-Chef Peter Bartels. [2]
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [3] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [4], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [5]!

Like

Die Kapitänin verläßt das sinkende Schiff: Tanit Koch weg!

geschrieben von dago15 am in Altmedien | 123 Kommentare

Von PETER BARTELS | Die erste Chefredakteurin von BILD hat fertig. Vor wenigen Minuten ist sie im großen Konferenzraum „zurückgetreten“ [6]. Zwei Jahre. Nur Minus. Über eine halbe Million! Und kein Land in Sicht, außer der letzten Million, von einst stolzen fünf Millionen. Kurz vorher verschickte Sie diesen Abschiedsbrief. Schnief …

„Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,

Abschieds- und Liebeserklärungen (behauptet jedenfalls Fontane) sollten etwas gemeinsam haben: Kürze.

Zunächst zum Abschied, der gleich offiziell um 9.30 Uhr im Produktionsraum verkündet wird: Ich gebe meine Position als BILD-Chefredakteurin zum 1. März 2018 auf und verlasse den Verlag.

Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte. Hinzu kam die Gewissheit, dass sich BILD nicht durch Kompromisse auszeichnet, sondern durch Klarheit. Deshalb habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen.

Wie schwer er mir nach 13 großartigen Jahren im Haus gefallen ist, weiß jeder, der mich kennt. Die Liebeserklärung gelingt mir deshalb nicht in aller Kürze: Mein Herz schlägt BILD-rot, es schlägt für Euch, für Eure Leidenschaft, Eure Professionalität, Eure Menschlichkeit und Euren so ausgeprägten Sinn für Unsinn. Ihr seid BILD – und BILD ist einzigartig. Einzigartig ist auch die Position, die ich nun nach zwei Jahren verlasse und für die ich dem Verlag, allen voran Kai Diekmann, unendlich dankbar bin. Ich habe bei BILD journalistisch mehr erreicht, als meine Phantasie hergegeben hat (ein Luftballon-Büro inklusive), und ich wünsche Marion, Miriam, Uli, Julian, Brügel, Florian, Daniel und jedem einzelnen von Euch, auch künftig immer das zu erreichen, was BILD so unvergleichlich macht.

Ich lächle, während ich diese Zeilen schreibe, denn ich denke an Euch. Mit Euch zu arbeiten sollte vergnügungssteuerpflichtig sein – und dieses Vergnügen hält ein Leben lang an.

Danke für alles!

Bis gleich im 16. Stock,

Eure


Ex-BILD-Chef Peter Bartels. [2]
Ex-BILD-Chef Peter Bartels.

PI-NEWS-Autor Peter Bartels [3] war zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur. Unter ihm erreichte das Blatt eine Auflage von 5 Millionen. In seinem Buch „Bild: Ex-Chefredakteur enthüllt die Wahrheit über den Niedergang einer einst großen Zeitung“ [4], beschreibt er, warum das einst stolze Blatt in den vergangenen Jahren rund 3,5 Millionen seiner Käufer verlor. Zu erreichen ist Bartels über seine Facebook-Seite [5]!

Like