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Hildesheim: Schulleiter lässt Behinderte bei Brandübung in Klassen zurück

Von H.G. | Am Mittwoch berichtete PI-NEWS [1] über die offenbar gescheiterte Inklusions-Reform an niedersächsischen Schulen, mit der Kultusminister Grant Tonne per Gesetz Kindern mit und ohne Handicap gleichberechtigten Zugang ins öffentliche Schulsystem ermöglichen will. Jetzt werden weitere haarsträubende Einzelheiten bekannt: Ein Hildesheimer Schulleiter hat bei Brandschutzübungen drei körperbehinderte Schüler bewusst in den Klassen zurückgelassen [2]. Aus versicherungsrechtlichen Gründen.

Die diskriminierende Entscheidung, die fassungslos macht, ereignete sich ausgerechnet auf einer niedersächsischen Vorzeigeschule. Die Robert-Bosch-Gesamtschule [3] wurde 2007 als Hauptpreisträger und als beste Schule Deutschlands beim Wettbewerb “Der deutsche Schulpreis 2007” ausgezeichnet.

Auf ihre soziale Kompetenz ist die RBG mit über 1400 Schülern und 130 Lehrern besonders stolz. Im Leitbild heißt es: „Als Mitglieder der Schulgemeinschaft verpflichten wir uns zu Toleranz, Hilfsbereitschaft und Respekt vor anderen und dem Schutz des Schwächeren.“

Trotzdem ließ es Schulleiter René Mounajed zu, dass bei zwei Feueralarm-Übungen behinderte Inklusions-Schüler im Gebäude auf das Ende der Übungen verbleiben mussten, während die restlichen 1400 Schüler mit allen Lehrern zu den Sammelstellen ins Freie strömten. Lehrkräfte mussten sich gleichzeitig um die zurückgelassenen und nach draußen eilenden Schüler kümmern.

Der 42-Jährige, seit 2018 in RGB-Leitungsfunktion,  behauptet, dass die Berufsfeuerwehr ihn so  angewiesen habe. Dort soll man davon ausgegangen sein, dass die körperbehinderten Kinder nicht versichert seien, falls sie sich während einer Fluchtübung verletzten.

Stadt widerspricht Schulleiter

Die Hildesheimer Stadtverwaltung dementiert. Die Anweisung habe es so nicht gegeben. Auch die Gemeinde-Unfallversicherung kann den versicherungsrechtlichen Vorbehalt nicht nachvollziehen. Natürlich werde kein Unterschied zwischen Rollstuhlfahrern und Nichtrollstuhlfahrern gemacht.

Bei allen anderen Hildesheimer Schulen scheint dies bekannt und selbstverständlich. Bei Feueralarm-Übungen bleibe keine Person im Schulgebäude zurück, stellte ein Schulrektor klar. Nur für René Mounajed scheint das nicht selbstverständlich gewesen zu sein. Er muss sich nach dem unmissverständlichen Kollegen-Urteil fragen lassen, ob er seiner Fürsorgepflicht genüge getan hat, als er – angebliche Feuerwehr-Anweisung  hin oder her – nicht nach eigenen schulischen Grundsätzen und nicht mit gesundem Menschenverstand gehandelt hat. Noch dazu angesichts der besonderen Verantwortung für die gesetzlich vorgeschriebene Inklusion und seinen körperbehinderten Schülern gegenüber. Kennt er die Maxime „Die Schwachen zuerst“ nicht?

Schlimmes Signal für Behinderte

Ein schlimmes Signal für alle Behinderten. Haben die anderen Lehrkräfte keinen Protest erhoben, gab es keine Beschwerden von Eltern, vom Schulelternrat, der Schülervertretung? Was sagt die niedersächsische Landesschulbehörde zur haarsträubenden Entscheidung von Mounajed, wie reagiert der niedersächsische Kultusminister, wenn Inklusion bereits bei Feueralarm-Übungen ad absurdum geführt wird? Ist der Schulleiter, der ansonsten gegen angebliche Internet-Trolle umtriebig ist [4], noch befähigt, ein verantwortungsvolles Leitungsamt zu bekleiden? Ist er als Schulleiter noch zu halten, zumal wenn er eklatant gegen gesetzliche Inklusionsregeln zu handeln scheint?

Immerhin war selbst seiner Inklusions-Fachleiterin mulmig geworden und der Zustand nicht haltbar. Denn sie schrieb der Feuerwehr, dass den körperlich eingeschränkten Schülern das Bild vermittelt werde, man lasse sie generell zurück.

Kontakt:
rbg@schulen-hildesheim.de [5]


(Hinweis an unsere Leser: Wir bitten Sie bei Schreiben an die Kontaktadresse, trotz aller Kontroversen in der Sache, um eine höfliche und sachlich faire Ausdrucksweise.)

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Niedersachsen: Lehrer erklären Inklusion für gescheitert

geschrieben von dago15 am in Schule | 113 Kommentare

Von PLUTO | Sein Name ist Programm, vermuten nicht wenige: Grant Tonne, niedersächsischer SPD-Bildungsminister. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört der Kampf gegen die AfD. Dabei hätte er sich besser um die drängenden bildungspolitischen Aufgaben im Lande kümmern sollen. „Haben Sie die Inklusion an die Wand gefahren, Herr Tonne?“, fragt jetzt sogar die SPD-nahe Hannoversche Allgemeine (HAZ). [6]

Inklusion – das ist die kühne Idee, lernschwächeren Kindern einen gleichberechtigten Zugang ins öffentliche Schulsystem zu ermöglichen. Klingt gut, klappt eher selten. Deutschland hat sich gemäß UN-Behindertenrechtskonvention dazu verpflichtet. In Niedersachsen stößt die seit 2013 unter der SPD eingeführte inklusive Schule an Grenzen, insbesondere in Problembezirken. Eltern von Schülerinnen und Schülern mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung haben hier seitdem das Wahlrecht, ob ihr Kind die allgemeine Schule oder eine Förderschule besuchen soll. Manche überschätzen dabei sich und ihre Kinder.

Das sich abzeichnende System-Versagen unter Verantwortung des 42-jährigen SPD-Politikers und früheren Juso-Vorsitzenden Tonne nahm am Wochenanfang richtig Fahrt auf, nachdem hannoversche Gesamtschulleiter in einem Brandbrief angekündigt hatten, künftig weniger Schüler mit Förderbedarf aufzunehmen. Der Stich ging auch gegen die Gymnasien. Die Gesamtschulen trügen die Hauptlast in der Betreuung lernschwacher Kinder, während sich Hannovers Gymnasien einen schlanken Fuß machten.

Niedersächsische Lehrerverbände gaben Flankenschutz und dem Kultusminister Saures: „Die Inklusion in ihrer bisherigen Form ist gescheitert“, sagte der Landesvorsitzende der Direktorenvereinigung, Wolfgang Schimpf. Gemeinsamer Unterricht von beeinträchtigten Kindern und Schülern ohne Handycap finde in der Regel gar nicht statt. Die Förderschüler würden gesondert betreut.

Die HAZ vermittelt Einblicke: Störende Drittklässler, die von ihren Eltern aus der Grundschule abgeholt werden müssen, lernschwache Schüler, die in der 6. Klasse mit einfachsten Aufgaben nicht zurechtkommen, während Mitschüler schon Prozent rechnen. Gerade Schulen in Problemvierteln, unter anderem mit Migranten und Flüchtlingen, seien am Limit. Dort brodelt es. Elternvertreter von rund 20 Grundschulen in der Region Hannover bereiten zurzeit eine Petition an den Landtag vor.

Kinder mit Lernproblemen an Gymnasien, deren Ziel das Abitur ist: Wie soll das funktionieren, fragen Fachleute. Man muss kein studierter Lehrer sein, um zu erahnen, durch welche Versagenstäler Kinder gehen müssen, wenn sie ständig begabteren Klassenkameraden hinterher hinken.

Hält unbeirrt an der Inklusion fest – Bildungsminister Grant Tonne (SPD).

Dabei hat Niedersachsen vor der Inklusion mit Förderschulen gute Erfahrungen gemacht. Man sollte sie wieder wiedereinführen, anstatt sie bis 2028 auslaufen zu lassen, fordern niedersächsische CDU- und FDP-Vertreter.
 
Dietmar Friedhoff (AfD): „Wenn Ideologien am klaren Menschenverstand scheitern“

Der niedersächsische AfD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Friedhoff spricht vielen Eltern aus dem Herzen: „Und wieder einmal hatte die AfD Recht. Aber was bringt es im Nachhinein, wenn Ideologien am klaren Menschenverstand scheitern! Wieder einmal wurde Funktionierendes zerstört und durch Fragwürdiges ersetzt. Alles nach dem Grundsatz links grüner Ideologie, alle Menschen müssen gleich sein. Das universelle Menschenrecht! Dass nun Schüler wie Lehrer überfordert sind, war vorher zu sehen. Wem hat es nun etwas gebracht? Der Gewissensberuhigung Gesunder? Den Menschen mit Handycap und deren Familien auf jeden Fall nicht.“

So wird unter der Verantwortung von Tonne in Niedersachsen auf dem Rücken von Eltern und Kindern weiterhin das große inklusive Schulexperiment durchgeführt, das laut Schulexperten in der bisherigen Form gescheitert ist: überforderte Lehrer, genervte Eltern, frustrierte Kinder. Die vernichtende Kritik ficht Tonne offenbar nicht an. Inklusion sei „nicht verhandelbar“, beharrt er gegenüber NDR-Info [7]. Er will stattdessen noch mehr Geld und Personal in das umstrittene Inklusions-Modell stecken. Das erinnert fatal an das Integrations-Mantra der Kanzlerin: „Wir schaffen das“.

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