[1]Das vom Verein „Neustadt gegen Fremdenhass“ veranstaltete „Fest der Kulturen“ in Neustadt an der Weinstraße verlief laut einer lokalen Tageszeitung doch nicht so ruhig und störungsfrei wie aus unserem gestrigen Bericht [2] hervorging. Wie es in dem Artikel heißt, kam es während des Multikulti-Festes zu schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Amnesty-International-Aktivisten Heiko Müller und Mitgliedern des Islamischen Kulturvereins. Grund: Müller hatte es gewagt, bei seiner Rede die Freilassung des Schriftstellers Dogan Akhanli, der sich gegen den Völkermord der Türken an den Armeniern einsetzt (PI berichtete) [3], aus türkischer Haft zu fordern.
Die Rheinpfalz [4] schreibt:
Mitglieder des Islamischen Kulturvereins wollten die Bühne stürmen, offenbar weil sie sich von Aussagen des Amnesty-International-Aktivisten Heiko Müller provoziert fühlten. Nur das Eingreifen von Vereinsvertretern verhinderte eine Schlägerei, sogar die Polizei musste schlichten.
Heiko Müller, Landesbeauftragter für Asylfragen der Menschenrechtsorganisation, hatte schon am Vormittag für Aufregung gesorgt. Er warb bei dem Fest dafür, Petitionen von Amnesty International zu unterschreiben – darunter eine, mit der die Freilassung des Schriftstellers Dogan Akhanli aus türkischer Haft gefordert wird. Der Autor setze sich gegen den „Völkermord“ an den Armeniern und deren „Abschlachten durch Türken“ ein, so Müller.
Diese Stichworte sorgten für Aufregung am nur wenige Meter von der Bühne platzierten Stand des Islamischen Kulturvereins. „Das ist Diskriminierung“, „Wir lassen uns nicht beleidigen“, „Das stimmt nicht“ – so lauteten empörte Rufe. „Im Gegensatz zur Türkei dürfen wir unsere Meinung offen sagen“, konterte Müller. Einigen Akteuren des veranstaltenden Vereins gelang es da noch, die Gemüter wieder einigermaßen zu beruhigen.
Das war aber nur das Vorspiel zu einem weitaus heftigeren Vorfall am Nachmittag. „Gleich wird“s spannend“, vermutete ein Besucher schon, als Müller da erneut auf die Bühne ging. Als wieder die Worte „Abschlachten“ und „Völkermord“ fielen, stürmten 20 bis 30 Männer, Frauen und Jugendliche schreiend vom Stand des Islamischen Kulturvereins in Richtung Bühne. Mehrere Vertreter der Veranstalter und einige Besucher stellten sich in den Weg, Müller wiederum rief nach der Polizei, die mit einem Informationsstand auf dem Fest präsent war. Die Stimmung war kurzzeitig äußerst explosiv, einige Besucher verließen – davon offenbar verängstigt – das Fest vorzeitig. Mit viel Mühe gelang es Veranstaltern und Polizisten, für Ruhe zu sorgen.
Das sei ein Fest, bei dem sie sich nicht beleidigen lassen wollen, was Müller sage, stimme nicht, nannten einige der Türken als Grund für ihr Verhalten. „Ich habe gedacht, die hätten sich beruhigt“, entgegnete Heiko Müller auf die Frage, warum er seine Worte vom Vormittag wiederholt habe.
Für Irritationen sorgten auch angeblich fundamentalistisch orientierte Schriften an einem von Kurden betriebenen Stand. Diskussionen löste zudem ein Stand der von einigen Kritikern als „islamfeindlich“ eingestuften Vereinigung „Pax Europa“ an der Ecke Hauptstraße/Marktstraße aus. Eine Vertreterin des Vereins soll mit einer Burka verhüllt über das Fest gegangen sein. Der Verein „Neustadt gegen Fremdenhass“ hat angekündigt, die Vorfälle aufarbeiten zu wollen.
Wie uns PI-Leserin Jojo heute in einem Update mitteilt, kam es am BPE-Stand auch noch zu einer kleinen Auseinandersetzung. Als am Schluss des Festes eine Organisatorin eine Weile allein auf dem Stand war, kam eine Gruppe muslimischer Mädchen an den Stand, hat Flyer zerrissen, die Bücher auf der Straße verstreut und mit „Halt’s Maul!“ versucht, die BPE-Aktivistin einzuschüchtern. Ein Imam, der nur türkisch sprach, und die hinzugerufene Polizei klärten dann die Situation.
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