Von GÖTZ KUBITSCHEK* | Wenn Roger Köppel (Weltwoche) zum Gespräch bittet, entspannen sich die angespannten AfD-Politiker. Woran liegt das?

Köppel strahlt eine interessierte Liberalität alten Schlages aus. Armin Mohler schrieb einmal, im Gegensatz zu Deutschland gehe es in der Schweiz stets nur um Mehr oder Weniger, nie um Alles oder nichts. Das ist eine Charakterisierung dieser Liberalität, die leicht abschätzig klingt, zugleich aber eine Türe öffnet: die zum offenen, ausführlichen Gespräch, in dem keine Fallen gestellt und keine Dolche eingesetzt werden.

Schon das Gespräch Köppels mit Höcke war wichtig für alle, die endlich einmal spüren wollten, daß dieser Mann nicht nur in den Kategorien des politischen Kampfes und der historischen Aufgabe denken könne.

Nun war Krah bei Köppel in der Sendung, und dieser Auftritt, der ja mit einer simplen Bildschirmkamera aus dem heimischen Büro heraus gefilmt wurde, ist so authentisch, wie es keine Studiosendung je sein könnte. Wir sehen Krah, wie er ist, wenn er zuhause sitzt, vor einer Kamera, die ein wenig glubschig auflöst.

Krah, bildschirmfüllend, noch nicht rasiert, aber voll da, also: mal eben eimerweise klar und durchdacht Auskunft gebend, selbst auf tiefgründige, schwierige Fragen.

Er hat es drauf, schrieb mir ein Leser, und führte aus:

Irgendwie Donald Krah, oder? Ab Minute 20 sind das klare und durchdachte Statements zu Europa. Ab Minute 38 präsentiert er uns ein Lehrstück in persönlicher und bundesrepublikanischer Historie. Ab Minute 48 glänzt er als Jurist mit normativen Hinweisen, wie schon bei jung&naiv. Er schüttelt das aus dem Ärmel, es ist nicht so, daß er es sich zurecht gelegt hätte und es etwas zu hektisch aus der Tasche ziehen würde. Es ist einfach da, wenn er es braucht.

Bei Minute 50 folgt dann der knackigste Satz: „Wenn wir die Grenzen nicht zukriegen, ist alles aus“. Und als wunderbare ungewollte Gefühlseinlage läuft bei 45.50 ferien-gelangweilt der Sohn durchs Bild. Dieses Gespräch macht seine Singularität in den AfD-Reihen deutlich. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Es ist klar, was der Leser sieht und meint, mit seinem letzten Sätzchen, oder? Die AfD hat mit Krah einen, der etwas kann, was kaum ein anderer kann. Das mag denen, die so nicht sein können, Sorge bereiten. Denn man kann es nicht lernen.

Was kann Krah? Magnetisch spalten. Krah spaltet, weil er nicht buhlt, und er ist magnetisch, weil er faszinierend ist. Er kann in derselben Rede mit unglaublicher Zuneigung “dem Volk” Zuversicht und Herkunftswärme vermitteln und seine Gegner nackt ausziehen – fast schon belustigt über deren Hilflosigkeit, weil sie in Scharen kommen, um ihn zu verhindern.

Das kriegt außer ihm nur Höcke hin, also: magnetisch spalten. Selbst seine Feinde sind fasziniert von ihm, und sie sind fasziniert von Krah. Wie man so sein kann! Wie man die Tag- und Nachtgedanken von hunderten, tausenden beherrschen kann, die mit einem nicht fertig werden!

Man hat, trifft man auf Krah, den Eindruck, er schlafe stets gut, wissend, daß er andere wieder um den Schlaf brachte, Nacht für Nacht, darunter auch Leute aus den eigenen Reihen, die es gern ein wenig ruhiger, also harmloser hätten.

Köppel hat binnen weniger Tage knapp 170 000 Zuschauer für sein Gespräch mit Krah einsammeln können, und das mit Höcke ist das bei weitem aufrufstärkste des Weltwoche-Kanals. Damit muß die AfD wuchern, ebenso wie mit den überfüllten Dorfsälen bei Bürgerdialogen. Nur Sahra Wagenknecht zieht ähnlich.

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*Im Original auf sezession.de

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15 KOMMENTARE

  1. Wir brauchen gute Politiker in Deutschland und nicht in diesem Korruptionsdrecksloch Brüssel.

    Frage dazu : wo ist denn der Steiger hin?

  2. Krah bei Köppel war gigantisch, verglichen mit dem Gesindel der Altparteien. Aber der Wähler muß halt einigermaßen mitspielen. Und dann übernimmt die AfD einen Staat im Crash-Zustand.

    Und dann könnte es eben auch sein, dass der Krah einfach zu viel ist für das Bewußtsein des Durchschnittsmenschen der vielleicht das Leben selbst nachvollziehen kann, aber nicht die Reflexion darüber.

  3. Krah hat doch deutlich mehr auf dem Kasten, als ich anfangs dachte.
    Köppel schafft es immer wieder, ein höfliches Gespräch mit einem Menschen zustande zu bringen, ohne die nötige Sachlichkeit zu verlieren. Das sind Interviews mit Anspruch, die weder Lobhudeleien, noch Verhöre sind.
    So arbeiten Journalisten, im Gegensatz zu den üblichen politischen Akteuren, die sich nur als Journalisten tarnen.

  4. @bobbycar 10. Mai 2024 at 18:57

    NATO-Truppen in der Ukraine wären bewußte Eskalation. Um das zu verhindern, führt Putin diesen Krieg. Die NATO hat diesen Krieg provoziert und Putin hat ihn begonnen. Es gibt es Subjekte, die diesen Krieg mit all seinen Folgen wollten. Die werden nicht durch taktische Atomwaffen abgeschreckt, die werden dann erst richtig geil, fürchte ich.

  5. Bei Köppel gibt es den normalen Journalismus, auf dem man in Deutschland vergeblich wartet. Und dabei ist er nicht einmal US-feindlich oder ein einseitiger Vertreter von Russland oder China. Er bleibt weltoffen und gesprächsbereit, ohne sich und sein Land aufzugeben.

  6. Köppel ist ein Transatlantiker geblieben, ohne ein kritikloser Befehlsempfänger zu sein. Man sieht es zB an seiner Fürsprache für den F35.

    Was auch noch zu bemerken wäre, das ist sein Klassenbewusstsein. Da geht es zum Beispiel um Luxushotels, schweizer Uhren für tausende von Franken oder teure Weine. Das ist für sich nicht verwerflich. Wer das abschaffen will, der ist ein Narr. Nur weiß ich von mir selber, dass ich da nicht hin gehöre oder niemals landen werde. Dennoch kritisiert er auch die absurden Spitzen dieser Kreise.

    Und er kann auch Leute anderer Klassen für sich gewinnen.

  7. 3 Fragen:
    Wo ist denn der Beleg, dass Gegner von Krah fasziniert sind?
    Wo ist denn das Youtube-Video-Kubitschek geblieben, mit dem Gespräch Krah/Scheil, in dem Hr. Krah erklärt, die Westbindung an die USA müsste durch eine Ostbindung an Russland/China ersetzt werden?
    Wo ist der programmatische Beschluss der AfD, in dem sie erklärt, dass sie letzteres anstrebt?

  8. Zu Krah steht jetzt die Frage Lanz im Raum.
    Mehrmals wurde bei Lanz schon auf Krah eingegangen – in welcher Form ist ja bekannt. Krah hat selbst schon das Thema aufgeworfen, dass Lanz mal mit ihm persönlich reden sollte und nicht nur über ihn. Spannend wäre es schon, zu erleben wie Krah der gesamten gegen ihn aufgebotenen Armada, inclusive dem Einpeitscher Lanz, einzeln ohne Betäubung die Zähne zieht.

  9. Krahl ist verdammt stark !
    Kein Wunder, dass ihn die Verbrecher der Regierung samt
    CDU-Scheinopposition
    und ihre Mainstream-Medien meiden, wie der Teufel das Weihwasser !

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